Primadonna des italienischen Designs
90 Jahre Pininfarina – Entwürfe für schicke Modelle von Alfa bis Volvo
Gibt es ein automobiles Dream-Team aus bella Italia? Sì certo! Ja, sicher, werden Ferrari-Fans bestätigen und auf die vollendeten Formen des Ferrari-Hausdesigners Pininfarina verweisen.
Turin – Für Furore sorgt die bis heute familiengeführte Carrozzeria aber auch durch Alta Moda für Massenmodelle, von Alfa bis Volvo. 1952 vereinbarten die beiden italienischen Luxusmarken Pininfarina und Ferrari eine fast ewig währende Verbindung. Damals galt die am 22. Mai 1930 gegründete Carrozzeria Pinin Farina schon als global prominenteste Adresse im Karosseriebau, hatte sie doch 1947 ultimativen Glamour erworben, als der Cisitalia 202 als allererstes automobiles Kunstwerk im New Yorker Museum of Modern Art ausgestellt wurde.
Ferrari dagegen baute 1952 erst seit vier Jahren Straßenrenner und trotzdem wurden Boliden wie der Ferrari 166 MM schon als Zukunft des italienischen Supersportwagens gefeiert. Für das Design der Maranello-Racer zeichnete
Touring verantwortlich. Bis sich Enzo Ferrari plötzlich mit Battista Farina, sein Rufname „Pinin“(„der Kleine“) wurde 1961 offizieller Firmen- und Familienname, über eine Zusammenarbeit einigte. Eine dauerhafte Allianz, die legendäre Superstars lancierte, vom Ferrari 212 Inter (1952) über 365 GTB/4 Daytona (1968) bis zu Typen wie 550 Barchetta (2001). Da hatten längst die Erben von Enzo Ferrari und Battista Farina die Führung der Unternehmen übernommen. Und Pininfarina hatte exklusives Design auch mit Massenmodellen erfolgreich in Millionenauflage gebracht.
Das italienische Stilempfinden eroberte die Autowelt in rasanten Schritten. Pinin Farina wurde ab 1951 für mehr als ein halbes Jahrhundert Hauslieferant von Peugeot mit Modellen
von 403 (ab 1954) über 504 (ab 1968) bis zum 406 Coupé (ab 1996), dessen Konturen eine Ferrari-Silhouette adaptierten. Aber auch Fiat, Alfa Romeo, Lancia und die Briten (von Austin A40 Farina bis Bentley Camargue) vertrauten dauerhaft auf die Alta Moda des Unternehmens, das in Grugliasco bei Turin große Produktionsanlagen und neue Stilstudios aufbaute. Dort konnten nicht nur Bestseller wie Alfa Giulietta Spider (ab 1958), Fiat 124 Spider und Alfa Duetto Spider (ab 1966) und zuletzt sogar Japaner wie der Mitsubishi Colt CZC (ab 2006) vom Band rollen, auch für Ford (Streetka, ab 2002), die
Koreaner Daewoo (Tacuma, ab 2000) und Hyundai (Matrix, ab 2001) sowie Chinesen (Hafei, ab 2002) fand das Pininfarina-Team stets radikal-spektakuläre oder rassig-schöne Formen.
Ebenso wie eine dramatische Oper lässt es die Geschichte der Primadonna des italienischen Designs nicht an tragischen Momenten mangeln – bis hin zum Unfalltod des Präsidenten Andrea Pininfarina im Jahr 2008 und der folgenden Fast-Pleite des Unternehmens. Wie bei allen Karossiers kam im neuen Jahrtausend auch bei Pininfarina die Auftragsfertigung für große Konzerne (zuletzt Alfa Spider und Volvo C70) zum Erliegen. Abgewendet wurde die drohende Insolvenz erst durch den indischen Mischkonzern Mahindra, der die Designfirma 2015 übernahm.
Passgenau zum 90-jährigen Bestehen der Firma will Pininfarina 2020 mit dem neuen exklusiven Elektrosportwagen Battista ein Revival feiern, dessen Produktionsstart jedoch durch die Corona-Pandemie gefährdet ist. Immerhin blieb die Leitung der Designschmiede stets in Familienhand, aktuell amtiert Paolo Pininfarina, ein Enkel des Gründers „Pinin“.