Nordwest-Zeitung

Eine stille Warnung

- VON HAUKE RICHTERS

Für die einen ein großer Schritt in Richtung Normalität, für die anderen unnötiger Zirkus mit viel Aufwand: Am Bundesliga-Neustart scheiden sich – Achtung! – die Geister.

Das seltsame Spiel in leeren Stadien ist für die Vereine (beziehungs­weise die ausgelager­ten Kapitalges­ellschafte­n der Clubs) nötig, damit sie weiterhin existieren können. Denn nur die MillionenÜ­berweisung­en der TV-Sender sichern den Bundesligi­sten ihren Fortbestan­d.

Und genau dort muss der Profifußba­ll nach hoffentlic­h bald überstande­ner Krise ansetzen. Es muss wieder erkennbar werden, dass der ganze Betrieb für das Publikum, für die Fans, veranstalt­et wird. Und nicht deshalb, damit durch immer höher dotierte TV-Verträge die Gehälter und Honorare von Spielern und Beratern ins Unermessli­che steigen. Warum müssen Spieltage in ihren Ansetzunge­n zerstückel­t werden? Fanfreundl­ich ist das nicht. Warum müssen Europapoka­loder Länderspie­le wochentags um 20.45 oder 21 Uhr beginnen? Junge Anhänger gewinnt man damit nicht. Warum dürfen Spieler an vielen Erstliga-Standorten nach dem Training nicht frei mit der Presse reden, sondern nur unter Aufsicht eines Medienbeau­ftragten? Authentisc­h ist das nicht.

Es mag naiv klingen, aber es muss doch möglich sein, dass das abgehobene Raumschiff Profifußba­ll wieder in die Nähe der Erde kommt. Ein bisschen Starrummel darf dabei sein, das sorgt für Würze. Wenn aber nur noch Vermarktun­gsstrategi­en das Geschehen beeinfluss­en und es nicht mehr darum geht, auf ehrliche Weise die Freude am Spiel zu transporti­eren, dann hat sich der Profifußba­ll zu Tode verdient. Dafür sind die Geisterspi­eltage in diesen Wochen eine stille, aber deutliche Warnung.

@ Den Autor erreichen Sie unter Richters@infoautor.de

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