BUND PRÜFT BETEILIGUNG AN TENNET
Bundesregierung prüft Beteiligung an Betreiber Tennet – Wichtig im Nordwesten
Bisher gehört die Gesellschaft nur den Niederlanden. Doch es wird viel Kapital benötigt.
Berlin – Angesichts notwendiger umfangreicher Investitionen ins deutsche Stromnetz prüft die Bundesregierung eine Beteiligung am wichtigen Betreiber Tennet. Eine mit der niederländischen Regierung geschlossene Absichtserklärung sieht ein gemeinsames Vorgehen vor, um die Kapitalbasis von Tennet zu stärken. Dabei sollen auch Optionen bezüglich Investitionen und Beteiligungen seitens Deutschlands und der Niederlande untersucht werden, wie das Bundesfinanz- sowie Wirtschaftsministerium mitteilten. Die Erklärung bedeutet noch nicht, dass Deutschland tatsächlich Anteile der Tennet Deutschland erwirbt.
■ Projekte in Region
Die Muttergesellschaft des Netzbetreibers, die Tennet Holding, gehört dem niederländischen Staat. Die in Deutschland tätige TennetGesellschaft sitzt in Bayreuth. Sie ist der größte deutsche Übertragungsnetzbetreiber. Man hat eine wichtige Rolle beim Ausbau der Stromnetze im Zuge der Energiewende.
Tennet ist auch für Fernleitungen mit Verlauf durch den Nordwesten zuständig – im Gegensatz zur Endverteilung zu den Kunden, die etwa über EWE (Oldenburg) erfolgt. Eine der Kernaufgaben ist zudem die Festland-Anbindung der immer zahlreicheren Offshore-Windparks. In mehreren Landkreisen – wie etwa Ammerland und Cloppenburg – laufen Ausbauprojekte für Übertragungsleitungen.
Das Unternehmen erklärte, Schritte zu einer möglichen Beteiligung des deutschen Staates zu unterstützen. Ein Einstieg wäre bei der Tennet
Holding oder der Tennet Deutschland denkbar. Alle Beteiligten strebten bis zum Jahresende eine Rahmenvereinbarung an, so Tennet: „Sollten die beiden Länder, die demnächst möglicherweise Anteilseigner eines gemeinsamen, grenzübergreifenden und integrierten Übertragungsnetzbetreibers Tennet sein könnten, noch intensiver zusammenarbeiten, könnte die Energiewende in Nordwesteuropa kosteneffizient bewältigt werden.“
In Deutschland gibt es vier große Fern-Netzbetreiber. Eine Herausforderung: Es sollen Tausende Kilometer Stromleitungen gebaut werden, damit der vor allem im Norden produzierte Windstrom in große Industriezentren im Süden und Südwesten transportiert werden kann.
■ Milliarden nötig
Für die geplanten Investitionen von Tennet in das deutsch-niederländische Übertragungsnetz würden erhebliche zusätzliche Mittel bis 2029 erforderlich, wie es in der Mitteilung heißt. Tennet schätzt die nötigen Investitionen
bis 2029 auf 40 bis 50 Milliarden Euro, wie das niederländische Finanzministerium in Den Haag mitteilte. Dazu müssten mindestens 5,3 Milliarden Euro von den Anteilseignern aufgebracht werden. Die Niederlande wollen nach
eigenen Angaben nun nur zu Investitionen im eigenen Land beitragen. Sollte es aber nicht zu einer deutschen Beteiligung kommen, müssten die Niederlande auch Kapital für den deutschen Teil von Tennet beisteuern.
■ Europa-Projekt Deutschland ist bereits am (nicht für den Nordwesten zuständigen) Fernnetzbetreiber 50Hertz beteiligt, über die Staatsbank KfW. So wurde der Einstieg eines chinesischen Investors verhindert. In der Absichtserklärung mit Tennet geht es um engere Zusammenarbeit von Übertragungsnetzbetreibern in den Niederlanden, Deutschland und eventuell weiteren Nachbarn. ■ Was sagen Minister?
Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) sagte, die Energiewende wirke sich erheblich auf die Stromübertragung und besonders auf Übertragungsnetzbetreiber aus. Bei der Zusammenarbeit gehe es darum, effiziente und innovative Lösungen für Netze zu entwickeln und die Investitionen so kosteneffizient wie möglich zu tätigen. Finanzminister Olaf Scholz (SPD) sagte, eine erfolgreiche Energiewende baue auf nachhaltigen Stromnetzen im Energie-Binnenmarkt auf. FDP-Fraktionsvize Michael Theurer warnte die Regierung vor einem „Verstaatlichungsrausch“.