Branche lobt sich nach Neustart
Im Oberhaus wird nach 66 Tagen Corona-Pause wieder gespielt
26. SPIELTAG
Dortmund - Schalke 4:0
Tore: 1:0 Haaland (29.), 2:0 Guerreiro (45.), 3:0 T. Hazard (48.), 4:0 Guerreiro (63.). Schiedsrichter: Deniz Aytekin (Oberasbach).
Leipzig - Freiburg 1:1
Tore: 0:1 Gulde (34.), 1:1 Poulsen (77.). Schiedsrichter: Manuel Gräfe (Berlin).
Frankfurt - Mönchengladbach 1:3 Tore: 0:1 Pléa (1.), 0:2 Thuram (7.), 0:3 Bensebaini (73./Foulelfmeter), 1:3 A. Silva (81.). Schiedsrichter: Felix Zwayer (Berlin). Hoffenheim - Hertha BSC 0:3
Tore: 0:1 Akpoguma (58./Eigentor), 0:2 Ibisevic (60.), 0:3 Matheus Cunha (74.). Schiedsrichter: Christian Dingert (Lebecksmühle). Düsseldorf - Paderborn 0:0
Augsburg - Wolfsburg 1:2
Tore: 0:1 Steffen (43.), 1:1 Jedvaj (54.), 1:2 Ginczek (90.+1). Schiedsrichter: Felix Brych (München).
Köln - Mainz 2:2
Tore: 1:0 Uth (6./Foulelfmeter), 2:0 F. Kainz (53.), 2:1 Awoniyi (61.), 2:2 Kunde Malong (72.). Schiedsrichter: Guido Winkmann (Kerken).
Union - München 0:2
Tore: 0:1 Lewandowski (40, Foulelfmeter), 0:2 Pavard (80.). Schiedsrichter: Bastian Dankert (Schwerin).
Revierderby ohne Zuschauer: Schalke-Torwart Markus Schubert (oranges Trikot) kassiert im leeren Dortmunder Stadion den Treffer zum 0:4 aus Sicht seiner Mannschaft.
Erling Haaland erzielte das erste Tor nach der Pause. Politiker stellen in Aussicht, dass im Herbst wieder Zuschauer in die Stadien dürfen.
BERLIN – Mit dem seltsamsten Spieltag ihrer Geschichte ist die Bundesliga in die heikle Suche nach dem Geister-Meister gestartet. Gespenstisch leere Stadien, Masken-Paraden und Torjubel meist mit Abstand – die neue Normalität stellt die Entertainment-Bude Profifußball auf eine harte Probe. Die in der ganzen Sportwelt beäugte Rückkehr auf Bewährung ist vorerst fast unfallfrei gelungen, schon keimt die Hoffnung auf mehr Freiheiten für die zuletzt heftig kritisierte Branche. „Wenn wir jetzt beweisen, dass dieses Konzept trägt, wird auch die Zustimmungsrate in einigen Wochen eine ganz andere sein“, sagte Borussia Dortmunds Geschäftsführer HansJoachim Watzke.
Die grauen Ränge im Dortmunder Fußball-Tempel beim 4:0 im Revierderby gegen
Neue Arbeitsweise: Freiburgs Trainer Christian Streich (rechts) wird nach dem Spiel in Leipzig vor einer Wand mit Sponsorenlogos interviewt.
Schalke 04 und der brave Einzel-Jubel von Erling Haaland, der das erste Tor in der Bundesliga nach der Corona-Pause erzielte, waren Sinnbilder für den Re-Start. „Unter dem Strich ist das Experiment gelungen“, befand Bayerns Ministerpräsident Markus Söder am Sonntag im „Doppelpass“von Sport 1. Der CSU-Chef erlebte den Wiederbeginn sogar „viel besser als gedacht“.
Und kaum rollte der Ball wieder, gab es aus der Politik erste Signale für weitere Lockerungen. „Nach der Sommerpause müssen wir klären, ob Stadion auch mit weniger Abstand geht, weil die Infektionsrate so niedrig ist und es eine KontaktnachverfolgungsApp gibt, falls doch ein Infizierter dort war“, sagte Niedersachsens Ministerpräsident
Stephan Weil (SPD) der „Bild am Sonntag“. Auch sein sächsischer Amtskollege Michael Kretschmer (CDU) hält den begrenzten Besuch von Fußballspielen ab 1. September für möglich.
Trotz allem aber war die Bundesliga froh, 66 Tage nach der bis dahin letzten Aufführung überhaupt wieder den Spielbetrieb aufnehmen zu dürfen. „Heute ist ein historischer Tag, da guckt die ganze Welt, die ganze Sportwelt drauf“, sagte Eintracht Frankfurts Sportvorstand Fredi Bobic. Und der als durchaus kritischer Geist bekannte Freiburger Trainer Christian Streich beteuerte: „Für mich ist es eines der erfreulichsten Spiele, die ich bis jetzt hatte in der Bundesliga, auch unter eigenartigen Umständen.“Der 54Jährige sagte dies durch einen Mundschutz in ein mit Plastikfolie umhülltes Sky-Mikrofon, das ihm in Leipzig an einem langen Stab vorgehalten wurde.
Abstand halten, Hygieneregeln beachten – das war das Gebot für alle Beteiligten zum Wiederanpfiff. Das hieß auch: Anreise in möglichst kleinen Gruppen und Fiebermessen am Stadion-Eingang. Weil es auf den Ersatzbänken zu eng geworden wäre, saßen Profis, Betreuer und Funktionäre verstreut auf den Tribünen. Bälle wurden immer wieder desinfiziert, die Spiele selbst waren vom üblichen Pomp befreit.
Die Fans konnten all dies nur am Fernseher verfolgen. Rechte-Inhaber Sky zeigte die TV-Konferenzen der 1. und 2. Liga am Neustart-Wochenende kostenfrei und will dies in der nächsten Woche wiederholen. Nach Angaben des Senders schauten am Samstagnachmittag 3,81 Millionen Zuschauer die Konferenz. 2,45 Millionen davon sahen sie über den frei empfangbaren Sender Sky Sports News HD. Die ARD-„Sportschau“kam mit ihren Spiel-Zusammenfassungen im Schnitt auf 4,11 Millionen Fans.