Werder verpatzt auch Neustart in Saison
Bremer verlieren bei Bundesliga-Auftakt nach Corona-Pause mit 1:4 gegen Bayer Leverkusen
Zu den befürchteten Fan-Versammlungen vor dem Weserstadion kam es nicht. Die Polizei war zufrieden mit den Abläufen beim ersten Geisterspiel in Bremen.
BREMEN – Abseits des Platzes lief alles so, wie man es sich gewünscht hatte in Bremen. Auf dem grünen Rasen aber lief beim SV Werder auch beim Neustart der Fußball-Bundesliga nach der Corona-Zwangspause nichts, wie der Verein es sich vorstellt. Nach dem 1:4 (1:2) am Montagabend gegen den Champions-League-Anwärter Bayer Leverkusen im ersten Geisterspiel der Bremer Vereinshistorie ist der zweite Abstieg der Clubgeschichte ein Stück näher gerückt.
Zunächst das Wichtigste: Außerhalb des Stadions blieben die befürchteten Fan-Ansammlungen wie bereits den gesamten Bundesliga-Spieltag aus. Fahrradfahrer und Jogger genossen die Abendsonne am Osterdeich, Fangruppen trafen sich aber nicht. Nur vereinzelt waren Polizeistreifen unterwegs. „Schauen Sie das Spiel zu Hause an“, hatte die Polizei an die Fans appelliert.
Manager Frank Baumann hatte zudem noch einmal eindringlich alle Anhänger gewarnt, vor das Weserstadion zu kommen. Hintergrund: Bremens Innensenator Ulrich Mäurer gilt als großer Kritiker der Geisterspiele und guckte am Montag genau hin, wie und ob die Abläufe rund um die Arena klappten. „Alles ist super ruhig. Bislang keine besonderen Vorkommnisse“, sagte eine Polizeisprecherin. „Wir bedanken uns bei 42 100 Zuschauern fürs zu Hause bleiben. Danke für Ihre Unterstützung“, sagte Stadionsprecher Arndt Zeigler in der Halbzeitpause.
Werder-Trainer Florian Kohfeldt bemerkte indes die untypische Anreise. „Die elektrisierende Stimmung auf den Straßen, die man sonst vor jedem Bundesligaspiel merkt, die war natürlich heute nicht da. Aber die innere Anspannung im Bus, die war sehr hoch“, zeigte der Coach sich optimistisch, dass der Bremer Neustart glücken kann.
Mit dem Anpfiff galt die volle Konzentration dann dem Fußball. Im gespenstisch leeren Weserstadion waren die Bremer die lautstärkere Mannschaft, allen voran Kohfeldt gab alles an der Seitenlinie, um sein Team verbal anzutreiben. Leverkusen hatte zunächst den Ballbetrieb, in den ersten 25 Minuten schienen sich dennoch beide Teams erst einmal an die ungewöhnliche Atmosphäre gewöhnen zu müssen – Torchancen gab es keine.
Dann aber ging es plötzlich Schlag auf Schlag: Jungstar Kai Havertz brachte die Gäste in der 28. Minute mit einem Kopfball in Führung, weil Marco Friedl auf Werders linker Abwehrseite schlecht aussah.
Die Bremer antworteten nur zwei Minuten später mit dem Ausgleich durch Theodor Gebre Selassie. Der Tscheche war nach einer Ecke von Leonardo Bittencourt am schnellsten und bugsierte den Ball über die Linie zum 1:1 (30.). Kurz vor der Ecke hatte Kohfeldt mit einem lautstarken „Komm, Theo“den richtigen Riecher bewiesen, wer treffen könnte.
Wiederum nur drei Minuten später sah Werder aber bereits wieder alt aus – und stellte sich wie schon vor der Corona-Pause bei einer gegnerischen Standardsituation naiv an. Den Freistoß von Kerem Demirbay aus dem Halbfeld konnte Havertz erneut mit dem Kopf völlig freistehend ins Tor verlängern (33.).
Nach dem Wechsel spielte sich die vorentscheidende Sequenz in der 61. Minute ab. Die Bremer waren rechts offensiv durch Gebre Selassie durchgebrochen, sein Querpass in die Mitte kam aber nicht an. Stattdessen konterte Bayer über den überragenden Havertz, der Moussa Diaby freispielte, und dessen Flanke Mitchell Weiser zum 3:1 einköpfte. Danach strotzte die Werkself vor Selbstvertrauen und spielte Werder mehrere Male leichtfüßig aus. Demirbay setzte in der 78. Minute den Endpunkt auf einen sportlich ernüchternden Abend für die Bremer.
Werder: Pavlenka - Gebre Selassie, Veljkovic, Vogt (85. Bartels), Moisander, Friedl - M. Eggestein, Bargfrede (54. J. Eggestein) - Bittencourt (71. Sargent), Selke (71. Woltemade), Rashica (71. Osako).
Leverkusen: Hradecky Weiser, Tapsoba, S. Bender, Sinkgraven - Ch. Aranguiz (85. Paulinho), Demirbay, Wirtz (61. Bellarabi), Amiri (71. Baumgartlinger), Diaby (61. Bailey) - Havertz (85. Alario).
Tore: 0:1 Havertz (28.), 1:1 Gebre Selassie (30.), 1:2 Havertz (33.), 1:3 Weiser (61.), 1:4 Demirbay (78.).