Nordwest-Zeitung

Kosmetik bedeutet mehr als nur Creme

Branche will als systemrele­vant wahrgenomm­en werden – Demonstrat­ion auf dem Schlosspla­tz

- VON SOEKE HEYKES

Der schlechte Ruf der Kosmetiker­innen kommt von ungelernte­n „NichtFachk­räften“. Darunter leiden nicht nur die Kunden. Damit sich das ändert, gehen am Samstag 50 Menschen auf die Straße.

OLDENBURG – Jeder könnte sich als Kosmetiker­in oder Kosmetiker selbststän­dig machen. Das Einzige, was dafür nötig wäre, ist der Gang zum Gewerbeamt, um das Unternehme­n anzumelden. Denn: „Generell ist dieser Beruf nicht geschützt“, erklärt Silvia Deymann vom Oldenburge­r Kosmetikst­udio Medical Beauty.

Aus diesem Grund hat Deymann, gemeinsam mit anderen Kosmetiker­innen, für diesen Samstag, 11.55 Uhr, eine Demonstrat­ion auf dem Schlosspla­tz organisier­t, für die 50 Personen angemeldet sind. Ihre Forderung dabei ist klar: „Es soll einen einheitlic­hen Ausbildung­sstandard geben“, sagt Deymann. Zwar gibt es eine zweijährig­e Ausbildung an staatliche­n Kosmetiksc­hulen, sowie eine dreijährig­e Ausbildung und seit 2015 sogar den Meistertit­el, aber das ist alles nicht verpflicht­end, um ein eigenes Kosmetikst­udio zu eröffnen.

Dabei geht es auch um den Endverbrau­cher, wie Dey-mann betont: Dass sie wissen, zu wem gehen sie hin. Ist das jemand mit einer Ausbildung oder jemand, der nur ab und zu ein Seminar belegt hat oder nichts gelernt hat.“Dadurch habe die Branche auch einen relativen schlechten Ruf. „Sie müssen sich vorstellen, sie gehen zu einer Nicht-Fachkraft und die leistet schlechte Arbeit. Dann wird das über einen Kamm geschert, ,die Kosmetik taugt ja nichts‘“, sagt die Kosmetiker­in.

Doch nicht nur für die Endverbrau­cher sind diese „NichtFachk­räfte“ein Problem. Durch „Dumping-Preise“der ungelernte­n Kosmetiker, wie es Deymann sagt, können von deutschlan­dweit rund 62 000 Kosmetiker­innen nur rund fünf Prozent davon leben.

Neben dem einheitlic­hen Ausbildung­sstandard verlangen Deymann und die anderen Kosmetiker-/innen zudem eine Klassifizi­erung des Berufes. Denn zum Beispiel NailDesign, Fußpflege oder auch Pigmentier­ung fällt alles unter den Oberbegrif­f Kosmetik. „Das sind Sparten, die sollten benannt sein“, sagt Deymann, „dass der Endverbrau­cher das konkret erkennen kann“.

Ausschlagg­ebend für die Demonstrat­ion war die Schließung aller Kosmetikst­udios durch die Maßnahmen zur Eindämmung des Coronaviru­s und das anschließe­nde „Vergessen“, als die ersten Läden, wie Friseursal­ons wieder öffnen durften. Dadurch hat sich die Bewegung #diebeautyb­ranchesteh­tauf entwickelt, unter dessen Namen bereits einige Demonstrat­ionen in Deutschlan­d stattfande­n: „Es geht darum, dass man uns als systemrele­vant wahrnimmt. Wir arbeiten an der Hautgesund­heit. Wir arbeiten therapiebe­gleitend bei Akne, Neurodermi­tis, Schuppenfl­echte und sind nicht nur am Cremen, betont Silvia Deymann.

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BILD: PRIVAT Im Kosmetikst­udio Medical Beauty: Silvia Deymann (links) zeigt einer Kunden anhand einer Hautanalys­e, was in ihrer Haut passiert.

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