Unterschiedliche Zahlen, aber gleich viele Fälle
Warum Erkrankte nicht gleich Erkrankte sind und andere Aspekte der Statistik
Laut dem Oldenburger Gesundheitsamt gibt es bisher 225 Corona-Erkrankte in der Stadt. Das Robert-Koch-Institut listet „nur“168 auf. Wie kann das sein?
OLDENBURG – Mit Statistiken ist das so eine Sache. Auch wenn Zahlen grundsätzlich nicht lügen, können sie doch ganz unterschiedlich sein. Viele Menschen fragen sich und das Gesundheitsamt der Stadt Oldenburg sowie auch die ÐRedaktion, warum es unterschiedliche Zahlen gibt. Andere wollen wissen, warum es manche Zahlen überhaupt nicht gibt?
Warum unterscheiden sich Zahlen des Gesundheitsamtes und des Robert-Koch-Instituts
Die Zahlen für die Stadt Oldenburg werden der sogenannten „Arbeitsliste Gesundheitsamt“entnommen, heißt es von dort zur Erklärung. Sämtliche Fälle, die der Falldefinition des Robert-Koch-Instituts (RKI) entsprechen und von einem Labor bestätigt sind, werden auf den vorgegebenen Meldewegen vom Gesundheitsamt der Stadt über das Landesgesundheitsamt an das RKI gemeldet. Aber eben nur diese.
Die Differenz zu den Zahlen auf der Homepage der Stadt (am Freitag vermeldete das RKI 168 kumulierte Fälle, die Stadt 225) erklärt sich dadurch, dass das Gesundheitsamt auch Fälle von Kontaktpersonen mitzählt, bei denen epidemiologisch ein Zusammenhang zu einem Krankheitsfall hergestellt werden kann, diese erkrankte Person aber nicht die Falldefinitionen des RKI erfüllt. Klingt kompliziert, ist es aber nicht: Um in der Statistik des RKI aufzutauchen, gibt es eine Voraussetzung: ein spezifisches klinisches Bild eines Covid-19, definiert als Lungenentzündung, akute respiratorische Symptome jeder Schwere oder krankheitsbedingter Tod. In der Oldenburger Liste werden hingegen auch Personen aufgeführt, die Kontakt zu einem Erkrankten hatten, jedoch die RKI-Definition nicht erfüllen: Weist beispielsweise die Ehefrau eines Erkrankten Symptome im Sinne von Gliederschmerzen und Temperaturerhöhung auf, wird sie dem RKI nicht gemeldet. Vom Gesundheitsamt wird jedoch ein epidemiologischer Zusammenhang vermu
und es wird eine Quarantäneanordnung ausgesprochen. Die Person taucht in der städtischen Statistik auf.
Die Stadt betont in diesem Zusammenhang, dass die Falltet
zahlen gleich sind, also die beim RKI gezählten Fälle den Fällen der Stadt Oldenburg entsprechend der Falldefinition entsprechen. Das habe ein Abgleich der beim RobertKoch-Institut vorliegenden Zahlen mit dem Fachprogramm des Gesundheitsamtes ergeben.
Warum ist die Zahl der Erkrankten zuletzt wieder gestiegen
In der Stadt Oldenburg gibt es einen sogenannten Cluster. Laut Gesundheitsamt handelt es sich um einen Familienverband, aus dem mehrere Erkrankte und demzufolge auch Kontaktpersonen resultieren. Somit werden hier derzeit elf Erkrankte gezählt, nachdem es vor zwei Wochen schon einmal nur noch zwei Erkrankte waren. Insgesamt sinke die Zahl der Kontaktpersonen aber als Folge der in der Vergangenheit geringeren Zahl der Erkrankungsfälle.
Warum wird die Zahl der Erkrankten nicht in Relation zu Tests gesetzt
Die Zahl der in Hausarztpraxen und in der Abstrichambulanz vorgenommenen Abstriche muss nicht gemeldet werden. Daher hat das Gesundheitsamt die Zahl der Getesteten nicht und kann sie mithin nicht veröffentlichen.