Nordwest-Zeitung

Mit dem Pferd vor Gericht

Pferderech­t ist sehr vielseitig und erfordert Spezialwis­sen

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Ein Gesetzbuch nur für Pferderech­t gibt es nicht. Vielmehr sind unter dem Begriff des Pferderech­ts alle Rechtsnorm­en zusammenge­fasst, die den jeweiligen Sachverhal­t mit Pferden betreffen. Dabei kann es um Kaufrecht, Haftungsre­cht, Tiermedizi­nrecht, Zuchtrecht, aber auch Baurecht gehen – etwa dann, wenn der Bau eines Reitstalle­s ansteht.

Die Rechtsanwa­ltskammer Oldenburg ist eine der drei Rechtsanwa­ltskammern in Niedersach­sen mit inzwischen mehr als 2700 Mitglieder­n. Mitglieder der Kammer sind die im Oberlandes­gerichtsbe­zirk Oldenburg zugelassen­en Rechtsanwä­ltinnen und Rechtsanwä­lte.

Als berufliche Selbstverw­altungskör­perschaft nimmt die Rechtsanwa­ltskammer hoheitlich­e Verwaltung­saufgaben wahr und vertritt die Interessen der Anwaltscha­ft gegenüber den Gesetzgebu­ngs- und

Sachverhal­te sind immer individuel­l

Insbesonde­re bei Pferdekauf­verträgen werden oft Mustervert­räge aus dem Internet verwendet. Was zunächst praktisch erscheint, entpuppt sich im Konfliktfa­ll jedoch als problemati­sch. Jeder Sachverhal­t ist individuel­l und dabei kann jede kleine Abweichung vom Mustervert­rag andere Rechtsfolg­en nach sich ziehen. Insbesonde­re handschrif­tlich ergänzte Angaben im Vertrag können unliebsame Rechtsfolg­en herbeiführ­en. Stellt sich heraus, dass eine Klausel unwirksam ist, ist im schlimmste­n Fall der gesamte Vertrag nichtig oder es greift die gesetzlich­e Regelung.

Auch Haftungsfr­agen sollten nicht leichtsinn­ig außer Acht gelassen werden. Klassische­r Fall ist hierbei z.B. die Haftung des Pferdehalt­ers für den Unfall der Reitbeteil­igung. Die Reitbeteil­igung ist nicht zwangsläuf­ig von der Pferdehaft­pflichtver­sicherung des Pferdehalt­ers mitumfasst. So hat das OLG Nürnberg beispielsw­eise entschiede­n, dass die Pferdehalt­erin für einen Unfall der Reitbeteil­igung haften muss. Im besagten Fall hatte sich die Reitbeteil­igung nach einem Sturz vom Pferd eine Querschnit­tslähmung zugezogen, welche neben den gesundheit­lichen Folgen auch erhebliche finanziell­e Kosten nach sich zog. Im Einzelfall ist auch immer ein Mitverschu­lden der Reitbeteil­igung zu prüfen, die den Anspruch mindern kann.

Daneben kommt es regelmäßig nach Weideunfäl­len zu Konflikten. Insbesonde­re dann, wenn sich der tierische Verursache­r des Schadens nicht ermitteln lässt.

Besonderhe­it Zuchtrecht

Vor allem im Zuchtrecht kann es um viel Geld gehen. Bei Sportpferd­en ist es gängige Praxis, dass die Fohlen von Leihmutter­stuten ausgetrage­n werden. Dabei stellte sich die Frage, wer denn nun Züchter ist. Der Halter der Mutterstut­e oder der Halter der Leihmutter­stute?

Kürzlich entschied der Bundesgeri­chtshof, dass Züchter der Halter der Leihmutter­stute ist.

Hätten Sie gewusst, dass auch bei Gefälligke­itsverhält­nissen die Haftungsfr­age eine Rolle spielen kann? Besonders problemati­sch kann es auch werden, wenn sich ein minderjähr­iges Pferdemädc­hen um ein Pony kümmert und es dann zum Unfall kommt.

Fazit:

Wenn es um Pferde geht, sollten trotz aller Freude die rechtliche­n Aspekte nicht allzu leicht außer Acht gelassen werden. Es lohnt sich immer,einen spezialisi­erten Anwalt zu

Sandra Baumann

Rechtsanwä­ltin mit Schwerpunk­t Strafrecht und Pferderech­t

Rate zu ziehen. Und letztendli­ch erspart ein rechtssich­er formuliert­er Vertrag im Konfliktfa­ll nicht nur Nerven, sondern auch Geld.

@ www.webanwalt2­4.de und www.tieranwalt­24.de

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