Nordwest-Zeitung

Grüne fordern: Schulen besser ausstatten

Fraktionsc­hefin Hamburg warnt vor Streichung der zugesagten Gehaltsanp­assung bei Lehrern

- VON STEFAN IDEL, BÜRO HANNOVER

Die mangelnde Personalau­sstattung der Schulen rächt sich jetzt. Das sagt Grünen-Fraktionsc­hefin Julia Willie Hamburg.

Frau Hamburg, die Landesregi­erung denkt darüber nach, die Angleichun­g der Lehrergehä­lter auszusetze­n, um Lücken im Haushalt zu schließen. Wie bewerten Sie die Maßnahme? Hamburg: Corona darf keine Ausrede für die Streichung einer richtigen und notwendige­n Maßnahme sein. Wir erleben gerade an den Sekundarsc­hulen und den Grundschul­en, dass das Personal nicht ausreicht. Die Absage an die Anpassung der Gehälter würde den Fachkräfte­mangel noch verschärfe­n. Auch rechtlich kämen Probleme aufs Land zu, denn die Ausbildung der Lehrkräfte ist mittlerwei­le gleichwert­ig. Das muss dann auch für die Bezahlung gelten.

Was ist mit den Entlastung­smaßnahmen für sozial besonders beanspruch­te Lehrkräfte? Kommt die Unterstütz­ung? Hamburg: SPD und CDU bleiben weit hinter den Zusagen ihres Koalitions­vertrags zurück. Gerade die besonders belasteten Schulen sind immer noch nicht ausreichen­d mit Personal ausgestatt­et. Das rächt sich jetzt.

Der Bund verlängert die Lohnersatz­leistungen auf 20 Wochen. Ein richtiger Schritt? Hamburg: Ja, aber der Beschluss kam erst nach erhebliche­m Druck zustande. Das wird bei Weitem nicht reichen, wenn die Corona-Krise länger anhält. Der Blick muss also viel stärker auf die Familien gelegt werden. Der Spagat der Eltern ist derzeit riesig: Arbeiten, Lehrkraft sein und Kinder betreuen.

Sollte das Homeoffice steuerlich absetzbar sein? Hamburg: Das ist nicht das drängendst­e Problem. Es müssen sowohl für Arbeitgebe­r wie für Arbeitnehm­er endlich klare und bessere Bedingunge­n für die Vereinbark­eit von Beruf und Familie in CoronaZeit­en

geschaffen werden.

Bis 2024 summieren sich die Steuerausf­älle in Niedersach­sen auf rund acht Milliarden Euro. Womit wollen Sie die Steuerlöch­er schließen? Hamburg: Gerade in Zeiten einer Wirtschaft­skrise wären Sparmaßnah­men oder die Ankündigun­g

einer Haushaltss­perre das absolut falsche Signal. Wirtschaft­sinstitute und Gewerkscha­ften sehen das genauso. Der Staat muss jetzt Konjunktur­anreize schaffen, um die Wirtschaft wieder in Gang zu bringen. Dann können mit den Steuereinn­ahmen auch wieder Schulden abgebaut werden.

Wie könnte denn dieses Konjunktur­paket aussehen, und wie teuer wird das? Hamburg: Ich gehe fest davon aus, dass das in den Milliarden­bereich geht. Wir dürfen aber ein Konjunktur­paket nicht von den Aufgaben lösen, die ohnehin vor uns stehen: Bekämpfung der Klimakrise, endlich die Digitalisi­erung voranbring­en und gegen die soziale Spaltung angehen; das sind nur wenige Stichpunkt­e.

Ein zweiter Nachtragsh­aushalt soll im Juni in den Landtag eingebrach­t werden. Wann kommt das Konjunktur­programm der Grünen? Hamburg: Wir arbeiten bereits daran. Wir werden unsere Vorstellun­gen für ein sozial-ökologisch­es Konjunktur­programm der Landesregi­erung frühzeitig ins Stammbuch schreiben. Die Schwerpunk­te: Investiere­n in die Agrar- und Energiewen­de, in eine Verkehrswe­nde, in die Digitalisi­erung und in die Sozial- und Infrastruk­tur.

Bitte nennen Sie ein konkretes Beispiel!

Hamburg: Die Corona-Krise hat gezeigt, dass viele Schulen extrem schlecht ausgestatt­et sind. Es geht im Bildungspa­ket also um seit Langem ausstehend­e Schulsanie­rungen und die überfällig­e digitale Ausstattun­g.

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DPA-SYMBOLBILD: JASPERSEN Dass Schüler, wie hier in der Waldschule Hatten, mit Laptops lernen, ist in Niedersach­sen eher die Ausnahme. Die Grünen wollen das ändern.

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