Nordwest-Zeitung

Polizei warnt vor Rausch durch Lachgas-Kapseln

Leere Hülsen vor Vareler Bahnhof gefunden – Konsum ist nicht strafbar

- VON CHRISTOPHE­R HANRAETS

VAREL – Lachen soll ja die beste Medizin sein. Lachgas dagegen alles andere als gesund, wenn man es einatmet. Trotzdem wird das Gas zur neuen Partydroge. Auch in Varel wurden am Bahnhof jetzt leere Lachgaskap­seln gefunden. Offenbar hat sich dort jemand einen Rausch verschafft. Lachgas sorgt für einen kurzen und schnellen „Kick“. Wenn man es inhaliert, treten schon nach wenigen Sekunden Halluzinat­ionen, Glücksgefü­hle und ein Wärmegefüh­l ein. Der Rausch ist aber auch schnell wieder vorbei. Er hält gerade einmal ein paar Sekunden an.

Das Lachgas ist aber völlig legal zu haben. Jeder kann im Einzelhand­el die kleinen Kapseln kaufen, mit denen eigentlich Sahne aufgeschäu­mt oder Ballons aufgeblase­n werden. Die Kapseln kosten nur ein

In solchen Kapseln wird Lachgas verkauft. Immer häufiger wird es als Partydroge benutzt.

Euro. Auch der Konsum an sich ist nicht strafbar, wie Eugen Schnettler, Prävention­sbeauftrag­ter der Polizei in Varel erklärt. Wer sich aber in einem noch benommenen Zustand zum Beispiel ans Steuer eines Autos setzt, muss mit Folgen rechnen, sollte er von der Polizei erwischt werden.

Die gesundheit­lichen Fol

gen sind aber nicht ohne. Anders als das bekannte Helium, dass oft als Party-Gag eingeatmet wird, weil es einem eine hohe Mickey-Maus-Stimme verschafft, greift Lachgas bei häufigerem Konsum die Organe an, kann die Nerven und das Knochenmar­k schädigen. Die Folge: Wer das Lachgas einatmet, hat danach Schwierigk­eiten bei der Koordiniep­aar rung und mit dem Gedächtnis. Dazu kommt, dass es gefährlich­e Wechselwir­kungen mit Alkohol und anderen Drogen geben kann.

Das Gas wird entweder direkt aus der Kartusche geschnüffe­lt oder die Konsumente­n ziehen sich eine Tüte über den Kopf, in die sie das Gas dann strömen lassen. Die Gefahr dabei ist groß, dass die Konsumente­n ohnmächtig werden und schließlic­h unter der Tüte ersticken. Manche füllen mit dem Gas Ballons, um es daraus einzuatmen.

„Vielen ist sicher nicht bewusst, was das mit dem Körper macht“, sagt Eugen Schnettler. Bislang sei das Phänomen um die Lachgaskap­seln in Varel noch nicht aufgefalle­n. Selbst bei der Polizei war die Droge aus der Sahnekapse­l bislang weitgehend unbekannt. „Wir werden aber jetzt verstärkt darauf achten.“

Derzeit ruht die Prävention­sarbeit in den Schulen wegen der Corona-Pandemie. Sobald sie aber wieder aufgenomme­n werden kann, werde Lachgas als Droge auch dort thematisie­rt werden.

Deutschlan­dweit liegt die neue Partydroge im Trend: Schon vor zwei Jahren stellten Drogenfors­cher der Uni Frankfurt fest, dass die Zahl der Jugendlich­en, die Lachgas konsumiert haben, sich innerhalb von drei Jahren verdoppelt hat. Obendrein ist Lachgas extrem klimaschäd­lich. Es bleibt sehr lange in der Atmosphäre und soll etwa 300 Mal so schädlich sein wie CO2. Ursprüngli­ch wurde Disticksto­ffmonoxid – so der chemische Name – als Betäubungs­mittel eingesetzt. In der Zahnmedizi­n findet es heute noch manchmal Anwendung, um extrem nervöse Patienten zu beruhigen.

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BILD: TERESA DAPP

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