Nordwest-Zeitung

In Oldenburg ist parken (zu) billig

Gutachten sieht günstige Tarife als Problem für Attraktivi­tät des öffentlich­en Nahverkehr­s

- VON PATRICK BUCK

Im Vergleich zu anderen Städten zahlen Autofahrer in Oldenburg wenig. Aus Sicht des Busverkehr­s ist das keine gute Nachrichte, meinen die Gutachter.

OLDENBURG – Parken ist in Oldenburg zu billig: Das jedenfalls meinen die Gutachter, die sich im Auftrag des Verkehrsun­ternehmens VWG mit Maßnahmen zur Förderung des Nahverkehr­s beschäftig­t haben. Dabei haben sie auch die Preise für das Abstellen von Autos auf städtische­n Parkfläche­n sowie in Parkhäuser­n in der Innenstadt untersucht.

Laut der Gutachterf­irma Probst & Consorten verlangen die meisten ähnlich großen Städte deutlich mehr fürs Parken als die Stadt Oldenburg. Pro Stunde würden demnach im Innenstadt­kern 1,20 Euro fällig. In Osnabrück zahlen Parker 1,50 Euro, in Münster sogar 2 Euro. Im Vergleich aufgeführt wird auch Wien, weil dessen 365-Euro-Jahrestick­et für den Nahverkehr von der Politik gern als Vorbild für ein anzustrebe­ndes Modell genannt wird. In Österreich­s Hauptstadt kostet eine Stunde Parken 2,20 Euro.

Ähnlich ist das Bild beim Blick auf die Parkhäuser. Hier rangiert Oldenburg mit 2,30 Euro für zwei Stunden fast hinten in der Liste der untersucht­en Städte. In Osnabrück (3,01 Euro) und Münster (3,32 Euro) verlangen die Parkhausbe­treiber deutlich mehr. In Wien ist das Abstellen des Autos im Parkhaus mit 7,34 Euro im Schnitt richtig teuer.

Zu günstig ist das Parkangebo­t in Oldenburg aus Sicht der Gutachter, weil damit das Auto gegenüber dem Bus attraktive­r für eine Fahrt in die Innenstadt bleibt. „Beim heutigen Tarifnivea­u des ruhenden Verkehrs sind Tarifmaßna­hmen im öffentlich­en Nahverkehr nur bedingt wirkungsvo­ll“, so das Gutachten. Heißt:

Selbst wenn die Fahrkarten für den Bus billiger würden, würden viele weiterhin das Auto vorziehen, weil das Parken vor Ort ja nicht so viel kostet.

Die Parkgebühr­en in der Innenstadt aus diesem Grund massiv anzuheben, dazu sind momentan keine Bestrebung­en bekannt. Das wäre auch nicht ganz so einfach: Die Parkplätze an den Straßen und die meisten großen Parkfläche­n in der Innenstadt werden von der Stadt bewirtscha­ftet. Hier wäre dementspre­chend eine flächendec­kende Preiserhöh­ung

möglich. Anders sieht das bei den Parkhäuser­n aus. Bis auf die Anlage am ZOB, die vor allem von Pendlern genutzt wird, sind alle Parkhäuser in privater Hand. Auf die Preisgesta­ltung hat die Stadt demnach keinen Einfluss.

Nichtsdest­otrotz möchte die VWG die weiteren Ansätze aus dem Tarifgutac­hten nutzen, um mehr Kunden in ihre Busse zu locken. Dazu gehört wie berichtet unter anderem die Ausweitung der städtische­n Tarifzone. Die direkt angrenzend­en Ortschafte­n wie Hundsmühle­n, Ofen oder Metjendorf sollen künftig den gleichen Preis für eine Fahrkarte in die Innenstadt zahlen wie innerhalb Oldenburgs (2,55 Euro statt 3,70 Euro). Zudem könnten Tarifzonen in den Landkreise­n Oldenburg und Ammerland zusammenge­legt werden, um die Nutzung der Schienenan­bindung attraktive­r zu machen. Ebenso im Gespräch ist eine Abschaffun­g des Nachtzusch­lags sowie die Wiedereinf­ührung eines Kurzstreck­en-Tickets.

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BILD: STÜBER Bitte werfen Sie eine Münze ein: So wie Ilka müssen viele Autofahrer Parkticket­s ziehen – aber zu welchem Preis?

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