Köstlicher Mord
Bei einem Krimidinner zelebrieren Darsteller während eines mehrgängigen Menüs die schrittweise Aufklärung eines meist abstrusen Mordes. Es gibt haufenweise plausible Motive. Dann darf jeder Gast seinen Tipp abgeben, wer der Täter ist.
Die vorliegende Box bietet das Krimidinner für den Hausgebrauch. Weil das Geschehen in einem unzugänglichen britischen Mansion angesiedelt ist, eignet sich die beiliegende – bisweilen etwas aufwendige – Kochbuchanregung gut. Ich habe mehrere Rezepte erfolgreich nachgekocht; mit kulinarisch erfreulichem Resultat.
Das Detektivspiel funktioniert nur zu sechst. Ein Butler und ein Pferdepfleger, dazu vier Frauen, wobei eine Rolle als Samuel oder Samantha so angelegt ist, dass sie, geschlechtsvariabel, auch männlich besetzt werden kann.
Das Geschehen entwickelt sich im Wechselspiel von Reden, Anschuldigungen, fadenscheinigen Ausflüchten, Schuldeingeständnissen, Bloßstellungen, Indiskretionen und Unterstellungen. Die bekommt jeder in Form von Kärtchen, die nach Nummern sortiert abgearbeitet werden. Das ist die Schwachstelle des Spiels. Eigentlich müsste jeder schon seinen Kartensatz zusammen mit der animieren
den Einladung bekommen, müsste die Argumente parat haben, müsste Schritt für Schritt, wie es die Karten vorgeben, im Spielverlauf so argumentieren, als wäre sie oder er tatsächlich die dargestellte Figur. Wenn jedoch nur die Aussagen vorgelesen werden, wird es schnell fad. Kommt hinzu, dass die rechte Stimmung nicht aufkommen kann, wenn die Beleuchtung grell ist. Die kleinpunktige Schrift erfordert jedoch gutes Licht. Mit den richtigen Leuten, die sich gut vorbereitet haben, kann das heimische Krimidinner aber zu einem recht kommunikativen und amüsanten Abend werden.
Detektive sind erst zufrieden, wenn der Fall restlos aufgeklärt ist. Was am Ende als Auflösung offeriert wird, wirkt allerdings etwas bemüht. Aber es geht ja nicht um das Ergebnis, sondern nur um den Spaß an der Diskussion.
Mord in Richman Hall von Michael Küpper und Marlies Müller, Gmeiner Verlag, Vertrieb Hutter, 6 Spieler ab 14 Jahren, circa 20 Euro gmeiner-verlag.de hutter-trade.com