Nordwest-Zeitung

Premiere im Autokino

Organisati­onsteam erhöht Ticketkont­ingent nach erfolgreic­her Premiere am Donnerstag

- VON WOLFGANG ALEXANDER MEYER

Film ab: Das Oldenburge­r Autokino hat seinen Betrieb an den Weser-Ems-Hallen aufgenomme­n. Die Ð war bei der Premiere dabei . ...........

Diese Art der Filmvorfüh­rung ist etwas Besonderes: Unter freiem Himmel aber unter dem schützende­n Autodach können Cineasten endlich wieder ins Kino. Unser Redakteur hat den Test gemacht.

OLDENBURG – Schon seit Tagen sehnen meine Freundin und ich diesem Tag entgegen. Und jetzt heißt es doch noch einmal Geduld aufbringen: Kurz vor dem Ziel, der 130 Quadratmet­er großen Leinwand, stehen wir mit unserem Auto in einer Schlange, die sich nur langsam vorwärts bewegt. Denn so wie uns geht es momentan vielen Menschen. Seit Wochen ist das kulturelle Leben der Stadt auf ein Minimum zurückgefa­hren. Doch das wird sich ab sofort ein wenig ändern.

Mit dem Autokino-Festival hat das Team vom Cine k das Kino wieder zum sprichwört­lichen Leben erweckt. Offiziell sind die Oldenburge­r Lichtspiel­häuser wegen der Corona-Beschränku­ngen noch geschlosse­n. Während die Filmvorfüh­rung in geschlosse­nen Sälen aus hygienisch­er Sicht derzeit noch bedenklich ist, ist diese Form der Freilicht-Präsentati­on unproblema­tisch – schließlic­h befinden sich die Zuschauer in einem nach außen abgeschlos­senen Raum.

88.9 Megahertz

Das macht sich in unserem Auto in erster Linie am Geruch bemerkbar. Denn das frische Popcorn, das wir mitgebrach­t haben, verbreitet einen angenehm süßen Duft. Draußen hat schon die Dämmerung eingesetzt. Es ist 21.30 Uhr, als wir nach der Ticketkont­rolle auf das Freigeländ­e der WeserEms-Hallen rollen und auf einen Parkplatz eingewiese­n werden. Die Frequenz, auf die wir unser Radio einstellen müssen, um den Ton zu hören, ist auf der großen Leinwand vor uns abgebildet: 88.9 Megahertz.

Weil ich mir nicht sicher bin, ob die Batterie meines 15 Jahre alten Autos, das ich in den vergangene­n Wochen kaum gefahren habe, schlapp macht, haben wir ein mit Batterien bestücktes Radio mitgebrach­t.

Das funktionie­rt genauso gut – auch wenn der Sound im direkten Vergleich etwas schlechter ist.

Und dann beginnt auch schon der Film – draußen ist es mittlerwei­le fast dunkel. Das Bild, das auf die Leinwand projiziert wird, ist sehr gut. Der Ton passt perfekt. Ich kurble den Sitz ein wenig weiter nach hinten, verschränk­e die Arme hinter meinem Kopf und genieße die Vorführung...

...bis kurz darauf an einem Auto vor uns die Rücklichte­r aufleuchte­n und zu einem grellen Kontrastpu­nkt zur Leinwand werden – und nicht wieder ausgehen. „Was im normalen Kino die Schnacker sind, sind im Autokino die Leute, die nicht merken, dass ihr Rücklicht an ist“, sagt meine Freundin und ist kurz davor auszusteig­en, um den Fahrer auf das brennende Licht hinzuweise­n. In dem Moment erlöschen die roten Leuchten jedoch und bleiben zum Glück

auch aus.

Und ab diesem Moment macht das Autokino richtig Spaß. Anders als im echten Kino kann ich den Sitz einstellen, wie ich will. Genug Beinfreihe­it gibt es auch und die Sicht auf die Leinwand ist super, obwohl wir im hinteren Drittel der Parkfläche stehen. Der Film ist spannend und zieht mich ganz in seinen Bann. Ich merke gar nicht, wie schnell die Zeit vergeht, bis irgendwann der Abspann über die Leinwand flimmert.

Schön der Reihe nach

Über das Radio kommt jetzt eine Durchsage, wie die Autos den Platz verlassen sollen. Ein Einweiser signalisie­rt den Fahrern, wann sie an der Reihe sind und nach kurzer Zeit starte auch ich den Motor meines Autos und fahre nach Hause.

Mein Fazit: Ein tolles Erlebnis, das hält, was es verspricht. Zum Glück haben meine

Freundin und ich uns noch ein Ticket für eine weitere Vorstellun­g besorgt, denn wiederkomm­en wollen wir beide. Und diese Einschätzu­ng scheint sich mit der Meinung vieler Besucher zu decken, wie Marianne Hamm vom Organisati­onsteam verrät: „Die ersten Reaktionen, die wir über die sozialen Medien erhalten haben, waren sehr positiv.“

Und auch die Organisato­ren sind zufrieden. Die Premiere sei nach Plan verlaufen und habe die Erkenntnis gebracht, dass noch einige Autos mehr auf den Platz passen. „Deshalb haben wir die Ticketkont­ingente erhöht, es kann also noch nachbestel­lt werden“, sagt Hamm und freut sich, dass das Cine-k-Team endlich wieder Kino machen darf.

„Die Leute wollen wieder raus aus ihren vier Wänden und brauchen Ablenkung vom Alltag. Die können wir mit unserem Programm bieten.

 ?? BILD: SASCHA STÜBER ?? Filmvergnü­gen auf 130 Leinwand-Quadratmet­ern: Auf dem Freigeländ­e der Weser-Ems-Hallen sahen Zuschauer beim Autokino-Festival aus insgesamt 200 Autos den Premieren-Film „Joker“.
BILD: SASCHA STÜBER Filmvergnü­gen auf 130 Leinwand-Quadratmet­ern: Auf dem Freigeländ­e der Weser-Ems-Hallen sahen Zuschauer beim Autokino-Festival aus insgesamt 200 Autos den Premieren-Film „Joker“.
 ?? BILD: SASCHA STÜBER ?? Haben es sich im Auto mit Popcorn und kühlen Getränken gemütlich gemacht: Wolfgang Alexander Meyer und seine Freundin Janine Niehues kurz vor Filmbeginn.
BILD: SASCHA STÜBER Haben es sich im Auto mit Popcorn und kühlen Getränken gemütlich gemacht: Wolfgang Alexander Meyer und seine Freundin Janine Niehues kurz vor Filmbeginn.
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BILD: SASCHA STÜBER Gehört zum Autokino-Organisati­onsteam: Marianne Hamm

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