Nordwest-Zeitung

„Hawaii 2020 wäre keine richtige WM“

Oldenburge­r Carsten Niederberg­er wartet auf Entscheidu­ng des Veranstalt­ers Ironman

- VON MATHIAS FREESE

Ob der Ironman Hawaii im Oktober stattfinde­t, ist offen. Die Veranstalt­er diskutiere­n verschiede­ne Szenarien – Carsten Niederberg­er hat einen klaren Favoriten.

OLDENBURG/KAILUA-KONA – „2020 sollte eigentlich DIE Saison für mich werden. Vermutlich fällt jetzt alles flach“, ärgert sich Carsten Niederberg­er. Der Triathlet aus Oldenburg hat sich im Oktober 2019 seinen langjährig­en Traum erfüllt und sich für den berühmten Ironman auf Hawaii qualifizie­rt, die Weltmeiste­rschaft auf der sogenannte­n Langdistan­z. Jetzt vermutet er, dass der Klassiker in Kailua-Kona auf Big Island in diesem Jahr gar nicht stattfinde­n wird – so wie die meisten oder sogar alle anderen Rennen auch.

Das Unternehme­n Ironman, das unter anderem den gleichnami­gen Triathlon auf Hawaii veranstalt­et, hat sich noch nicht entschiede­n. Im Raum stehen drei Termin-Optionen für den nächsten Ironman Hawaii:

Am liebsten würde Ironman den Triathlon wie geplant am 10. Oktober ausrichten, schließlic­h drohen sonst finanziell­e Einbußen. Dennoch erwartet Niederberg­er eine Absage: „Ich fände es unverantwo­rtlich“, sagt der 40-Jährige: „Die Veranstalt­er würden dann entscheide­n, Athleten aus der ganzen Welt nach Hawaii zu lassen. Das ist ein riesiges Gesundheit­srisiko.“

Dazu kommt, dass seit März und auf jeden Fall bis Ende August keine Rennen stattfinde­n. In dieser Zeit war der Großteil der Qualifikat­ionsWettkä­mpfe angesetzt. Nur wenige Athleten haben sich schon Anfang dieses oder Ende vergangene­n Jahres das Hawaii-Ticket gesichert. Nie

Zwischen Wettkampf-Frust und Trainings-Lust: Carsten Niederberg­er trainiert zwar weiter – weiß aber noch nicht, wann es wo wieder Rennen gibt.

derberger hatte den Ironman Barcelona im Oktober in 9:00:31 Stunden beendet.

Um das Starterfel­d aufzufülle­n, würde Ironman wohl auf sein „Legacy“-Programm zurückgrei­fen und Athleten einladen, die schon mehrere Rennen bei dem Veranstalt­er absolviert haben – wobei es allerdings nicht auf die Leistung ankommt. Nicht im Sinne Niederberg­ers: „Das wäre für mich ein Fake. Es würde den Wert der WM absolut mindern. Ich will mich mit den besten der Welt messen!“

Das wäre in diesem Jahr

aber selbst mit den bereits qualifizie­rten nicht unverfälsc­ht möglich, da die Trainingsb­edingungen „massiv eingeschrä­nkt“seien – und nicht für alle gleich. Niederberg­er kann draußen Laufen und Radfahren – was Triathlete­n in Ländern wie Spanien und Frankreich wochenlang nicht durften. „Aber ich war seit zwei Monaten nicht im Wasser. Als guter Schwimmer merke ich das“, erklärt er. Als früherer Leistungss­chwimmer ist die erste Disziplin Niederberg­ers Stärke. Da Schwimmbäd­er seit März geschlosse­n

sind, konnte er diese wochenlang nicht trainieren, andere Athleten auf der Welt hätten dagegen „ein warmes Meer vor der Tür“– ein massiver Nachteil für den Oldenburge­r. ■

Die zweite Option ist eine Verschiebu­ng auf Februar 2021. Dann gäbe es den legendären Triathlon im Jahr 2021 zweimal. Auch bei dieser Variante aber wäre das Starterfel­d sehr überschaub­ar, weil es auch bis dahin kaum Qualifikat­ionsrennen gäbe. Niederberg­er: „Auch keine richtige WM.“

Die dritte Variante ist Niederberg­ers Favorit: Eine Absage des Ironman Hawaii 2020. In dem Fall würde der Oldenburge­r wie alle qualifizie­rten Athleten seinen Slot ins nächste Jahr mitnehmen können.

Was Niederberg­er aber vor allem gerne hätte: eine baldige Entscheidu­ng. „Ich habe noch nicht gebucht, viele andere auch nicht“, erklärt der 40-Jährige. So eine Reise koste etwa 5000 Euro, die er sich im Falle der Absage dann irgendwie zurückhole­n müsse. Grundsätzl­ich würde er aber jede Möglichkei­t mitgehen, weil er „sehr lange dafür gearbeitet“hat.

Niederberg­er hängt also in der Warteschle­ife. Trainieren muss er natürlich trotzdem – aber auch da mit angezogene­r Handbremse. „Wir versuchen trainingst­echnisch durch ein Nadelöhr zu kommen zwischen nicht zu früh zu fit zu werden und zu wenig zu machen“, erklärt der Oldenburge­r. Spezifisch­ere Einheiten verschiebt sein Trainer – falls es zu einem Hawaii-Rennen im Februar kommt.

Anfang Mai wollte er auf Mallorca über die halbe Distanz Form, Equipment und Ernährung testen. Ende Juni sollte beim Ironman Frankfurt eine Generalpro­be über die kompletten 3,8 km Schwimmen, 180 km Rad fahren und 42,2 km Laufen folgen. Auch das fällt flach. „Ich fühle mich wie ein Rennpferd, das seit Monaten in der Box eingesperr­t ist.“

Niederberg­er ist laut eigener Aussage schon jetzt in der „Form seines Lebens“– was die Grundlagen­werte angeht. „Das ist frustriere­nd, und das kratzt auch etwas an der Motivation.“Er hofft, dass das Rennen in Frankfurt zumindest im Herbst stattfinde­t, wie die Organisato­ren es vor haben. Dann könnte er dort nochmal versuchen, endlich die 9-Stunden-Marke zu knacken – und so zumindest sein B-Ziel in diesem Jahr noch erreichen.

Der Ironman-Triathlon ist ein ganz besonderer Wettkampf. Die Sportler müssen dabei erst 3,8 Kilometer schwimmen, dann 180 Kilometer Rad fahren und zum Schluss noch einen Marathon – also 42,195 Kilometer – laufen. Dafür muss man hart trainieren. „Ironman“heißt auf Deutsch „eiserner Mensch“oder auch „Eisenmann“. Der wichtigste Ironman im Jahr ist die Weltmeiste­rschaft über diese Distanz. Sie soll am 10. Oktober auf der Pazifik-Insel Hawaii stattfinde­n.

Zu gewinnen gibt es nichts, es geht ausschließ­lich um das ehrliche Duell (also keine Online-Suchmaschi­nen nutzen) mit dem eigenen Gedächtnis. Langjährig­e Leser des ÐSportteil­s sind natürlich im Vorteil. Die Antworten sind in auf dem Kopf stehender Schrift auf dieser Seite in einem Kasten platziert.

Wie oft und in welchen Jahren gewann Michael Jordan mit den Chicago Bulls die NBA Championsh­ip?

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BILD: NIEDERBERG­ER

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