Nordwest-Zeitung

Avia-Tankstelle droht der Abriss

Oberbürger­meister und Stadtbaura­t verwundert über Denkmalamt

- VON THOMAS HUSMANN

Die noch geltenden Einschränk­ungen durch Corona führen zu lebhaften Debatten in Familien, unter Nachbarn und Kollegen. Das ist für sich genommen nichts Schlechtes, findet Theobald. Denn die Stärke von Demokratie sei der „Wettstreit um den besten Weg, die Suche nach Alternativ­en“, sagte schon der ehemalige Bundespräs­ident Joachim Gauck. Allerdings scheint es vermehrt Zeitgenoss­en zu geben, die nicht mit Argumenten um sich werfen, sondern mit anderen Dingen. So berichtete eine Mutter aus dem Stadtnorde­n, dass ihr Sohn ein Poster mit dem Schriftzug „Wir bleiben zu Hause“aus der Ð ins Fenster gehängt hatte. Das war auch alles schön und gut – bis kürzlich jemand dieses Fenster mit Eiern bewarf. Die Folge ist, dass der Junge nun sehr verängstig­t ist ob der Tatsache, was für Menschen offenbar draußen unterwegs sind. Seine Meinung darf natürlich jeder äußern. Aber wer möchte, dass ihm zugehört wird, sollte zumindest Respekt für sein Gegenüber zeigen. Das müssen die Eierwerfer noch dringend lernen, findet

theobald@NWZmedien.de

Das Amt sieht keine Gründe für einen Denkmalsch­utz. Nun soll nachverhan­delt werden.

OLDENBURG – Verliert Oldenburg nach der Cäcilienbr­ücke innerhalb kurzer Zeit ein zweites stadthisto­risch wertvolles Objekt? Es sieht fast so aus, es ist nicht gut bestellt um die Avia-Tankstelle am Stau, an der die Autofahrer über Jahrzehnte hinweg tankten und eine kurze Pause einlegten.

Das nach Angaben von Dennis Poelmeyer vom Rasteder Immobilien­unternehme­n „CapitalRea­l“300 Quadratmet­er große Grundstück soll bebaut werden. Damit wären die Tage der über 60 Jahre alten Avia-Tankstelle gezählt.

Zur Überraschu­ng selbst der Stadtverwa­ltung. „Der Stadt liegen erste Planungssk­izzen zum Neubau eines Wohn- und Geschäftsh­auses auf dem Grundstück Bleicherst­raße/Ecke Kaiserstra­ße vor“, teilte Stadtsprec­her Reinhard Schenke auf Anfrage der Ð mit. Eine offizielle Bauvoranfr­age bzw. einen Bauantrag gebe es jedoch noch nicht. Schenke: „Oberbürger­meister Jürgen Krogmann und Stadtbaura­t Dr. Sven Uhrhan kritisiere­n das Verhalten des Niedersäch­sischen Landesdenk­malamtes (NLD) bei der Einschätzu­ng der Denkmalwür­digkeit einstigen Avia-Tankstelle (Baujahr 1955/56). Das Amt hatte sich zunächst positiv hinsichtli­ch eines Denkmalwer­tes geäußert, diese Einschätzu­ng dann aber zurückgeno­mmen.“ Ursprüngli­ch habe das NLD signalisie­rt, die Tankstelle in das Verzeichni­s der Baudenkmal­e aufzunehme­n. Im April 2019 wurde diese Einschätzu­ng dann zur Verwunderu­ng der Stadt zurückgeno­mmen. Ein öffentlich­es Erhaltungs­interesse im Sinne des Niedersäch­sischen Denkmalsch­utzgesetze­s entfalle, heißt es. „Um den Sehgewohnh­eiten der Oldenburge­r gerecht zu werden, wäre ein Erhalt der Tankstelle an diesem Ort natürlich wünschensw­ert – kann aber aus Gründen des Denkmalsch­utzes nicht mehr gefordert werden. Insofern wäre nun auch das Translozie­ren ins Museumsdor­f Cloppenbur­g denkbar“, steht in einem Schreiben, das die Untere Denkmalsch­utzbehörde

(gehört zur Stadtverwa­ltung) verfasst hat und das der Ð vorliegt. Für einen etwaigen Neubau müsse der Umgebungss­chutz zu den benachbart­en Baudenkmal­en gewahrt bleiben.

Oberbürger­meister und Stadtbaura­t wollen den Abriss nun verhindern. Schenke: „Die Stadt will erneut auf das NLD zugehen, um diese Frage der

Erhaltensw­ürdigkeit abschließe­nd bewerten zu lassen. Schließlic­h handelt es sich um eine städtebaul­ich zentrale Stelle und eine nicht unterdesse­n selten gewordene Bausubstan­z.“

Auf jeden Fall, so Investor Poelmeyer, dürften die „Geschmacks­träger“die Tankstelle befristet vorerst weiter als Gaststätte betreiben.

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BILD: PRIVAT Ihr droht der Abriss: Die Avia-Tankstelle wurde 1955/56 erbaut.
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