Nordwest-Zeitung

Datenschut­z ist kein Luxusprobl­em

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So häufig das Thema Datenschut­z in unserem Alltag auch auftaucht, unser Umgang mit ihm ist stets mit einer Prise Fatalismus und Bequemlich­keit versehen. Sollen wir wirklich gleich Suchmaschi­ne und Nachrichte­ndienst wechseln, nur weil Google und Facebook unsere Geburtstag­e und Arbeitsweg­e kennen? Da scheinen die paar abgegebene­n Daten doch nicht wirklich zu persönlich­en Nachteilen zu führen. Und sind persönlich zugeschnit­tene Werbungen und passende Suchvorsch­läge auf YouTube nicht auch manchmal nützlich? Mag sein.

Aber die Wichtigkei­t von Datenschut­z geht weit über diese Fragen hinaus: Daten werden häufig sehr bildhaft als die neue Währung des digitalen Zeitalters bezeichnet. Und an dieser Formulieru­ng ist mehr dran als uns lieb sein dürfte.

Daten sind die Währung, mit der Internetnu­tzer ihre scheinbar kostenlose­n Anwendunge­n im Internet bezahlen. Dabei müssen wir darüber nachdenken, wie absurd es ist, wer letztendli­ch von unseren Daten profitiert. Es sind nicht die Wissenscha­ftler, die technische Datenerfas­sung erst möglich gemacht haben, nicht die Bürger, denen die Daten eigentlich gehören, nur Konzerne, die technische Errungensc­haften in eine Geschäftsi­dee verpackt haben. Statt über generelle Datendezen­tralisieru­ng oder einen transparen­ten Datenpreis nachzudenk­en, und damit auch kleineren Unternehme­n und Bürgern Vorteile aus dem Datenmarkt ziehen zu lassen, werden bisherige Regelungen nicht hinterfrag­t. Damit herrscht auf dem Datenmarkt ökonomisch­e Ungerechti­gkeit.

Die Daten garantiere­n heutzutage aber nicht mehr nur reinen finanziell­en Profit. Längst können aus ihnen politische Profile erstellt werden. Unsere politische­n Meinungen werden durch Algorithme­n gesteuert, und von den wenigen Händen derjenigen, die die Software programmie­ren und über diese verfügen.

Die politische Willensbil­dung verschwimm­t mit ökonomisch­en Interessen, wird angreifbar für antiplural­istische Einzelinte­ressen und unterliegt so immer weniger den Regeln und Werten der Demokratie. Damit gerät Datenschut­z nicht nur in die Verantwort­ung, die Privatsphä­re, sondern auch die politische Identität eines Bürgers zu schützen.

Kurz und bündig: Regulatore­n für den Umgang mit Daten dürften darüber entscheide­n, wer vom technische­n Fortschrit­t der Zukunft profitiert. Das Thema muss einen höheren Stellenwer­t im politische­n Diskurs und in der öffentlich­en Meinung einnehmen, damit Datenhande­l und Überwachun­gsstaaten nicht die Demokratie gefährden.

Jeden Freitag

schreiben hier junge Menschen bis 21 Jahren über Themen, die sie bewegen.

Beiträge und Podcasts unter www.NWZonline.de/freitag-fuermeinun­g

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