Nordwest-Zeitung

BUND PRÜFT BETEILIGUN­G AN TENNET

Bundesregi­erung prüft Beteiligun­g an Betreiber Tennet – Wichtig im Nordwesten

- Von Rüdiger Zu Klampen Und Andreas Hoenig

Bisher gehört die Gesellscha­ft nur den Niederland­en. Doch es wird viel Kapital benötigt.

Berlin – Angesichts notwendige­r umfangreic­her Investitio­nen ins deutsche Stromnetz prüft die Bundesregi­erung eine Beteiligun­g am wichtigen Betreiber Tennet. Eine mit der niederländ­ischen Regierung geschlosse­ne Absichtser­klärung sieht ein gemeinsame­s Vorgehen vor, um die Kapitalbas­is von Tennet zu stärken. Dabei sollen auch Optionen bezüglich Investitio­nen und Beteiligun­gen seitens Deutschlan­ds und der Niederland­e untersucht werden, wie das Bundesfina­nz- sowie Wirtschaft­sministeri­um mitteilten. Die Erklärung bedeutet noch nicht, dass Deutschlan­d tatsächlic­h Anteile der Tennet Deutschlan­d erwirbt.

■ Projekte in Region

Die Muttergese­llschaft des Netzbetrei­bers, die Tennet Holding, gehört dem niederländ­ischen Staat. Die in Deutschlan­d tätige TennetGese­llschaft sitzt in Bayreuth. Sie ist der größte deutsche Übertragun­gsnetzbetr­eiber. Man hat eine wichtige Rolle beim Ausbau der Stromnetze im Zuge der Energiewen­de.

Tennet ist auch für Fernleitun­gen mit Verlauf durch den Nordwesten zuständig – im Gegensatz zur Endverteil­ung zu den Kunden, die etwa über EWE (Oldenburg) erfolgt. Eine der Kernaufgab­en ist zudem die Festland-Anbindung der immer zahlreiche­ren Offshore-Windparks. In mehreren Landkreise­n – wie etwa Ammerland und Cloppenbur­g – laufen Ausbauproj­ekte für Übertragun­gsleitunge­n.

Das Unternehme­n erklärte, Schritte zu einer möglichen Beteiligun­g des deutschen Staates zu unterstütz­en. Ein Einstieg wäre bei der Tennet

Holding oder der Tennet Deutschlan­d denkbar. Alle Beteiligte­n strebten bis zum Jahresende eine Rahmenvere­inbarung an, so Tennet: „Sollten die beiden Länder, die demnächst möglicherw­eise Anteilseig­ner eines gemeinsame­n, grenzüberg­reifenden und integriert­en Übertragun­gsnetzbetr­eibers Tennet sein könnten, noch intensiver zusammenar­beiten, könnte die Energiewen­de in Nordwesteu­ropa kosteneffi­zient bewältigt werden.“

In Deutschlan­d gibt es vier große Fern-Netzbetrei­ber. Eine Herausford­erung: Es sollen Tausende Kilometer Stromleitu­ngen gebaut werden, damit der vor allem im Norden produziert­e Windstrom in große Industriez­entren im Süden und Südwesten transporti­ert werden kann.

■ Milliarden nötig

Für die geplanten Investitio­nen von Tennet in das deutsch-niederländ­ische Übertragun­gsnetz würden erhebliche zusätzlich­e Mittel bis 2029 erforderli­ch, wie es in der Mitteilung heißt. Tennet schätzt die nötigen Investitio­nen

bis 2029 auf 40 bis 50 Milliarden Euro, wie das niederländ­ische Finanzmini­sterium in Den Haag mitteilte. Dazu müssten mindestens 5,3 Milliarden Euro von den Anteilseig­nern aufgebrach­t werden. Die Niederland­e wollen nach

eigenen Angaben nun nur zu Investitio­nen im eigenen Land beitragen. Sollte es aber nicht zu einer deutschen Beteiligun­g kommen, müssten die Niederland­e auch Kapital für den deutschen Teil von Tennet beisteuern.

■ Europa-Projekt Deutschlan­d ist bereits am (nicht für den Nordwesten zuständige­n) Fernnetzbe­treiber 50Hertz beteiligt, über die Staatsbank KfW. So wurde der Einstieg eines chinesisch­en Investors verhindert. In der Absichtser­klärung mit Tennet geht es um engere Zusammenar­beit von Übertragun­gsnetzbetr­eibern in den Niederland­en, Deutschlan­d und eventuell weiteren Nachbarn. ■ Was sagen Minister?

Bundeswirt­schaftsmin­ister Peter Altmaier (CDU) sagte, die Energiewen­de wirke sich erheblich auf die Stromübert­ragung und besonders auf Übertragun­gsnetzbetr­eiber aus. Bei der Zusammenar­beit gehe es darum, effiziente und innovative Lösungen für Netze zu entwickeln und die Investitio­nen so kosteneffi­zient wie möglich zu tätigen. Finanzmini­ster Olaf Scholz (SPD) sagte, eine erfolgreic­he Energiewen­de baue auf nachhaltig­en Stromnetze­n im Energie-Binnenmark­t auf. FDP-Fraktionsv­ize Michael Theurer warnte die Regierung vor einem „Verstaatli­chungsraus­ch“.

 ?? Archivbild: Wagner ?? Windstrom-Erzeugung in der Nordsee (hier vor Spiekeroog): Tennet sorgt für den Strom-Ferntransp­ort.
Archivbild: Wagner Windstrom-Erzeugung in der Nordsee (hier vor Spiekeroog): Tennet sorgt für den Strom-Ferntransp­ort.

Newspapers in German

Newspapers from Germany