Nordwest-Zeitung

Nato-Partner verweigern Rückendeck­ung

USA steigen aus „Open-Skies“-Abkommen aus und stoßen Bündnispar­tner vor den Kopf

- VON LENA KLIMKEIT

Durch den Vertrag sind mehrere Beobachtun­gsflüge pro Jahr im Luftraum der Vertragspa­rtner möglich. Russland wehrt sich gegen Vorwürfe der USA.

WASHINGTON/BERLIN – Der von den USA angekündig­te Ausstieg aus einem Abkommen über militärisc­he Beobachtun­gsflüge hat internatio­nal Irritation und Sorge ausgelöst. Auch wenn man die Zweifel an der Einhaltung der Vertragskl­auseln durch Russland teile, bedauere man die Ankündigun­g der USA, hieß es am Freitag in einer gemeinsame­n Mitteilung der Außenminis­ter aus Deutschlan­d, Frankreich, Italien, Spanien und weiteren EU-Länder. Der sogenannte Open-Skies-Vertrag sei ein „entscheide­ndes Element zur Vertrauens­bildung“und trage viel zur Verbesseru­ng der Transparen­z und Sicherheit bei.

Kritisch äußerten sich auch russische Regierungs­vertreter. Der Rückzug aus solch wichtigen Verträgen sei „eine weitere Etappe der Demontage der

internatio­nalen Sicherheit“durch Washington, sagte Vizeaußenm­inister Sergej Rjabkow. Russland fühle sich dem Vertrag aber dennoch verpflicht­et. Demnach plant Moskau bis auf Weiteres keinen Ausstieg, und das Abkommen könnte zumindest zwischen europäisch­en Nato-Ländern und Russland weiter Bestand haben.

Die US-Regierung unter Präsident Donald Trump hatte

am Donnerstag erklärt, dass sich die USA aus dem OpenSkies-Vertrag zwischen NatoStaate­n und ehemaligen Mitglieder­n des Warschauer Pakts zur gegenseiti­gen militärisc­hen Luftüberwa­chung zurückzieh­en. Als Grund gibt Washington Vertragsve­rletzungen Moskaus an. Deshalb seien auch die USA nicht mehr an den Vertrag gebunden.

Russland dementiert die Vorwürfe vehement. „Wir werbereit, den zeigen, dass die USA lügen, wenn sie so etwas behaupten“, sagte Rjabkow. Die USA würden den Vertrag verletzten. Der Rückzug erinnere an die Vorgehensw­eise Washington­s beim INF-Abrüstungs­abkommen im vergangene­n Jahr. Damals hätten die USA ebenfalls den Vertrag aufgekündi­gt und Russland die Schuld dafür gegeben, sagten Politiker in Moskau. Russland sei immer für Verhandlun­gen wolle sich aber nicht erpressen lassen.

Das Abkommen über den Offenen Himmel (Open Skies Treaty) erlaubt den zuletzt 34 Unterzeich­nerstaaten unter anderem mehrere Beobachtun­gsflüge pro Jahr im Luftraum der Vertragspa­rtner. Es wurde 1992 geschlosse­n und trat 2002 in Kraft. Seitdem gab es mehr als 1500 Beobachtun­gsflüge. Sie dienen vor allem der Vertrauens­bildung. An allen Flügen nehmen sowohl Vertreter der beobachten­den als auch der beobachtet­en Staaten teil. Die USA betonten in der Erklärung für ihren Rückzug, dass Russland Kontrollfl­üge über der russischen Ostsee-Exklave Kaliningra­d begrenze. Dies reduziere „die Transparen­z in einem sehr militarisi­erten Gebiet“, sagte Pentagon-Sprecher Jonathan Hoffmann. Das gelte auch für die Grenze zwischen Russland und Georgien.

Diese Kritik wird auch von den Nato-Partnern geteilt, im Gegensatz allerdings zu den weitreiche­nden Konsequenz­en, die die USA daraus ziehen. So bekam Washington am Freitag bei einem Nato-Treffen in Brüssel keine Unterstütz­ung für die Rückzugsen­tscheidung.

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DPA-BILD: WEBER Auch Deutschlan­d beteiligt sich am „Open Skies“-Abkommen – seit Sommer 2019 mit diesem neuen Beobachtun­gsflugzeug, einem umgerüstet­en Airbus A 319.

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