So trifft Oldenburger Reiter die Krise
Präsident George gibt sich vorsichtig optimistisch – Turnier in Rastede im September?
Rund 20 000 Menschen sind in der Region Mitglied in einem Reitverein. George berichtet, was sie umtreibt.
OLDENBURG – Das Anreiten im Schritt-Tempo ist schon einmal gelungen, vielleicht noch ein leichter Trab. An einen entspannten Galopp indes ist in Zeiten von Covid-19 noch nicht zu denken. „Die ganz schwierige Phase haben wir erst einmal hinter uns gelassen, aber wirklich glücklich mit den aktuellen Zuständen sind unsere Reiterinnen und Reiter natürlich nicht“, sagt Michael George, Präsident des Oldenburger Reiterverbandes, zu den Auswirkungen der Corona-Krise auf die ländliche Reiterei in der Region.
20 000 Mitglieder betreut der Verband in den Kreisreiterverbänden Ammerland, Oldenburg, Oldenburger Münsterland, Delmenhorst, Wesermarsch und Friesland-Wilhelmshaven in den dazu gehörigen 300 Vereinen. Kleine private Betriebe, Pferdehalter, Sportler, Züchter und Turnierveranstalter – sie alle leben mit und von der Reiterei.
„Um die 50 Turniere, kleinere und größere, mussten bislang abgesagt werden, der Pferdeverkauf liegt ganz am Boden und Vereine, die sich auf den Schulbetrieb plus Gastronomie konzentriert haben, sind sämtliche Einnahmen bei gleichbleibenden Kosten weggebrochen“, erläutert George. Denn natürlich stehen die Tiere weiter in ihren Boxen, müssen gepflegt, gefüttert und vom Tierarzt betreut werden.
So weiß der Reiterpräsident von Ställen, die sich um eine Staatshilfe gekümmert haben oder festangestellte Helfer in Kurzarbeit schicken mussten. Existenzsorgen um seine 300 Vereine macht sich der 67-jährige Pferdemann nicht: „Ich bin da vorsichtig optimistisch, dass alle irgendwie durch die Krise kommen.“Immerhin hat es auch für die Reiterei im Oldenburger Land erste Lockerungen gegeben.
So sind die Reiter in der Summe erst einmal glücklich darüber, ihre Pferde wieder bewegen zu dürfen. Wenn auch mit Einschränkungen und unter Beachtung strenger Vorschriften ist das Training und der Unterricht in Corona-Zeiten wieder möglich. „Das alles darf nur draußen stattfinden.
In der Halle darf noch nicht gearbeitet werden“, weiß George. Sich begegnende Pferde und ihre Reiter müssen zwei Meter Abstand halten, das Tragen einer Schutzmaske ist hoch zu Ross nicht nötig.
Was der Chef der Oldenburger Reiter aber auch weiß, ist die Tatsache, dass der Pferdesport außer der sportlichen und materiellen eine hochemotionale Seite hat. „Mensch und Tier gehen seit jeher eine enge partnerschaftliche Beziehung ein“, erläutert George. Umso größer war mancherorts die Wiedersehensfreude, als die Lockerungen wieder ein zweistündiges Zusammenkommen erlaubten.
An die Rückkehr zum ländlichen Turniersport wie vor der Zeit von Corona ist aktuell aber nicht zu denken. „Wenn ich dazu eine Prognose abgeben sollte, blicke ich gleich mal ins Jahr 2021“, will George keine übergroßen Hoffnungen wecken. Gleichwohl ist er mit seinem Verband bemüht, drei bis vier kleine Turniere für den Nachwuchs im Juli oder August auf die Beine zu stellen. Großveranstaltungen sind per Erlass bekanntlich bis zum 31. August untersagt, wovon ja auch das traditionelle Oldenburger Landesturnier in Rastede im Juli betroffen ist.
Präsident George hat indes die Hoffnung noch nicht aufgegeben, das Landesturnier zu einem späteren Zeitpunkt in diesem Jahr noch stattfinden zu lassen. „Noch ist Rastede nicht gänzlich abgesagt. Nur der Juli-Termin wurde gecancelt. Wir prüfen weiter eine Verschiebung in den September“, berichtet er von zahlreichen Gesprächen mit Sponsoren, Reitern und Vereinen.
Für alle Berufsreiter im Oldenburger Land sieht es da etwas besser aus. Für sie gelten in der Corona-Krise Ausnahmeregelungen, die dem einen oder anderen ländlichen Reiter durchaus sauer aufstoßen. Zwar unter strengen Vorschriften und auch ohne Zuschauer dürfen die Berufsreiter sehr wohl in Turnierform antreten. Eine der bekannteren Veranstaltungen in dieser Form ist der so genannte „Montagsclub“in Mühlen (Kreis Vechta), ein Zusammenschluss von Berufsreitern, die so weiter ihrem Beruf nachgehen können. Bis zu den ganz großen Galoppsprüngen ist es aber auch für sie noch ein weiter Weg.