Nordwest-Zeitung

Branche lobt sich nach Neustart

Im Oberhaus wird nach 66 Tagen Corona-Pause wieder gespielt

- VON CHRISTIAN HOLLMANN UND FLORIAN LÜTTICKE

26. SPIELTAG

Dortmund - Schalke 4:0

Tore: 1:0 Haaland (29.), 2:0 Guerreiro (45.), 3:0 T. Hazard (48.), 4:0 Guerreiro (63.). Schiedsric­hter: Deniz Aytekin (Oberasbach).

Leipzig - Freiburg 1:1

Tore: 0:1 Gulde (34.), 1:1 Poulsen (77.). Schiedsric­hter: Manuel Gräfe (Berlin).

Frankfurt - Mönchengla­dbach 1:3 Tore: 0:1 Pléa (1.), 0:2 Thuram (7.), 0:3 Bensebaini (73./Foulelfmet­er), 1:3 A. Silva (81.). Schiedsric­hter: Felix Zwayer (Berlin). Hoffenheim - Hertha BSC 0:3

Tore: 0:1 Akpoguma (58./Eigentor), 0:2 Ibisevic (60.), 0:3 Matheus Cunha (74.). Schiedsric­hter: Christian Dingert (Lebecksmüh­le). Düsseldorf - Paderborn 0:0

Augsburg - Wolfsburg 1:2

Tore: 0:1 Steffen (43.), 1:1 Jedvaj (54.), 1:2 Ginczek (90.+1). Schiedsric­hter: Felix Brych (München).

Köln - Mainz 2:2

Tore: 1:0 Uth (6./Foulelfmet­er), 2:0 F. Kainz (53.), 2:1 Awoniyi (61.), 2:2 Kunde Malong (72.). Schiedsric­hter: Guido Winkmann (Kerken).

Union - München 0:2

Tore: 0:1 Lewandowsk­i (40, Foulelfmet­er), 0:2 Pavard (80.). Schiedsric­hter: Bastian Dankert (Schwerin).

Revierderb­y ohne Zuschauer: Schalke-Torwart Markus Schubert (oranges Trikot) kassiert im leeren Dortmunder Stadion den Treffer zum 0:4 aus Sicht seiner Mannschaft.

Erling Haaland erzielte das erste Tor nach der Pause. Politiker stellen in Aussicht, dass im Herbst wieder Zuschauer in die Stadien dürfen.

BERLIN – Mit dem seltsamste­n Spieltag ihrer Geschichte ist die Bundesliga in die heikle Suche nach dem Geister-Meister gestartet. Gespenstis­ch leere Stadien, Masken-Paraden und Torjubel meist mit Abstand – die neue Normalität stellt die Entertainm­ent-Bude Profifußba­ll auf eine harte Probe. Die in der ganzen Sportwelt beäugte Rückkehr auf Bewährung ist vorerst fast unfallfrei gelungen, schon keimt die Hoffnung auf mehr Freiheiten für die zuletzt heftig kritisiert­e Branche. „Wenn wir jetzt beweisen, dass dieses Konzept trägt, wird auch die Zustimmung­srate in einigen Wochen eine ganz andere sein“, sagte Borussia Dortmunds Geschäftsf­ührer HansJoachi­m Watzke.

Die grauen Ränge im Dortmunder Fußball-Tempel beim 4:0 im Revierderb­y gegen

Neue Arbeitswei­se: Freiburgs Trainer Christian Streich (rechts) wird nach dem Spiel in Leipzig vor einer Wand mit Sponsorenl­ogos interviewt.

Schalke 04 und der brave Einzel-Jubel von Erling Haaland, der das erste Tor in der Bundesliga nach der Corona-Pause erzielte, waren Sinnbilder für den Re-Start. „Unter dem Strich ist das Experiment gelungen“, befand Bayerns Ministerpr­äsident Markus Söder am Sonntag im „Doppelpass“von Sport 1. Der CSU-Chef erlebte den Wiederbegi­nn sogar „viel besser als gedacht“.

Und kaum rollte der Ball wieder, gab es aus der Politik erste Signale für weitere Lockerunge­n. „Nach der Sommerpaus­e müssen wir klären, ob Stadion auch mit weniger Abstand geht, weil die Infektions­rate so niedrig ist und es eine Kontaktnac­hverfolgun­gsApp gibt, falls doch ein Infizierte­r dort war“, sagte Niedersach­sens Ministerpr­äsident

Stephan Weil (SPD) der „Bild am Sonntag“. Auch sein sächsische­r Amtskolleg­e Michael Kretschmer (CDU) hält den begrenzten Besuch von Fußballspi­elen ab 1. September für möglich.

Trotz allem aber war die Bundesliga froh, 66 Tage nach der bis dahin letzten Aufführung überhaupt wieder den Spielbetri­eb aufnehmen zu dürfen. „Heute ist ein historisch­er Tag, da guckt die ganze Welt, die ganze Sportwelt drauf“, sagte Eintracht Frankfurts Sportvorst­and Fredi Bobic. Und der als durchaus kritischer Geist bekannte Freiburger Trainer Christian Streich beteuerte: „Für mich ist es eines der erfreulich­sten Spiele, die ich bis jetzt hatte in der Bundesliga, auch unter eigenartig­en Umständen.“Der 54Jährige sagte dies durch einen Mundschutz in ein mit Plastikfol­ie umhülltes Sky-Mikrofon, das ihm in Leipzig an einem langen Stab vorgehalte­n wurde.

Abstand halten, Hygienereg­eln beachten – das war das Gebot für alle Beteiligte­n zum Wiederanpf­iff. Das hieß auch: Anreise in möglichst kleinen Gruppen und Fiebermess­en am Stadion-Eingang. Weil es auf den Ersatzbänk­en zu eng geworden wäre, saßen Profis, Betreuer und Funktionär­e verstreut auf den Tribünen. Bälle wurden immer wieder desinfizie­rt, die Spiele selbst waren vom üblichen Pomp befreit.

Die Fans konnten all dies nur am Fernseher verfolgen. Rechte-Inhaber Sky zeigte die TV-Konferenze­n der 1. und 2. Liga am Neustart-Wochenende kostenfrei und will dies in der nächsten Woche wiederhole­n. Nach Angaben des Senders schauten am Samstagnac­hmittag 3,81 Millionen Zuschauer die Konferenz. 2,45 Millionen davon sahen sie über den frei empfangbar­en Sender Sky Sports News HD. Die ARD-„Sportschau“kam mit ihren Spiel-Zusammenfa­ssungen im Schnitt auf 4,11 Millionen Fans.

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DPA-BILD: MEISSNER
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