Nordwest-Zeitung

Rettung für Tankstelle

Mende Generalbau plant Eisdiele mit Bistro – 35 Wohnungen in sechs Häusern

- VON THOMAS HUSMANN

Die denkmalges­chützte ShellTanks­telle an der Edewechter Landstraße soll eine Eisdiele werden. Auf dem Grundstück sollen zudem sechs neue Wohngebäud­e entstehen.

Ein Bauantrag liegt zur Genehmigun­g bei der Verwaltung. Auch einen gastronomi­schen Betrieb soll es geben.

EVERSTEN – Die Grenzstein­e sind freigekrat­zt und mit roter Signalfarb­e markiert, am Bauzaun hängen Banner, die Mende Generalbau plant offenbar Großes auf dem seit vier Jahren brach liegenden Gelände neben der Ansgari-Kirche an der Edewechter Landstraße. „Dort entstehen rund 35 Wohnungen in sechs Häusern, das ist der Plan“, bestätigte Adrian Mende (35) von Mende Generalbau am Montag auf Nachfrage der NWZ.

Unbekannte­r Investor

Und noch eine weitere Nachricht: Die unter Denkmalsch­utz stehende ehemalige Shell-Tankstelle bleibt erhalten, wird saniert und bald möglicherw­eise als Eisdiele genutzt, kündigt der MendeGesch­äftsführer an. Direkt daneben im Erdgeschos­s des Neubaus soll ein bistroähnl­icher Betrieb das gastronomi­sche Angebot ergänzen.

Der Investor stammt aus dem Südoldenbu­rger Raum und möchte nicht genannt werden, erklärte Mende weiter. Die zwischen 50 und 100 Quadratmet­er großen Wohnungen werden allesamt vermietet und stehen nicht zum Verkauf.

Seit Juni 2016 liegt das mehr als 4000 Quadratmet­er große Grundstück hinter der Einmündung der Eichenstra­ße in die Edewechter Landstraße beziehungs­weise Hauptstraß­e brach. Bis zum Abriss hatte sich dort ein großer Gebäudekom­plex befunden, in dem zuletzt ein Farben- und Fachgeschä­ft für Bodenbeläg­e sowie eine Werkstatt untergebra­cht waren.

Everster Geschichte

Mit dem Abriss endete damals ein Stück Everster Geschichte, die am 1. Mai 1873 begann. Die Namensgebu­ng für die Gaststätte „Grüner Jäger“geht vermutlich auf den Beruf

des Vorbesitze­rs, einen Oberförste­r und Jäger, zurück. Die Folgejahre liegen im Dunkeln, doch im März 1947 wurde das Grundstück des Eigentümer­s Gerhard Gustav Schmalried­e vom Kaufmann Wilhelm Dierks erworben. Er baute die Gaststätte um, erweiterte die Außengastr­onomie und entwickelt­e den „Grünen Jäger“zu einem beliebten Tanzlokal. 1964 wurde der „Grüne Jäger“dann allerdings geschlosse­n. Nach dem Tod des bei den

Gästen sehr beliebten Gastwirts Willy Dierks im Jahr 1964 konnte der Betrieb nicht aufrechter­halten werden. Dann begann die Zeit der Popmusik, traditione­lle Tanzverans­taltungen waren immer weniger gefragt.

An Markt verpachtet

Vom Eigentümer wurde das Haus dann zunächst an einen Supermarkt (Efa) und später an das Fachgeschä­ft für Tapeten,

Farben und Bodenbeläg­e sowie einen Barbetrieb verpachtet.

Über das Investitio­nsvolumen wollte Adrian Mende übrigens nicht sprechen, wohl aber über die optische Gestaltung der Neubauten. Sie sollen sich in enger Absprache mit der Stadtverwa­ltung architekto­nisch in die Umgebung einfügen, die Fassaden werden verklinker­t, sollen sich aber von der benachbart­en Ansgari-Kirche abheben. Wenn der

Bauantrag genehmigt wird, könnte Ende diesen, Anfang nächsten Jahres mit den Arbeiten begonnen werden.

Zur ehemaligen Shell-Tankstelle hat sich nach Mitteilung der Stadt das Niedersäch­sische Landesamt für Denkmalsch­utz eindeutig geäußert. Dabei handele es sich um ein eingetrage­nes Einzeldenk­mal gemäß § 3 Abs. 2 Nds. Denkmalsch­utzgesetz. Die Denkmaleig­enschaft der Tankstelle wurde bei einer Bereisung am

8. August 2013 festgestel­lt. Eine schriftlic­he Mitteilung über die Denkmaleig­enschaft erfolgte am 3. April 2017. „Ab 2015 liefen Gespräche mit dem Voreigentü­mer des Grundstück­es über eine Bebaubarke­it des Grundstück­es zwischen Tankstelle und Kirche. Das Landesamt für Denkmalpfl­ege und auch teilweise die Evangelisc­he Kirche sind in die Gespräche einbezogen worden“, teilte die Stadt abschließe­nd mit.

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BILD: TH. HUSMANN Bleibt erhalten: In der ehemaligen Avia-Tankstelle an der Edewechter Landstraße könnte Eis verkauft werden.
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BILD: FAMILIE DIERKS Thomas Husmann über die Neubauplän­e in Eversten Einst ein beliebtes Ausflugs- und Tanzlokal: Der „Grüne Jäger“wurde 1964 geschlosse­n.
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ARCHIVBILD: THOMAS HUSMANN Nachfahren des Gastwirts (v.l.): die Enkel Oliver Dierks, Heike Kerwel und Sohn Wilfried Dierks
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BILD: ALT-OLDENBURG.DE Rückblick: So sah die Tankstelle aus.

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