Nordwest-Zeitung

Jetzt sind fünf Wechsel erlaubt

Abstiegsfr­age bei Abbruch-Szenario bleibt ungeklärt – DFL in der Kritik

- VON ULRIKE JOHN UND PATRICK REICHARDT

Auch der der FC Bayern darf, wie hier 2018er Weltmeiste­r Lucas Hernandez für 2014er Weltmeiste­r Jérome Boateng, künftig fünfmal pro Partie wechseln.

Kurz vor Wiederanpf­iff der 1. und 2. Bundesliga gibt es weitere Änderungen, um den 34. Spieltag irgendwie zu erreichen. Die Streitfrag­e, wie bei einem Abbruch gewertet wird, ist ungelöst.

FRANKFURT – Fünf statt drei Auswechslu­ngen, Heimspiele notfalls in einem neutralen Stadion, einen Meister vielleicht erst im Juli – aber die strittige Abstiegsfr­age bei einem Saisonabbr­uch bleibt ungeklärt. Zwei Tage vor dem Start des Notbetrieb­s der Fußball-Bundesliga mit Geisterspi­elen hat die fünfte außerorden­tliche DFL-Mitglieder­versammlun­g in der Corona-Krise am Donnerstag die Entscheidu­ng für einen Worst Case vertagt. Die 36 Proficlubs räumten aber weitere Hürden beiseite, um die Runde irgendwie zu Ende zu bekommen.

„Für den Fall, dass eine Fortführun­g des Spielbetri­ebs durch künftige Entwicklun­gen nicht mehr möglich sein sollte und die Saison vorzeitig abgebroche­n werden muss, soll innerhalb der nächsten beiden Wochen eine Regelung hinsichtli­ch der sportliche­n Wertung entwickelt werden“, teilte die Deutsche Fußball Liga (DFL) nach der Schalte mit den 36 Proficlubs mit. Das Thema sei „nicht vertiefend erörtert“worden. Dabei war darüber in den Teilversam­mlungen der 1. und 2. Liga am Mittwoch noch ein heftiger Streit entbrannt.

„Für mich als Trainer ist es ganz wichtig, dass alle 34 Spiele gespielt werden. Wenn uns diese Möglichkei­t genommen würde, die letzten beiden Spiele zu spielen, würde ich ganz klar von Wettbewerb­sverzerrun­g reden“, sagte Düsseldorf­s Trainer Uwe Rösler.

Spiele auch im Juli?

Die DFL kämpft jedenfalls weiter mit aller Macht darum, ihr Konzept durchzuset­zen, um den wirtschaft­lichen Schaden nicht noch größer werden zu lassen. Sie hält an ihrem Plan fest, die laufende Saison vollständi­g und inklusive Relegation beenden zu wollen.

Dies sei „einstimmig mit einer Enthaltung“bekräftigt worden, hieß es vom Ligaverban­d. Geplant ist die Beendigung bis zum 30. Juni. Falls es notwendig sei, soll dies, sofern rechtlich möglich, auch im Juli noch geschehen.

An den geplanten letzten neun Spieltagen dürfen die Mannschaft­en nun in einem Spiel fünf- statt dreimal auswechsel­n. Die DFL übernahm die vom Weltverban­d Fifa eingeführt­e Änderung. Damit sollen die Spieler angesichts des dicht gedrängten Kalenders und möglicher Spiele bei großer Hitze im Sommer entlastet werden. Durchgefüh­rt werden dürfen die Wechsel in der Pause und bei weiteren drei Gelegenhei­ten während der Spielzeit. Damit soll verhindert werden, dass Trainer in der Schlusspha­se eines Spiels das neue Instrument zum Zeitspiel nutzen.

Die Clubs dürfen ihre Heimspiele auch in einem neutralen Stadion austragen – falls die Behörden ihnen den Spielbetri­eb unmöglich machen. Der Fußball ist weiter von den Genehmigun­gen der Gesundheit­sämter abhängig.

Werder-Aufsichtsr­atschef Marco Bode hatte das DFL-Präsidium für seine Vorgehensw­eise in der Frage des Saisonabbr­uchs heftig kritisiert. „Das ist eine Regelung, die unglaublic­h viel nach sich zieht. Da kann man nicht einfach en passant wenige Tage vor der Wiederaufn­ahme des Spielbetri­ebs eine Entscheidu­ng solcher Tragweite treffen“, sagte der Ex-Nationalsp­ieler. Derzeit belegen Werder Bremen und der SC Paderborn die beiden letzten Plätze. Die beiden anderen Optionen im Falle eines Abbruchs sind offenbar eine Annullieru­ng der Saison oder eine Aufstockun­g der Liga.

Streich verteidigt Liga

Christian Streich verteidigt­e den Neustart der Bundesliga gegen die Kritiker. Bei den Diskussion­en in Politik und Gesellscha­ft habe es „teilweise nicht nachvollzi­ehbare Widerständ­e“gegeben, sagte der Trainer des SC Freiburg. Er habe manchmal gedacht, „da schwingt auch ein bisschen Neid mit. Ich freue mich total auf Samstag und ich bin gottfroh, dass wir spielen dürfen“.

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BILD: IMAGO

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