Was fährt denn da durch Oldenburg?
Spezialisten scannen Straßen der Stadt für EWE Netz – Grundlage für weitere Planung
Der Energieversorger erhofft sich von den Bildern Aussagen für Leitungsbau und Wartung. Die Realität soll zum Schreibtisch kommen.
OLDENBURG – Dass Autos mit niederländischen Kennzeichen in Oldenburg fahren, ist an sich keiner besonderen Erwähnung wert. Die Fahrzeuge, die seit einigen Tagen im Stadtgebiet unterwegs sind, sind dann aber doch besondere: Auf dem Fahrzeugdach installierte modernste Technik dient nicht etwaiger Luftmessungen, sondern der Aufnahme der Umgebung. Von Google und Apple sind solche Kamerafahrzeuge bereits bekannt.
Test in fünf Städten
Oldenburg ist – neben Cloppenburg, Vechta, Delmenhorst und Bremerhaven – eine von fünf Städten in der Region, in der EWE Netz derzeit „ein Pilotprojekt zur Datenerhebung für verschiedene Leitungsnetze“laufen hat, wie EWE-Sprecher Mathias Radowski auf Nachfrage mitteilt. Dafür nutzt man ein so genanntes Street-View-Verfahren, um Bild- und Laserscan-Daten des öffentlichen Raums für die eigenen Netze zu gewinnen. Soll heißen: Das beauftragte Unternehmen Cyclomedia befährt mit Spezialfahrzeugen mehrere Straßen, nimmt 360Grad-Panoramabilder auf und scannt die Umgebung. In dem Testverfahren soll unter anderem untersucht werden, inwieweit die Aufnahmen und Daten Aussagen über die Bodenbeschaffenheit erlauben: Wo sind Straßen und Nebenanlagen asphaltiert, wo gepflastert, wo gibt es auf Wegen Geröll oder auf Seitenstreifen Gras? Die so gewonnenen Erkenntnisse sollen für den Erhalt und die Neuverlegung von Energie- und Telekommunikationsnetzen genutzt werden. Die Gebiete seien für dieses Pilotverfahren so ausgewählt worden, dass unterschiedliche urbane Situationen abgedeckt sind, so Radowski.
Nur interne Nutzung
„Selbstverständlich werden die Daten nur unter strenger Einhaltung sämtlicher Datenschutzvorgaben genutzt“, verspricht der EWE-Sprecher. Und auch eine Sprecherin des beauftragten Dienstleisters Cyclomedia betont: „Die Nutzung der Bilddaten dient ausschließlich
internen Zwecken, so dass eine Veröffentlichung der Panoramadaten zum Beispiel im Internet nicht vorgesehen ist.“In den Aufnahmen enthaltene personenbezogene Daten wie erkennbare Gesichter und Kennzeichen würden aus datenschutzrechtlichen Gründen unkenntlich gemacht, bevor Cyclomedia die aufgenommenen Bilder weitergibt.
Die Fahrten, die nicht flächendeckend stattfinden, sondern in Stadtbereichen mit unterschiedlichen urbanen Situationen, sollen bis Ende Juni abgeschlossen werden.
Planung am Schreibtisch
Hochauflösende, georeferenzierte und dreidimensionale 360-Grad-Panoramabilder sollen EWE Netz vom Schreibtisch aus einen uneingeschränkten Blick auf die Realität bilden. „Die Möglichkeit zur Visualisierung, Messung und Planung in den ,Abbildungen der Realität‘ bedeutet für die Mitarbeiter der Unternehmen, dass Arbeitsprozesse zeitsparender und kostengünstiger erledigt werden können“, heißt es von Cyclomedia. „Die Nutzung der Bilder spart Kosten ein, verbessert den Kundenservice und verkürzt unternehmensinterne Prozesslaufzeiten.“