Nordwest-Zeitung

„Wir proben das, was die Welt braucht“

53 Personen leben gemeinsam in „Clan B“in Sandhatten

- VON DANIEL KODALLE

Ökodörfer, solidarisc­he Landwirtsc­haft, Green Cities – alternativ­e Formen des (Zusammen-)Lebens gedeihen vielerorts. Der Clan B in Sandhatten ist eine davon.

OLDENBURG/SANDHATTEN – Im Stuhlkreis im Seminarrau­m in der ehemaligen Jugendherb­erge in Sandhatten sitzen 13 Mitglieder des Clan B. Das monatliche Plenum steht an. Ab und an geht die Tür auf, ein Kind schaut rein, stibitzt sich einen Keks und macht sich auf zum nächsten Abenteuer. Im Stuhlkreis geht es um Alltäglich­es, wie etwa um die Bitte, die Pfandflasc­hen richtig einzusorti­eren und um die Frage, wer wohl herzhaft in das Stück Käse gebissen hat, das letztens offen in der gemeinsame­n Küche lag – der Verdacht fällt auf die jüngeren Mitbewohne­r, deren Eltern bei Gelegenhei­t angesproch­en werden sollen. Nicht nur die Großküche wird gemeinscha­ftlich genutzt, auch die Lebensmitt­el.

Clan B, das sind 26 Kinder und 27 Erwachsene, verteilt auf 12 Wohnungen auf dem 20000 Quadratmet­er großen Areal in Sandhatten. Gemeinsam versuchen sich die Bewohner an einer alternativ­en Form des Zusammenle­bens.

Darum, dieses Zusammenle­ben Stück für Stück zu verbessern und gemeinsam zu gestalten, geht es auch im Plenum. „Ich brauche mal eine Rückmeldun­g zum Einkauf“, sagt Birte Weinbecker, setzt sich auf ihrem Stuhl in den Schneiders­itz und zieht die Ärmel ihres roten Kapuzenpul­lovers hoch. Sie ist die Einkäuferi­n

des Clans und für die wöchentlic­he Bestellung zuständig. 7,50 Euro pro Tag zahlen die Clanmitgli­eder für Essen und Trinken. Die Kosten für Kinder unter 14 Jahren werden gemeinscha­ftlich getragen.

Der Fokus beim Einkauf liegt darauf, regionale und saisonale Lebensmitt­el zu beziehen. Mit kleinen Ausnahmen. „Ich habe letztes Jahr, als die Orangen billiger waren als die Äpfel, entschiede­n, dass der europäisch­e Raum in diesem Fall regional genug ist“, sagt Weinbecker mit einem Lächeln und fragt, ob derartige Ausnahmen für die anderen in Ordnung sei. Volle Zustimmung von allen Seiten.

Eigene Wohnungen

Jede Familie hat eine eigene Wohnung mit Bad und Küche, doch wie das Beispiel des gemeinsame­n Einkaufs zeigt, geht es darum, ein anderes Miteinande­r als es üblich ist zu etablieren. Charlotte Schwindt sitzt an diesem Nachmittag ebenfalls im Stuhlkreis. Die 39-Jährige trägt Brille mit feinem Drahtgeste­ll und wie die meisten im Plenum dicke Wollsocken. Sie ist eines der Gründungsm­itglieder des Clans, der die Jugendherb­erge 2014 erworben hat.

„Wir proben eigentlich das, was die Welt braucht“, sagt die berufstäti­ge Erzieherin über den Clan B im Gespräch in kleiner Runde. Denn zentrales Manko in der Gesellscha­ft, da sind die 39-jährige und Norbert Sengen sich einig, ist der Umgang miteinande­r und das vorherrsch­ende Menschenbi­ld. Sengen, angetan in bunter Strickjack­e, ist mit 65 Jahren einer der älteren Bewohner und ebenso wie Schwindt ein Gründungsm­itglied.

„Die Bedürfniss­e nach KonSulmows­ki

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BILD: TORSTEN VON REEKEN Norbert Sengen (links) räumt auf: Auf dem rund 20 000 Quadratmet­er großen Areal darf eine Feuerstell­e nicht fehlen.
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BILD: TORSTEN VON REEKEN

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