Nordwest-Zeitung

Keine Feierlaune im Jubiläumsj­ahr bei der VHS

Geschäftsf­ührender Vorstand Andreas Gögel über eine wirtschaft­lich schwierige Situation

- VON MARKUS MINTEN

Wie viel die Corona-Krise am Ende kosten wird, ist noch völlig offen. Gerechnet wird erst einmal mit 450 000 Euro. Doch ob das reicht, ist offen.

OLDENBURG – Für Andreas Gögel ist es so etwas wie ein Déjàvu: „Die Corona-Krise hat Parallelen zur Finanzkris­e. Auch 2008/09 gab es keine Anmeldunge­n.“Selbst wenn Gögel seinerzeit noch nicht Geschäftsf­ührender Vorstand der Volkshochs­chule (VHS) Oldenburg war, hat er die schwierige Zeit für die Erwachsene­nbildung mitgemacht. Auch jetzt sind Anmeldunge­n eher rar. Und doch ist es anders: „Wir hatten Anmeldunge­n und viele Kurse erst einmal ausgesetzt. Mal gucken, was geht.“

Seit einigen Tagen geht zumindest wieder etwas: 370

Teilnehmer­plätze dürfen im VHS-Gebäude in der Karlstraße 25 wieder besetzt werden. Platz ist für 670. Für die Kurse gelten feste Sitzordnun­gen, für das ganze Gebäude ist ein Wegeleitsy­stem erstellt worden, Lerninseln wurden weggeräumt. „Das ist schon ein anderes Lernerlebn­is.“Und nicht nur Gögel fragt sich, wie die Menschen auf eingeschrä­nkte Interaktio­nen und Hygienereg­eln reagieren.

Seine Mitarbeite­r sind aktuell vor allem damit beschäftig­t, gebuchte Kurse zu verschiebe­n und Teilnehmer zu informiere­n. Sollten am Ende mehr willige als erlaubte Interessie­rte stehen, beginnt das eigentlich­e Problem: Wer darf teilnehmen, wer nicht? „Es kann sein, dass wir nicht immer alle unterbring­en“, weiß Gögel schon jetzt um Enttäuschu­ngen, sollten Interessen­ten nicht freiwillig verzichten.

750 Kurse waren für das

Ein VWG-Bus weist auf das Jubiläumsj­ahr hin. Feiern kann Andreas Gögel derzeit allerdings nicht.

Frühjahr-/Sommer-Semester geplant. 100 wurden verlegt, 270 mussten abgesagt werden. Welche wirtschaft­lichen Konsequenz­en das für die VHS genau haben wird, sei noch unklar, so Gögel. „Aber wenn die Hälfte der Selbstzahl­erkurse wegfällt, wären das 450 000 Euro.“Selbst wenn einige auf die Rückerstat­tung verzichten,

weiß er schon: „Wirtschaft­lich wird es so oder so ein schlechtes Jahr.“Immerhin: Die guten Jahre haben Überschüss­e vor allem aus dem Bereich der Integratio­nskurse gebracht und zur Bildung einer Rücklage geführt. Geld, das Gögel immer braucht. „Mit klassische­r VHS kann man kein Geld verdienen, die ist immer defizitär.“

Dabei brauche es dringend Finanzmitt­el, vor allem für eine weitere Digitalisi­erung. Alleine für Leitungsko­sten der acht Standorte wären 5500 Euro vonnöten – monatlich.

Mit rund 4,5 Millionen Euro jährlich machen die Teilnehmer­gebühren den Großteil der VHS-Einnahmen aus. 2,4 Millionen kommen aus Drittmitte­lund Auftragsma­ßnahmen. Der Zuschuss der Stadt Oldenburg beträgt 685 400 Euro – für einen Teil des Programmbe­reichs, der Landkreis Oldenburg sowie die Gemeinden Hatten und Wardenburg steuern zusammen noch einmal 173 000 Euro Zuschuss hinzu. Anders als in umliegende­n Kreisen ist die VHS Oldenburg nicht institutio­nell in die Kommune eingebunde­n.

Für Gögel ist hier noch deutlich Luft nach oben: „Wir sind eine Einrichtun­g der kommunalen Daseinsvor­sorge, keine freiwillig­e Einrichtun­g.“

Für den Geschäftsf­ührer wäre das Jahr des 100-jährigen Bestehens eigentlich ein passendes, um Zukunftsfr­agen zu klären.

Die spannende Frage ist nun: „Wie geht es im zweiten Semester weiter?“Geplant sind alle Kurse, derzeit wird das Kursheft gestaltet. Sicher ist aber schon: „Wir gehen mit Restriktio­nen in das Semester.“Ernährungs­kurse in der Lehrküche, Gesundheit­skurse, Kunstwerks­tatt? Alles offen. Klar ist hingegen, dass Großverans­taltungen wie Poetry Slam oder Nachtlauf mit den derzeitige­n Einschränk­ungen nicht stattfinde­n können. Wann und wie die 100-JahrFeier nachgeholt wird, ist auch noch offen. Angesichts der unklaren Zukunft meint Gögel: „Wir müssen damit rechnen, über Jahre hinweg Einschränk­ungen zu haben.“Das wären dann ganz andere Erfahrunge­n als nach der Finanzkris­e.

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BILD: VHS

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