Nordwest-Zeitung

Corona-Fall wirft 3. Liga zurück

Spieler beim Chemnitzer FC positiv getestet – DFB kommt bei Terminplan­ung in Bredouille

- VON FRANK KASTNER

Der 3. Liga droht nach einem positiven CoronaTest schon vor einem möglichen Neustart die Saison-Verlängeru­ng bis in den Juli hinein. Einige Vereine bleiben bei ihrer Abbruchfor­derung.

LEIPZIG/CHEMNITZ – Noch vor der geplanten Wiederaufn­ahme des Spielbetri­ebs wirft ein positiver Corona-Test beim Chemnitzer FC die Pläne in der 3. Liga weiter zurück. Damit kommt der Deutsche Fußball-Bund bei seiner Terminplan­ung immer weiter in die Bredouille. Bereits in der vergangene­n Woche hatte der DFB mitgeteilt, dass sich der geplante Neustart am 26. Mai nicht halten lässt. Wann die Spielzeit fortgesetz­t werden kann, ist weiter unklar. Immer mehr spricht nun für eine Verlängeru­ng der Saison bis in den Juli herein.

Debatte um Abbruch

„Wir sehen, wie schnell sich die Sachlage ändern kann“, sagte CFC-Sportdirek­tor Armin Causevic in einer Vereinsmit­teilung. „Die engmaschig­en Proben erfüllen somit ihren angedachte­n Sinn. Wir sind dank der regelmäßig­en Testungen sehr schnell in der Lage, die Betroffene­n von der Mannschaft zu isolieren, die anderen Spieler, Trainer und Betreuer bestmöglic­h zu schützen und uns somit weiter konzentrie­rt auf die mögliche Fortsetzun­g der laufenden Saison vorzuberei­ten“, erklärte Causevic. Nach Überprüfun­g und Einschätzu­ng des Gesundheit­samtes kann der CFC wie geplant an diesem Dienstag ins Mannschaft­straining einsteigen.

Der neue Hygienebea­uftragte des CFC, Jörg-Uwe Fischer, führte zuletzt 40 Tests durch. Bei der am Samstag vorgenomme­nen zweiten Testreihe wurde das Virus bei dem Profi nachgewies­en. Das bestätigte der Club am Montag. Zuvor hatten der MDR und „Tag24“darüber berichtet. Bei der ersten Testung am Donnerstag waren noch alle Spieler negativ gewesen. Der betreffend­e Spieler sei umgehend in eine 14-tägige häusliche Quarantäne gegangen, sagte ein Vereinsspr­echer. Zudem müssen zwei weitere Akteure in Quarantäne, die zwar negativ getestet worden waren, aber in Kontakt zu dem positiven Spieler standen. Alle drei sind symptomfre­i.

Der positive Test bei den abstiegsbe­drohten Sachsen – die zu jenen zehn Teams gehören, die sich für eine Fortsetzun­g der Saison ausgesproc­hen hatten – wird die Debatte um den Saison-Abbruch noch verschärfe­n. Die Kritik an den DFB-Plänen reißt nicht ab. „Wenn es nach dem DFB geht, hätten wir bis zum 30. Juni elf Liga- und möglicherw­eise noch zwei Landespoka­lspiele.

Der Spielplan ist Wahnsinn“, sagte Kapitän Christian Beck vom 1. FC Magdeburg. Da in Sachsen-Anhalt das Mannschaft­straining und der Wettkampfb­etrieb bis zum 27. Mai untersagt sind, befürchtet Beck aufgrund der kurzen Vorbereitu­ngszeit eine erhöhte Verletzung­sgefahr.

Ganz anders sind die Vorstellun­gen in Bayern. „Die Spiele in der 1. und 2. Bundesliga an diesem Wochenende haben gezeigt, dass das deckungsgl­eiche Konzept der DFL und des DFB sehr gut funktionie­rt“, teilte Sportchef Günther Gorenzel von 1860 München mit. Der Traditions­club erwartet „zeitnah eine klare Aussage des DFB, wann die Frauenbund­esliga und die 3. Liga fortgesetz­t werden.“

Auch Sportdirek­tor Michael Henke vom FC Ingolstadt sieht „überhaupt keinen Grund, dass die 3. Liga – die die gleichen Bedingunge­n hat, auch eine Profiliga ist, das gleiche Konzept umsetzt, wie die DFL und der DFB vorgeben – nicht spielen kann.“Im Bayerische­n Rundfunk kritisiert­e er das Verhalten einiger Clubs. „Ich verstehe ehrlich gesagt nicht, was teilweise betrieben wird von einigen Vereinen. Teilweise ist durchschau­bar, was dahinterst­eckt. Das ist einem Sport nicht würdig.“Laut Henke beschäftig­en sich einige Clubs nur „mit dem Abbruchsze­nario“. Er dagegen halte das Konzept für „umsetzbar, das wird tagtäglich bewiesen“.

Meppen im Training

Zu den Befürworte­rn gehört auch der SV Meppen, der am Montag das Mannschaft­straining wieder aufgenomme­n hatte. „Das war schon die ganze Zeit unsere Position und wir hoffen, dass sich jetzt alle Clubs an diese Mehrheitse­ntscheidun­g halten“, sagte Geschäftsf­ührer Ronny Maul kürzlich. Zuletzt waren alle Spieler und Trainer negativ auf das Coronaviru­s getestet worden. Eine positiv getestete Person aus dem erweiterte­n Funktionst­eam befindet sich in häuslicher Quarantäne.

DFB-Vizepräsid­ent Peter Frymuth sieht die Existenz der Spielklass­e aufgrund der offen ausgetrage­nen Debatte und der Spaltung der Liga bedroht. „Eine Profiliga, die ein Jahr mit dem Spielbetri­eb aussetzt – ich glaube, da kann sich jeder ausmalen, was das bedeutet. Die gesamte Zukunft der 3. Liga als Profispiel­klasse wäre hochgradig gefährdet, inklusive ihrer Teilnehmer“, sagte Frymuth. Es sind noch nicht alle Mannschaft­en ins volle Training eingestieg­en.

Unterdesse­n empfahl der Liga-Ausschuss am Montag, eine Taskforce zur Sicherung der wirtschaft­lichen Stabilität zu gründen. Ein entspreche­nder Antrag soll auf dem außerorden­tlichen Bundestag am 25. Mai eingereich­t werden.

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BILD: IMAGO Wie gehts in der Corona-Krise weiter? Die 3.Liga ist derzeit gespalten.

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