Polizei warnt vor Rausch durch Lachgas-Kapseln
Leere Hülsen vor Vareler Bahnhof gefunden – Konsum ist nicht strafbar
VAREL – Lachen soll ja die beste Medizin sein. Lachgas dagegen alles andere als gesund, wenn man es einatmet. Trotzdem wird das Gas zur neuen Partydroge. Auch in Varel wurden am Bahnhof jetzt leere Lachgaskapseln gefunden. Offenbar hat sich dort jemand einen Rausch verschafft. Lachgas sorgt für einen kurzen und schnellen „Kick“. Wenn man es inhaliert, treten schon nach wenigen Sekunden Halluzinationen, Glücksgefühle und ein Wärmegefühl ein. Der Rausch ist aber auch schnell wieder vorbei. Er hält gerade einmal ein paar Sekunden an.
Das Lachgas ist aber völlig legal zu haben. Jeder kann im Einzelhandel die kleinen Kapseln kaufen, mit denen eigentlich Sahne aufgeschäumt oder Ballons aufgeblasen werden. Die Kapseln kosten nur ein
In solchen Kapseln wird Lachgas verkauft. Immer häufiger wird es als Partydroge benutzt.
Euro. Auch der Konsum an sich ist nicht strafbar, wie Eugen Schnettler, Präventionsbeauftragter der Polizei in Varel erklärt. Wer sich aber in einem noch benommenen Zustand zum Beispiel ans Steuer eines Autos setzt, muss mit Folgen rechnen, sollte er von der Polizei erwischt werden.
Die gesundheitlichen Fol
gen sind aber nicht ohne. Anders als das bekannte Helium, dass oft als Party-Gag eingeatmet wird, weil es einem eine hohe Mickey-Maus-Stimme verschafft, greift Lachgas bei häufigerem Konsum die Organe an, kann die Nerven und das Knochenmark schädigen. Die Folge: Wer das Lachgas einatmet, hat danach Schwierigkeiten bei der Koordiniepaar rung und mit dem Gedächtnis. Dazu kommt, dass es gefährliche Wechselwirkungen mit Alkohol und anderen Drogen geben kann.
Das Gas wird entweder direkt aus der Kartusche geschnüffelt oder die Konsumenten ziehen sich eine Tüte über den Kopf, in die sie das Gas dann strömen lassen. Die Gefahr dabei ist groß, dass die Konsumenten ohnmächtig werden und schließlich unter der Tüte ersticken. Manche füllen mit dem Gas Ballons, um es daraus einzuatmen.
„Vielen ist sicher nicht bewusst, was das mit dem Körper macht“, sagt Eugen Schnettler. Bislang sei das Phänomen um die Lachgaskapseln in Varel noch nicht aufgefallen. Selbst bei der Polizei war die Droge aus der Sahnekapsel bislang weitgehend unbekannt. „Wir werden aber jetzt verstärkt darauf achten.“
Derzeit ruht die Präventionsarbeit in den Schulen wegen der Corona-Pandemie. Sobald sie aber wieder aufgenommen werden kann, werde Lachgas als Droge auch dort thematisiert werden.
Deutschlandweit liegt die neue Partydroge im Trend: Schon vor zwei Jahren stellten Drogenforscher der Uni Frankfurt fest, dass die Zahl der Jugendlichen, die Lachgas konsumiert haben, sich innerhalb von drei Jahren verdoppelt hat. Obendrein ist Lachgas extrem klimaschädlich. Es bleibt sehr lange in der Atmosphäre und soll etwa 300 Mal so schädlich sein wie CO2. Ursprünglich wurde Distickstoffmonoxid – so der chemische Name – als Betäubungsmittel eingesetzt. In der Zahnmedizin findet es heute noch manchmal Anwendung, um extrem nervöse Patienten zu beruhigen.