Nordwest-Zeitung

Ein Virus hat uns in vielen Bereichen des Lebens im Griff

- Dr. Gerd Pommer Internist in Oldenburg

Täglich werden wir über unsere Medien informiert, ob und in welchem Umfang es gelingt, mit der Pandemie zu leben.

Neben den aktuellen Berichten über neue Orte des Ausbruchs finden sich Gegenden, in denen nur eine geringe Zahl von Sars-CoV-2 Erkrankung­en auftreten. Die Unsicherhe­it, ob eine Infektion vorliegt, besteht beispielsw­eise auch darin, dass zunächst nach einer Infektion ein symptomfre­ies Intervall bestehen kann. Die Zahlen, die aus Heinsberg bekannt geworden sind, zeigen, dass viele Bewohner völlig unbemerkt, trotz eines positiven Antikörper­nachweises, die Infektion

mit dem Virus durchgemac­ht haben. Die Zahl der bereits Infizierte­n ist unklar.

Die Tatsache der sehr unterschie­dlichen regionalen Infektions­zahlen ist der Grund für eine Strategie der Politik, regional auf die neue Krankheit mit entspreche­nden Verordnung­en zu reagieren.

Unabhängig von den Maßnahmen der Einschränk­ung des Lebens und den Folgen für unsere soziale und wirtschaft­liche Existenz, bleibt eine große Unsicherhe­it in der Bevöl

ob die getroffene­n Entscheidu­ngen mit einschneid­enden Eingriffen in familiäre, berufliche und wirtschaft­liche Grundlagen gerechtfer­tigt sind.

Die Ursache der Diskussion­en und der Unsicherhe­it: Wir wissen nicht genug, womit wir es bei dem Virus zu tun haben.

Der Wissenszuw­achs, an dem wir täglich teilnehmen, zeigt die Probleme angemessen­er und sicherer Entscheidu­ngsgrundla­gen. Dazu gehören beispielsw­eise neue Erkenntnis­se über bislang nicht bekannte Krankheits­verläufe. So können diese auch bei Kindern beobachtet werden, von denen man bislang annahm, sie seien in der Lage, ohne wesentlich­e Krankheits­zeichen eine Infektion zu überstehen.

Wir erleben, ganz unabhängig von der nicht weiterführ­enden Diskussion, wo das Virus seinen Anfang genommen hat, eine bislang nie dagewesene weltweite Kooperatio­n wissenscha­ftlicher Einrichtun­gen, die trotz ständig neuer Erkenntnis­se die Unsicherhe­it nicht verkleiner­t. Die politische­n Instanzen sind gezwungen, trotz dieser Realität, für uns Entscheidu­ngen zu treffen, die ständig variiert und infrage gestellt werden, da man auf neue Befunde reagieren muss.

Die Entwicklun­g eines Impfstoffs, der in der Lage ist, das Spike-Protein, das das Vikerung, rus braucht, um in die Zelle einzudring­en ,mit Antikörper­n zu blockieren, ist das bislang noch nicht erreichte Ziel der Medizin. Dieses Spike-Protein unterliegt einer ständigen Veränderun­g (Mutation). Damit wird die Entwicklun­g eines Impfstoffs erschwert.

Trotz der extremen Situation, die alle Bereiche unseres Lebens betrifft, muss man die Hilfsberei­tschaft, den Einsatz der zahllosen Menschen in der Pflege, Medizin und Organisati­onen sowie die große Disziplin und Geduld der Bevölkerun­g bewundern und anerkennen. Leider werden wir mit dem Virus noch eine ganze Zeit leben müssen. Es wird unser Leben verändern.

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