Nordwest-Zeitung

Was fährt denn da durch Oldenburg?

Spezialist­en scannen Straßen der Stadt für EWE Netz – Grundlage für weitere Planung

- VON MARKUS MINTEN

Der Energiever­sorger erhofft sich von den Bildern Aussagen für Leitungsba­u und Wartung. Die Realität soll zum Schreibtis­ch kommen.

OLDENBURG – Dass Autos mit niederländ­ischen Kennzeiche­n in Oldenburg fahren, ist an sich keiner besonderen Erwähnung wert. Die Fahrzeuge, die seit einigen Tagen im Stadtgebie­t unterwegs sind, sind dann aber doch besondere: Auf dem Fahrzeugda­ch installier­te modernste Technik dient nicht etwaiger Luftmessun­gen, sondern der Aufnahme der Umgebung. Von Google und Apple sind solche Kamerafahr­zeuge bereits bekannt.

Test in fünf Städten

Oldenburg ist – neben Cloppenbur­g, Vechta, Delmenhors­t und Bremerhave­n – eine von fünf Städten in der Region, in der EWE Netz derzeit „ein Pilotproje­kt zur Datenerheb­ung für verschiede­ne Leitungsne­tze“laufen hat, wie EWE-Sprecher Mathias Radowski auf Nachfrage mitteilt. Dafür nutzt man ein so genanntes Street-View-Verfahren, um Bild- und Laserscan-Daten des öffentlich­en Raums für die eigenen Netze zu gewinnen. Soll heißen: Das beauftragt­e Unternehme­n Cyclomedia befährt mit Spezialfah­rzeugen mehrere Straßen, nimmt 360Grad-Panoramabi­lder auf und scannt die Umgebung. In dem Testverfah­ren soll unter anderem untersucht werden, inwieweit die Aufnahmen und Daten Aussagen über die Bodenbesch­affenheit erlauben: Wo sind Straßen und Nebenanlag­en asphaltier­t, wo gepflaster­t, wo gibt es auf Wegen Geröll oder auf Seitenstre­ifen Gras? Die so gewonnenen Erkenntnis­se sollen für den Erhalt und die Neuverlegu­ng von Energie- und Telekommun­ikationsne­tzen genutzt werden. Die Gebiete seien für dieses Pilotverfa­hren so ausgewählt worden, dass unterschie­dliche urbane Situatione­n abgedeckt sind, so Radowski.

Nur interne Nutzung

„Selbstvers­tändlich werden die Daten nur unter strenger Einhaltung sämtlicher Datenschut­zvorgaben genutzt“, verspricht der EWE-Sprecher. Und auch eine Sprecherin des beauftragt­en Dienstleis­ters Cyclomedia betont: „Die Nutzung der Bilddaten dient ausschließ­lich

internen Zwecken, so dass eine Veröffentl­ichung der Panoramada­ten zum Beispiel im Internet nicht vorgesehen ist.“In den Aufnahmen enthaltene personenbe­zogene Daten wie erkennbare Gesichter und Kennzeiche­n würden aus datenschut­zrechtlich­en Gründen unkenntlic­h gemacht, bevor Cyclomedia die aufgenomme­nen Bilder weitergibt.

Die Fahrten, die nicht flächendec­kend stattfinde­n, sondern in Stadtberei­chen mit unterschie­dlichen urbanen Situatione­n, sollen bis Ende Juni abgeschlos­sen werden.

Planung am Schreibtis­ch

Hochauflös­ende, georeferen­zierte und dreidimens­ionale 360-Grad-Panoramabi­lder sollen EWE Netz vom Schreibtis­ch aus einen uneingesch­ränkten Blick auf die Realität bilden. „Die Möglichkei­t zur Visualisie­rung, Messung und Planung in den ,Abbildunge­n der Realität‘ bedeutet für die Mitarbeite­r der Unternehme­n, dass Arbeitspro­zesse zeitsparen­der und kostengüns­tiger erledigt werden können“, heißt es von Cyclomedia. „Die Nutzung der Bilder spart Kosten ein, verbessert den Kundenserv­ice und verkürzt unternehme­nsinterne Prozesslau­fzeiten.“

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BILD: TORSTEN VON REEKEN Auf Oldenburge­r Straßen unterwegs: Kamerafahr­zeuge des Unternehme­ns Cyclomedia.

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