Eine stille Warnung
Für die einen ein großer Schritt in Richtung Normalität, für die anderen unnötiger Zirkus mit viel Aufwand: Am Bundesliga-Neustart scheiden sich – Achtung! – die Geister.
Das seltsame Spiel in leeren Stadien ist für die Vereine (beziehungsweise die ausgelagerten Kapitalgesellschaften der Clubs) nötig, damit sie weiterhin existieren können. Denn nur die MillionenÜberweisungen der TV-Sender sichern den Bundesligisten ihren Fortbestand.
Und genau dort muss der Profifußball nach hoffentlich bald überstandener Krise ansetzen. Es muss wieder erkennbar werden, dass der ganze Betrieb für das Publikum, für die Fans, veranstaltet wird. Und nicht deshalb, damit durch immer höher dotierte TV-Verträge die Gehälter und Honorare von Spielern und Beratern ins Unermessliche steigen. Warum müssen Spieltage in ihren Ansetzungen zerstückelt werden? Fanfreundlich ist das nicht. Warum müssen Europapokaloder Länderspiele wochentags um 20.45 oder 21 Uhr beginnen? Junge Anhänger gewinnt man damit nicht. Warum dürfen Spieler an vielen Erstliga-Standorten nach dem Training nicht frei mit der Presse reden, sondern nur unter Aufsicht eines Medienbeauftragten? Authentisch ist das nicht.
Es mag naiv klingen, aber es muss doch möglich sein, dass das abgehobene Raumschiff Profifußball wieder in die Nähe der Erde kommt. Ein bisschen Starrummel darf dabei sein, das sorgt für Würze. Wenn aber nur noch Vermarktungsstrategien das Geschehen beeinflussen und es nicht mehr darum geht, auf ehrliche Weise die Freude am Spiel zu transportieren, dann hat sich der Profifußball zu Tode verdient. Dafür sind die Geisterspieltage in diesen Wochen eine stille, aber deutliche Warnung.
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