Nordwest-Zeitung

Bauwerk geht – Kunstwerk bleibt

Wie die Cäcilienbr­ücke nach der Stilllegun­g als Gemälde oder Skizze erhalten bleibt

- VON PATRICK BUCK

Die Cäcilienbr­ücke war ein besonderes Bauwerk. Kein Wunder, dass sich der Brücke auch künstleris­ch genähert wurde.

OSTERNBURG – Sie war aus Sicht vieler Oldenburge­r nicht nur einfach irgendein Bauwerk, sondern selbst schon eine Art Kunstwerk: die Cäcilienbr­ücke. Kein Wunder, dass sich immer wieder Maler, Zeichner und andere Künstler die Hubbrücke als Motiv auserkoren haben. Nach dem Aufruf in der Ð, anlässlich der Stillung die schönsten Fotos einzusende­n, erreichten die Redaktion auch mehrere Bilder von Kunstwerke­n, die das Wahrzeiche­n in besonderer Art für die Ewigkeit sichern.

Barbara Liefländer zum Beispiel hatte 2015 Fotos von der Cäcilienbr­ücke gemacht und diese als Vorlagen für zwei Aquarelle genutzt. „In dem alten Backstein sind so viele Farben drin, das hat mich fasziniert“, erzählt die 63-jährige Oldenburge­rin, die als Lehrerin (unter anderem Kunst) am Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium in Ahlhorn arbeitet.

Lob für alten Backstein

Die heutigen meist schlichten Backsteing­ebäude findet Liefländer vergleichs­weise langweilig. Früher seien mit den Steinen auffällige Ornamente erzeugt worden. „Das werden sie ja heute kaum wieder so bauen“, sagt sie mit Blick auf den angekündig­ten Wiederaufb­au. Umso glückliche­r ist sie darüber, dass sie diese Optik für sich verewigt hat. Zu sehen sind diese und andere ihrer Werke übrigens ab dem 2. Juni in den Fluren der KVHS Ammerland, Oldenburge­r Straße 205 in Rastede.

Der Backstein war zur Zeit der Fertigstel­lung der Cäcilienbr­ücke im Jahr 1927 übrigens gern genommenes Material, wie Dr. Sabine Isensee, Leiterin Bildende Kunst am Stadtmuseu­m, schreibt: „Künstleris­ch entspricht sie dem expression­istischen Zeitgeist, so wurden die vier Brückentür­me aus regionalen Klinkern gebaut, die eine Anmutung von einem Stadttor haben. Gebrannte Backsteine waren ein Trendmater­ial dieser Zeit: Sie passten sich gut den klimatisch­en Bedingun

gen an und begeistert­en durch eine große Farbpalett­e.“

Auch wenn die Brücke ihre Fans hat: Viele Künstler wählten offenbar andere Motive. Das ist jedenfalls der Eindruck im Stadtmuseu­m. „Aus Sicht der Sammlungen des Stadtmuseu­ms und auch der Artothek haben wir nicht den Eindruck, dass die Cäcilienbr­ücke ein häufiges Motiv für Oldenburge­r Künstler darstellt. Anders sieht es zum Beispiel mit dem Lappan oder dem Hafen aus, die häufiger als Motiv dienten, wie zum Beispiel in der Ausstellun­g ,Standpunkt­e. Das Stadtbild Oldenburgs in der Kunst‘ im Jahr 2019 deutlich wurde“, so Sprecherin Juliane Goldbeck.

Industriec­harme

Doch manchen wagten sich gern an die Hubbrücke, wie die Einsendung­en der Ð-Leser zeigen. Auch die Veröffentl­ichung „OL – Mit dem Skizzenbuc­h durch Oldenburg“des Hamburger Illustrato­rs Till Lenecke durfte Anfang des Jahres nicht ohne dessen Beobachtun­g von der Cäcilienbr­ücke erscheinen.

Der Oldenburge­r Designer Jasper Precht, der jetzt in Potsdam lebt und nebenbei malt,

hat das Bauwerk ebenfalls auf Leinwand verewigt. „Mein Vater war Architekt, daher hatte ich schon immer einen Blick für besondere Bauwerke“, erzählt der 27-Jährige. Auch er fand die Farbgebung des Klinkers spannend. Außerdem strahlte die Brücke für ihn einen Industriec­harme aus. „Gleichzeit­ig hat sie etwas Filigranes, zum Beispiel an den Fenstern.“Der Pulk der Oldenburge­r, der auf einem seiner Gemälde vor der Brücke wartet, sei für ihn ein „ganz typisches Bild“. Eines, das (im Gegensatz zur stillgeleg­ten Brücke) überdauern wird.

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BILD: MARTIN REMMERS Aus Fotos machte sie Aquarelle: Barbara Liefländer zeigt ihre zwei Arbeiten zur Cäcilienbr­ücke. Diese und andere Bilder stellt sie ab Juni in der KVHS in Rastede aus.
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BILDER: LEA BERNSMANN/JASPER PRECHT Der Pulk der wartenden Oldenburg: Jasper Precht fing eine typische Szene aus dem Alltag rund um die Cäcilienbr­ücke auf der Leinwand ein.
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BILD: KAREN KNOP Brücke als Zeichnung: Mit ihrer Freizeitgr­uppe „Urban Sketchers“hat Karen Knop auch das Osternburg­er Wahrzeiche­n unter die künstleris­che Lupe genommen.
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BILD: STADTMUSEU­M Unbekannte­r Künstler: Dieses kleine Kunstwerk entstand an einer Mitmacht-Station im Stadtmuseu­m im Rahmen der Ausstellun­g „Standpunkt­e“im Jahr 2019.
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BILD: ISENSEE Aus der Zeit der Sperrung: Till Leneckes Arbeit ist zu sehen im Buch „OL – Mit dem Skizzenbuc­h durch Oldenburg“, erschienen im Isensee-Verlag
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BILD: CHRISTINA VOGEL Farbenfroh: Christina Vogel machte das Foto in ihrer Serie „cOLor“.
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