Bauwerk geht – Kunstwerk bleibt
Wie die Cäcilienbrücke nach der Stilllegung als Gemälde oder Skizze erhalten bleibt
Die Cäcilienbrücke war ein besonderes Bauwerk. Kein Wunder, dass sich der Brücke auch künstlerisch genähert wurde.
OSTERNBURG – Sie war aus Sicht vieler Oldenburger nicht nur einfach irgendein Bauwerk, sondern selbst schon eine Art Kunstwerk: die Cäcilienbrücke. Kein Wunder, dass sich immer wieder Maler, Zeichner und andere Künstler die Hubbrücke als Motiv auserkoren haben. Nach dem Aufruf in der Ð, anlässlich der Stillung die schönsten Fotos einzusenden, erreichten die Redaktion auch mehrere Bilder von Kunstwerken, die das Wahrzeichen in besonderer Art für die Ewigkeit sichern.
Barbara Liefländer zum Beispiel hatte 2015 Fotos von der Cäcilienbrücke gemacht und diese als Vorlagen für zwei Aquarelle genutzt. „In dem alten Backstein sind so viele Farben drin, das hat mich fasziniert“, erzählt die 63-jährige Oldenburgerin, die als Lehrerin (unter anderem Kunst) am Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium in Ahlhorn arbeitet.
Lob für alten Backstein
Die heutigen meist schlichten Backsteingebäude findet Liefländer vergleichsweise langweilig. Früher seien mit den Steinen auffällige Ornamente erzeugt worden. „Das werden sie ja heute kaum wieder so bauen“, sagt sie mit Blick auf den angekündigten Wiederaufbau. Umso glücklicher ist sie darüber, dass sie diese Optik für sich verewigt hat. Zu sehen sind diese und andere ihrer Werke übrigens ab dem 2. Juni in den Fluren der KVHS Ammerland, Oldenburger Straße 205 in Rastede.
Der Backstein war zur Zeit der Fertigstellung der Cäcilienbrücke im Jahr 1927 übrigens gern genommenes Material, wie Dr. Sabine Isensee, Leiterin Bildende Kunst am Stadtmuseum, schreibt: „Künstlerisch entspricht sie dem expressionistischen Zeitgeist, so wurden die vier Brückentürme aus regionalen Klinkern gebaut, die eine Anmutung von einem Stadttor haben. Gebrannte Backsteine waren ein Trendmaterial dieser Zeit: Sie passten sich gut den klimatischen Bedingun
gen an und begeisterten durch eine große Farbpalette.“
Auch wenn die Brücke ihre Fans hat: Viele Künstler wählten offenbar andere Motive. Das ist jedenfalls der Eindruck im Stadtmuseum. „Aus Sicht der Sammlungen des Stadtmuseums und auch der Artothek haben wir nicht den Eindruck, dass die Cäcilienbrücke ein häufiges Motiv für Oldenburger Künstler darstellt. Anders sieht es zum Beispiel mit dem Lappan oder dem Hafen aus, die häufiger als Motiv dienten, wie zum Beispiel in der Ausstellung ,Standpunkte. Das Stadtbild Oldenburgs in der Kunst‘ im Jahr 2019 deutlich wurde“, so Sprecherin Juliane Goldbeck.
Industriecharme
Doch manchen wagten sich gern an die Hubbrücke, wie die Einsendungen der Ð-Leser zeigen. Auch die Veröffentlichung „OL – Mit dem Skizzenbuch durch Oldenburg“des Hamburger Illustrators Till Lenecke durfte Anfang des Jahres nicht ohne dessen Beobachtung von der Cäcilienbrücke erscheinen.
Der Oldenburger Designer Jasper Precht, der jetzt in Potsdam lebt und nebenbei malt,
hat das Bauwerk ebenfalls auf Leinwand verewigt. „Mein Vater war Architekt, daher hatte ich schon immer einen Blick für besondere Bauwerke“, erzählt der 27-Jährige. Auch er fand die Farbgebung des Klinkers spannend. Außerdem strahlte die Brücke für ihn einen Industriecharme aus. „Gleichzeitig hat sie etwas Filigranes, zum Beispiel an den Fenstern.“Der Pulk der Oldenburger, der auf einem seiner Gemälde vor der Brücke wartet, sei für ihn ein „ganz typisches Bild“. Eines, das (im Gegensatz zur stillgelegten Brücke) überdauern wird.