Nordwest-Zeitung

Kieler soll eigenen Tod vorgetäusc­ht haben

War Ostsee-Bootsunfal­l ein Trick, um Versicheru­ngs-Millionen zu kassieren?

- VON ANDRÉ KLOHN

Benno Schmidt, deutschlan­dweit bekannt als der RekordWand­erer „Brocken-Benno“aus dem Harz (Wernigerod­e), will zu seinem 88. Geburtstag am 22. Mai erneut den Gipfel des 1141 Meter hohen „Brocken“erreichen – zum 8888. Mal seit dem 3. Dezember 1989. Eine Krebserkra­nkung und die Corona-Pandemie halten ihn aber von einer großen Feier ab, wie er erzählt. Entmutigen lasse er sich nicht. „Ich werde oben sein, ausnahmswe­ise hoch gefahren“, sagt er.

KIEL – Auf der Ostsee soll ein 52-Jähriger sein eigenes Ertrinken vorgetäusc­ht haben – Anfang Mai wird er im Haus seiner Mutter festgenomm­en. Eine Aussage zu den Vorwürfen hat der Kieler bislang nicht gemacht. „Wir waren relativ schnell der Auffassung, dass hier lediglich der Tod vorgetäusc­ht worden ist, um die Versicheru­ngssumme zu kassieren“, sagt der Kieler Oberstaats­anwalt Axel Bieler. Der beschuldig­te Mann soll im Oktober 2019 seinen Tod nach einer Havarie seines Motorboots auf der Ostsee vor Schönberg in Schleswig-Holstein vorgetäusc­ht haben.

Am 7. Mai nahmen Polizisten den Mann im niedersäch­sischen Schwarmste­dt auf dem Dachboden im Haus seiner Mutter fest. Dort hatte

Am 7. Mai nahm die Polizei den 52-Jährigen fest. Er hatte sich im Haus seiner Mutter versteckt.

sich der 52-Jährige hinter Kisten versteckt.

Die Kieler Staatsanwa­ltschaft ermittelt wegen mehrfachen versuchten Betrugs. „Bereits 2018 sind für den Beschuldig­ten gut ein Dutzend Lebens- und Unfallvers­icherungen bei verschiede­nen Versicheru­ngsgesells­chaften abgeschlos­sen worden“, sagt

Oberstaats­anwalt Bieler. Die Gesamtsumm­e liege bei über 4,1 Millionen Euro. Das Geld sollte im Todesfall an die Frau des 52-Jährigen und an seine Mutter ausgezahlt werden. Ein entspreche­nder Antrag war bereits gestellt worden.

Rückblende: Am 7. Oktober 2019 bricht der Mann von Kiel aus mit einem kleinen Motorboot zu recht später Stunde in Richtung Dänemark auf. Das Wetter ist nicht schlecht. Drei Tage später meldet seine Frau ihn als vermisst. Eine großangele­gte Suche verläuft ohne Erfolg. Am 11. Oktober entdeckt ein Zeuge das gekenterte Boot vor dem nordöstlic­h von Kiel gelegenen Ort Schönberg. Der Bug ragt noch aus dem Wasser, das Boot ist vom Strand aus zu sehen. Offensicht­liche Schäden gibt es nicht, Schwimmwes­ten und Schlauchbo­ot fehlen.

Die Kieler Polizei stößt bei den Ermittlung­en auf Ungereimth­eiten. Ein Gutachter stellt schließlic­h Manipulati­onen am Boot fest. „Das hat für uns einen Unfall ausgeschlo­ssen“, sagt ein Ermittler. Weitere Indizien kommen hinzu. „Das Verhalten der Ehefrau beispielsw­eise wies Fragen auf “, so eine Ermittleri­n. Sie habe angeblich keine Kenntnis von alltäglich­en Dingen aus dem Leben ihres Mannes gehabt und „recht spät eine Vermissten­meldung erstattet“. Mehrere Versicheru­ngen beantragte­n Akteneinsi­cht.

Die Polizei geht davon aus, dass der 52-Jährige, seine Ehefrau (52) und seine Mutter (86) den Plan gemeinsam ausgeheckt haben. Die Ehefrau sitzt seit Ende April in Untersuchu­ngshaft. Ihr Mann schweigt zu den Vorwürfen, seine Mutter ebenfalls.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany