„Mein Platz ist und bleibt in Bayern“
CSU-Chef Markus Söder und die K-Frage – Risiken und Chancen einer Kandidatur
Die Umfragewerte sprechen für den bayerischen Ministerpräsidenten: Die Bürger mögen ihn, die Bosse ebenso. Aber es gibt auch Mahner.
BERLIN – Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache. Würden Deutschlands Führungskräfte entscheiden, wäre das Rennen schon gelaufen. 45 Prozent der Bosse in Wirtschaft und Verwaltung wünschen sich laut einer aktuellen Umfrage CSU-Chef Markus Söder als nächsten Kanzlerkandidaten der Union und als Nachfolger von Regierungschefin Angela Merkel.
Weit abgeschlagen dahinter landen die CDU-Bewerber. Für den CDU-Wirtschaftsexperten Friedrich Merz sprechen sich nur 17 Prozent der Entscheider aus. Vor einem Jahr war er noch ihr Wunschkandidat
Nummer eins fürs Kanzleramt gewesen. Gerade einmal neun Prozent wollen NRW-Ministerpräsident Armin Laschet und sogar nur vier Prozent Gesundheitsminister Jens Spahn. Auffällig: Weder Laschet noch Spahn konnten bisher von ihrem Krisenmanagement in der Corona-Krise profitieren. Und der CDU-Außenpolitiker Norbert Röttgen, der sich wie Laschet und Merz ebenfalls um den CDU-Vorsitz bewirbt, ist weit abgeschlagen.
Ginge es nach der Mehrheit der Deutschen, dann sollte die Union Söder zum Kanzlerkandidaten küren und mit ihm an der Spitze 2021 in den Bundestagswahlkampf ziehen. 53 Prozent halten ihn für den besten Bewerber.
Söder punktet in Krise
Söder ante portas? Bayerns Ministerpräsident hat sich während der Corona-Pandemie als tatkräftiger, ebenso entschlossener wie besonnener Krisenmanager profiliert – und gepunktet. Er konnte auch bei den Sympathiewerten deutlich zulegen. Am Freitag ließ sich Söder von den 250 Delegierten eines kleinen virtuellen CSU-Parteitags feiern, preschte mit seiner Agenda für die Bewältigung der Konjunkturkrise in CoronaZeiten vor.
Müssen die CDU-Bewerber am Ende dem Chef der kleinen Schwesterpartei den Vortritt lassen? Tritt Söder die MerkelNachfolge an? Bayerns Ministerpräsident winkt ab, erteilte den Spekulationen, er wolle Kanzler werden, auch am Freitag wieder eine Absage und beteuert, dass er keinerlei Ambitionen habe, nach Berlin zu wechseln und Angela Merkel zu beerben.
„Mein Platz ist und bleibt in Bayern“, versicherte er ein ums andere Mal. Umfragen interessierten ihn im Moment ebenso wenig wie Haltungsund Stilfragen, versicherte er. „Die einzigen Werte, die mich interessieren, sind jeden Tag die neuen Infektionszahlen“, sagte Söder.
Dritter CSU-Kandidat
Nach Franz-Josef Strauß 1980 und Edmund Stoiber 2002 wäre Söder der dritte Kanzlerkandidat der CSU. Stoiber, der wie Strauß damals knapp gescheitert war, rät Söder jedoch ab. „Meine Empfehlung bleibt: Dieses Land Bayern jetzt stabil zu halten, und dann vor die Bayern zu treten bei der nächsten Landtagswahl“, empfiehlt er. Laut Umfragen erreichen Söder und die CSU in der Corona-Krise Rekord-Zustimmung. Wäre am Sonntag Landtagswahl in Bayern, könnten die Christsozialen mit einer absoluten Mehrheit rechnen.
Kanzlerkandidat Söder – für den Franken und die CSU wäre es Risiko und Chance zugleich. Die Christsozialen haben noch nie einen Kanzler gestellt. Die Union liegt in den aktuellen Meinungsumfragen knapp unter 40 Prozent. Wäre am Sonntag Bundestagswahl, würde sie als stärkste Fraktion wohl auch den nächsten Regierungschef stellen. Ein möglicher Wahlverlierer Söder würde dagegen womöglich geschwächt nach München zurückkehren.
Über die Kanzlerkandidatur entscheiden die Spitzen von CDU und CSU gemeinsam. Auf dem Bundesparteitag Anfang Dezember in Stuttgart wählt die CDU zunächst ihren neuen Bundesvorsitzenden. Sowohl Merz als auch Laschet wollen nicht nur Parteichef, sondern auch Kanzlerkandidat werden. Da kommt Söders Umfragehoch höchst ungelegen. Merz nimmt den CSU-Chef bei der K-Frage schon mal beim Wort: „Ich verstehe die Entscheidung von Markus Söder, dass er es ausschließt, der Kanzlerkandidat der Union zu sein“, sagte der CDU-Mann neulich im Interview mit unserer Zeitung.