Rettung für Tankstelle
Mende Generalbau plant Eisdiele mit Bistro – 35 Wohnungen in sechs Häusern
Die denkmalgeschützte ShellTankstelle an der Edewechter Landstraße soll eine Eisdiele werden. Auf dem Grundstück sollen zudem sechs neue Wohngebäude entstehen.
Ein Bauantrag liegt zur Genehmigung bei der Verwaltung. Auch einen gastronomischen Betrieb soll es geben.
EVERSTEN – Die Grenzsteine sind freigekratzt und mit roter Signalfarbe markiert, am Bauzaun hängen Banner, die Mende Generalbau plant offenbar Großes auf dem seit vier Jahren brach liegenden Gelände neben der Ansgari-Kirche an der Edewechter Landstraße. „Dort entstehen rund 35 Wohnungen in sechs Häusern, das ist der Plan“, bestätigte Adrian Mende (35) von Mende Generalbau am Montag auf Nachfrage der NWZ.
Unbekannter Investor
Und noch eine weitere Nachricht: Die unter Denkmalschutz stehende ehemalige Shell-Tankstelle bleibt erhalten, wird saniert und bald möglicherweise als Eisdiele genutzt, kündigt der MendeGeschäftsführer an. Direkt daneben im Erdgeschoss des Neubaus soll ein bistroähnlicher Betrieb das gastronomische Angebot ergänzen.
Der Investor stammt aus dem Südoldenburger Raum und möchte nicht genannt werden, erklärte Mende weiter. Die zwischen 50 und 100 Quadratmeter großen Wohnungen werden allesamt vermietet und stehen nicht zum Verkauf.
Seit Juni 2016 liegt das mehr als 4000 Quadratmeter große Grundstück hinter der Einmündung der Eichenstraße in die Edewechter Landstraße beziehungsweise Hauptstraße brach. Bis zum Abriss hatte sich dort ein großer Gebäudekomplex befunden, in dem zuletzt ein Farben- und Fachgeschäft für Bodenbeläge sowie eine Werkstatt untergebracht waren.
Everster Geschichte
Mit dem Abriss endete damals ein Stück Everster Geschichte, die am 1. Mai 1873 begann. Die Namensgebung für die Gaststätte „Grüner Jäger“geht vermutlich auf den Beruf
des Vorbesitzers, einen Oberförster und Jäger, zurück. Die Folgejahre liegen im Dunkeln, doch im März 1947 wurde das Grundstück des Eigentümers Gerhard Gustav Schmalriede vom Kaufmann Wilhelm Dierks erworben. Er baute die Gaststätte um, erweiterte die Außengastronomie und entwickelte den „Grünen Jäger“zu einem beliebten Tanzlokal. 1964 wurde der „Grüne Jäger“dann allerdings geschlossen. Nach dem Tod des bei den
Gästen sehr beliebten Gastwirts Willy Dierks im Jahr 1964 konnte der Betrieb nicht aufrechterhalten werden. Dann begann die Zeit der Popmusik, traditionelle Tanzveranstaltungen waren immer weniger gefragt.
An Markt verpachtet
Vom Eigentümer wurde das Haus dann zunächst an einen Supermarkt (Efa) und später an das Fachgeschäft für Tapeten,
Farben und Bodenbeläge sowie einen Barbetrieb verpachtet.
Über das Investitionsvolumen wollte Adrian Mende übrigens nicht sprechen, wohl aber über die optische Gestaltung der Neubauten. Sie sollen sich in enger Absprache mit der Stadtverwaltung architektonisch in die Umgebung einfügen, die Fassaden werden verklinkert, sollen sich aber von der benachbarten Ansgari-Kirche abheben. Wenn der
Bauantrag genehmigt wird, könnte Ende diesen, Anfang nächsten Jahres mit den Arbeiten begonnen werden.
Zur ehemaligen Shell-Tankstelle hat sich nach Mitteilung der Stadt das Niedersächsische Landesamt für Denkmalschutz eindeutig geäußert. Dabei handele es sich um ein eingetragenes Einzeldenkmal gemäß § 3 Abs. 2 Nds. Denkmalschutzgesetz. Die Denkmaleigenschaft der Tankstelle wurde bei einer Bereisung am
8. August 2013 festgestellt. Eine schriftliche Mitteilung über die Denkmaleigenschaft erfolgte am 3. April 2017. „Ab 2015 liefen Gespräche mit dem Voreigentümer des Grundstückes über eine Bebaubarkeit des Grundstückes zwischen Tankstelle und Kirche. Das Landesamt für Denkmalpflege und auch teilweise die Evangelische Kirche sind in die Gespräche einbezogen worden“, teilte die Stadt abschließend mit.