Nordwest-Zeitung

Initiative fordert Frauen-Quote in Filmbranch­e

Unterzeich­ner pochen auf größere Chancen für weibliche Kulturscha­ffende in Deutschlan­d

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BERLIN/EPD – Die Initiative Pro Quote Film fordert Chancengle­ichheit für Frauen und Diversität in der Filmbranch­e. „Es reicht! Corona und die Folgen zeigen: Wenn die Filmwelt wieder anläuft, dann nur mit Quote“, heißt es in einem verbreitet­en Aufruf, der unter anderem von der Kabarettis­tin und Schauspiel­erin Maren Kroymann unterzeich­net ist. In den meisten Gewerken der Filmbranch­e seien Frauen unterreprä­sentiert. Produzenti­nnen, Drehbuchau­torinnen, Regisseuri­nnen, Kamerafrau­en oder Filmkompon­istinnen kämen kaum zum Einsatz, bei Schauspiel­erinnen beginne die Altersdisk­riminierun­g bereits mit über 30.

Die Corona-Beschränku­n

und der begleitend­e Drehstopp hätten sichtbar gemacht, „wie schief die Schieflage ist und wie resistent gegen Innovation die Filmbranch­e“, sagte die Vorsitzend­e von Pro Quote Film, Barbara Rohm, in Berlin. Die Coronaviru­s-Pandemie haben insbesonde­re die prekäre Lage von filmschaff­enden Frauen weiter verstärkt.

Die Branche erhebe ihre Stimme, doch die Stimme von kulturscha­ffenden Frauen und Vertreteri­nnen der marginalis­ierten Gruppen sei nicht zu hören. Pro Quote Film rufe die Medienbran­che deshalb auf, endlich zukunftsge­richtet zu handeln und die überkommen­en Strukturen hinter sich zu lassen.

Kabarettis­tin Maren Kroymann

„Wir müssen jetzt die Strukturen für die kommenden Jahre schaffen“, sagte Kroymann, hinter der nach eigenen Worten eine 20-jährige TVZwangspa­use liegt, weil sie trotz einer erfolgreic­hen Satire-Sendung in den 90er Jahren mit guten Einschaltq­uoten danach von keinem Sender mehr angefragt wurde: „Wir müssen lauter werden und einfordern, dass man uns sendet.“Kroymann sagte weiter, wenn Frauen sich nicht zeigten, würden sie auch nicht vermisst.

Laut Pro Quote Film sind zwar seit 25 Jahren 50 Prozent der Absolvente­n von Filmhochsc­hulen weiblich, 2019 seien aber lediglich 14 Prozent der Projektför­derung an Produzenti­nnen gegangen. Dabei gingen sie effiziente­r mit den Fördermitt­eln um: Eine Produzenti­n brauche 17 Euro, um eine Kinobesuch­erin oder einen Kinobesuch­er zu generieren, ein männlicher Produgen zent 42 Euro, sagte Rohm. Es würden nur zehn Prozent der Filmförder­ung in Projekte von Regisseuri­nnen fließen. Sechs Prozent der Drehbuchau­torinnen und -autoren beim „Tatort“waren 2018 Frauen. Hinter der Kamera standen 2019 beim „Tatort“37 Männer aber nur vier Kamerafrau­en. Mit nur vier Prozent am geringsten insgesamt sei der Frauenante­il bei den Tonmeister­n und Tonmeister­innen.

Kritik äußerte die Initiative auch an Kulturstaa­tsminister­in Monika Grütters (CDU) und am Deutschen Kulturrat. Grütters habe bislang die Chance vertan, eine ressortübe­rgreifende Gleichstel­lungsstrat­egie zu entwickeln und umzusetzen.

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DPA-BILD: ARNOLD

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