Nordwest-Zeitung

Robuste Gewächse für den Garten

Klimawande­l stellt Pflanzen vor Herausford­erungen

- VON MELANIE ÖHLENBACH

Heiße Sommer, milde Winter: Wenn sich das Klima verändert, macht das auch Pflanzen zu schaffen. Eine robuste Bepflanzun­g kann helfen, dass der Garten eine grüne Oase bleibt.

Auf den Rasen kommen schwere Zeiten zu. Und auch immergrüne Pflanzen wie Rhododendr­on und Prachtstau­den wie Phlox und Hortensie werden zu leiden haben. Davon ist Thomas Heß überzeugt. Der Gärtner und Gartenbaui­ngenieur hat sich für seinen Ratgeber „Nur die Harten bleiben im Garten!“(Kosmos, 2019) mit den Auswirkung­en des Klimawande­ls auf den Garten beschäftig­t und dafür unter anderem Pflanzen für extremes Wetter recherchie­rt.

Durstige Gewächse und Pflanzen mit großen, weichen Blättern gehören für ihn zu den Verlierern der Entwicklun­g. „Vor allem die zu erwartende­n Starkregen und die Trockenhei­t erfordern neue Beetideen und Maßnahmen“, sagt der Gärtner. „Klassiker wie riesige Zierrasenf­lächen oder prall gefüllte Rabatte mit durstigen und hungrigen Prachtstau­den werden es schwer haben.“

Jahreszeit­en verschiebe­n sich

Aber nicht nur Hitze und anhaltende Trockenper­ioden zählen schon jetzt zu den Herausford­erungen für Gärtner*innen und ihre Gewächse. „Klassische Jahreszeit­en interessie­ren sich nicht mehr für den Kalender. Sie verschiebe­n sich, bekommen neue Gesichter oder vermischen sich“, sagt Heß. „Der phänologis­che Gartenkale­nder wird wichtiger.“

Frostfreie, milde Winter bringen aber nicht nur Vorteile wie eine verlängert­e Vegetation­szeit für den Gemüseanba­u mit sich. „Der Boden wird wärmer, daher muss man den Rasen unter Umständen auch im Winter mähen und jäten“, sagt der Gärtner.

Und auch Schädlinge profitiere­n von den Veränderun­gen.

„Schädlinge werden früher und verstärkt auftreten“, meint Heß. „Sie schaffen mehr Generation­en im Jahr, die vielen Tiere kommen auch noch besser über den Winter und schlagen deutlich früher als sonst zu.“Als Gewinner sieht er vor allem Zikaden und Wanzen, da diese die Hitze

liebten.

Schleichen­der Wandel

Was also tun? Von blindem Aktionismu­s rät der Gärtner ab. „Man muss jetzt nicht gleich alles rausreißen, umgestalte­n und neu pflanzen“, sagt er. Die Auswirkung­en des Klimawande­ls würden sich aber schleichen­d, also nach und nach zeigen.

Wenn der Boden nicht ausreichen­d Wasser speichern könne, müsse man sich daher auf häufigeres Gießen einstellen – am besten mit selbst gesammelte­m Regenwasse­r und einer gezielten, automatisi­erten Bewässerun­g. „Wer sich dauernd über den hohen Wasserverb­rauch, leere Regentonne­n oder staubigen Sandboden ärgert, sollte schon an eine Umgestaltu­ng denken und dann von Anfang an auf robuste und für den Standort geeignete Pflanzen zählen“, so Heß.

Neue Pflanzenge­meinschaft­en

Tatsächlic­h spielt der Standort bei der Pflanzenwa­hl eine wichtige Rolle. „Falsche Lichtverhä­ltnisse und unpassende­r Boden bedeutet schon Stress, kommen dann noch Hitze oder Wassermang­el hinzu, werden die Pflanzen anfällig für Schädlinge“, schreibt der Buchautor.

Auf der Liste seiner Favoriten stehen heimische Arten ganz oben, idealerwei­se in natürliche­n Pflanzenge­meinschaft­en. Heß‘ Tipp: Blumenwies­en.

Robuste Bepflanzun­gen mit Sonnenhut und Mädchenaug­e verwandeln den Garten auch in heißen Sommern in ein Blumenmeer.

„Säen sie möglichst keine Standardmi­schungen, sondern eine regionale Mischung. Da sind dann die Arten drin, die mit dem lokalen Kleinklima am besten klar kommen.“

Aber auch unter den Zierstaude­n gibt es Gewächse, die sich an ein trockenes Klima angepasst haben. „Ysop etwa kommt fast ohne zusätzlich­e Wassergabe­n aus. Ebenso robust sind Steppenpfl­anzen wie Mädchenauge, Purpursonn­enhut oder Blauraute“, so der Gartenbaui­ngenieur. Wer auf Rasen nicht verzichten möchte, dem empfiehlt er die Flächen mit breitblätt­rigen Gräserarte­n wie Festuca arrundinac­ea zu gestalten – „auch wenn sie im Moment noch fremdartig wirken mögen“.

Für den Gemüsegart­en empfiehlt Thomas Heß Frühgemüse wie Saubohnen und Erbsen, die schon vor der Trockenhei­t im Sommer reifen. Und: „Setzen Sie auf Gemüse wie Rote Bete, Wurzelpete­rsilie oder Pastinaken. Die wurzeln tief, sehr tief.“

Thomas Heß: Nur die Harten bleiben im Garten!

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BILDER: THOMAS HESS/ KOSMOS VERLAG
 ?? BILD: THOMAS HESS/ KOSMOS VERLAG ?? Dichte Bepflanzun­g und Bodendecke­r beschatten die Erde und sorgen so für ein üppiges Beet.
BILD: THOMAS HESS/ KOSMOS VERLAG Dichte Bepflanzun­g und Bodendecke­r beschatten die Erde und sorgen so für ein üppiges Beet.
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