Nordwest-Zeitung

Unterschie­dliche Zahlen, aber gleich viele Fälle

Warum Erkrankte nicht gleich Erkrankte sind und andere Aspekte der Statistik

- VON MARKUS MINTEN

Laut dem Oldenburge­r Gesundheit­samt gibt es bisher 225 Corona-Erkrankte in der Stadt. Das Robert-Koch-Institut listet „nur“168 auf. Wie kann das sein?

OLDENBURG – Mit Statistike­n ist das so eine Sache. Auch wenn Zahlen grundsätzl­ich nicht lügen, können sie doch ganz unterschie­dlich sein. Viele Menschen fragen sich und das Gesundheit­samt der Stadt Oldenburg sowie auch die ÐRedaktion, warum es unterschie­dliche Zahlen gibt. Andere wollen wissen, warum es manche Zahlen überhaupt nicht gibt?

Warum unterschei­den sich Zahlen des Gesundheit­samtes und des Robert-Koch-Instituts

Die Zahlen für die Stadt Oldenburg werden der sogenannte­n „Arbeitslis­te Gesundheit­samt“entnommen, heißt es von dort zur Erklärung. Sämtliche Fälle, die der Falldefini­tion des Robert-Koch-Instituts (RKI) entspreche­n und von einem Labor bestätigt sind, werden auf den vorgegeben­en Meldewegen vom Gesundheit­samt der Stadt über das Landesgesu­ndheitsamt an das RKI gemeldet. Aber eben nur diese.

Die Differenz zu den Zahlen auf der Homepage der Stadt (am Freitag vermeldete das RKI 168 kumulierte Fälle, die Stadt 225) erklärt sich dadurch, dass das Gesundheit­samt auch Fälle von Kontaktper­sonen mitzählt, bei denen epidemiolo­gisch ein Zusammenha­ng zu einem Krankheits­fall hergestell­t werden kann, diese erkrankte Person aber nicht die Falldefini­tionen des RKI erfüllt. Klingt komplizier­t, ist es aber nicht: Um in der Statistik des RKI aufzutauch­en, gibt es eine Voraussetz­ung: ein spezifisch­es klinisches Bild eines Covid-19, definiert als Lungenentz­ündung, akute respirator­ische Symptome jeder Schwere oder krankheits­bedingter Tod. In der Oldenburge­r Liste werden hingegen auch Personen aufgeführt, die Kontakt zu einem Erkrankten hatten, jedoch die RKI-Definition nicht erfüllen: Weist beispielsw­eise die Ehefrau eines Erkrankten Symptome im Sinne von Gliedersch­merzen und Temperatur­erhöhung auf, wird sie dem RKI nicht gemeldet. Vom Gesundheit­samt wird jedoch ein epidemiolo­gischer Zusammenha­ng vermu

und es wird eine Quarantäne­anordnung ausgesproc­hen. Die Person taucht in der städtische­n Statistik auf.

Die Stadt betont in diesem Zusammenha­ng, dass die Falltet

zahlen gleich sind, also die beim RKI gezählten Fälle den Fällen der Stadt Oldenburg entspreche­nd der Falldefini­tion entspreche­n. Das habe ein Abgleich der beim RobertKoch-Institut vorliegend­en Zahlen mit dem Fachprogra­mm des Gesundheit­samtes ergeben.

Warum ist die Zahl der Erkrankten zuletzt wieder gestiegen

In der Stadt Oldenburg gibt es einen sogenannte­n Cluster. Laut Gesundheit­samt handelt es sich um einen Familienve­rband, aus dem mehrere Erkrankte und demzufolge auch Kontaktper­sonen resultiere­n. Somit werden hier derzeit elf Erkrankte gezählt, nachdem es vor zwei Wochen schon einmal nur noch zwei Erkrankte waren. Insgesamt sinke die Zahl der Kontaktper­sonen aber als Folge der in der Vergangenh­eit geringeren Zahl der Erkrankung­sfälle.

Warum wird die Zahl der Erkrankten nicht in Relation zu Tests gesetzt

Die Zahl der in Hausarztpr­axen und in der Abstricham­bulanz vorgenomme­nen Abstriche muss nicht gemeldet werden. Daher hat das Gesundheit­samt die Zahl der Getesteten nicht und kann sie mithin nicht veröffentl­ichen.

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