Verhöhnung der Opfer von Faschismus
„Menschenwürde-Demo ein letztes Mal auf dem Schlossplatz“(Ð vom 8. Mai), und „Polarisierende Demo vor dem Schloss“(Ð vom 11. Mai)
Seit ein paar Wochen demonstrieren auf dem Schlossplatz Menschen, die – im Schutz der Grundrechte – eine angebliche „Gefährdung“derselben durch die temporären Corona-Einschränkungen sehen (wollen). Deutschland solle „in einen totalitären Polizeistaat umgewandelt werden“, in „Merkels Faschismus“war dort zu lesen und zu hören. Abgesehen von der Frage, in welcher Welt diese Leute leben, stellen solche Aussagen eine Verhöhnung der Opfer des Faschismus dar. (...)
Es ist erst ein paar Wochen her, als dieses Land eine nie gesehene Welle der Solidarität und gegenseitigen Hilfsbereitschaft erlebte und scheinbare Utopien auf einmal realistischer schienen: Politisch-ökologischer Wandel, eine andere Wirtschaft jenseits kapitalistischer Strukturen, Prioritäten für soziale Belange (...). Auch wenn es eine Wende zum Positiven 1:1 nicht geben wird, (...) können wir zumindest Bedingungen schaffen, dass sie möglich wird. Im Geist der Leute vom Schlossplatz geht das aber sicher nicht.
Wolf Ondruschka Oldenburg
(...) Ich verstehe die übertriebene Polizeipräsenz bei der Oldenburger Kundgebung am 9. Mai nicht. Auch das Vorgehen in meinem Fall befand ich sehr befremdlich: Als 67jähriger Rentner, der Schwerbehinderten gleichgestellt ist, wurde ich an die drei schattigen Beton-Sitzgelegenheiten, die sich weitab des Geschehens befanden, des Platzes verwiesen. (...) Somit verließ ich nach weiteren Androhungen um 15.29 Uhr das Gelände – eine Minute vor Beginn der Veranstaltung. Mal wieder ein Beweis dafür, wie es um unsere Grundrechte steht – armes Deutschland: Sitzen im Freien mit Mundschutz und Sicherheitsabstand „nicht erlaubt“.
Heinz Schnitker Hatten-Kirchhatten