Nordwest-Zeitung

SV WERDER KANN DOCH NOCH GEWINNEN

Bremer schöpfen nach 1:0 in Freiburg Hoffnung – Fehlen gegen Gladbach drei Stammkräft­e?

- VON LARS BLANCKE

Nach scharfer Kritik von außen darf Trainer Kohfeldt nun kurz durchatmen. Der Sieg in Freiburg brachte allerdings auch personelle Folgen.

FREIBURG/BREMEN – Auf laute Töne verzichtet­e Florian Kohfeldt im Moment des Sieges. Nachdem er sich am Freitag vehement gegen die scharfe Kritik vor allem von Ex-Profis gewehrt hatte, freute sich der Trainer von Fußball-Bundesligi­st Werder Bremen am Samstag über den 1:0-Sieg beim SC Freiburg ganz still. Kohfeldt verschwand nach dem hart erkämpften Erfolg direkt in den Innenraum des Schwarzwal­dStadions – und das aus „Selbstschu­tz“, wie er meinte: „Weil ich natürlich den ein oder anderen gern in den Arm genommen hätte, aber das geht in diesen Zeiten nicht.“

■ WAS WERDER MUT MACHT

An der Dreisam zeigte Kohfeldts Mannschaft jene Mentalität, die jeder Fan über den Großteil der Saison vermisst hat. Werder kämpfte, biss sich in die Zweikämpfe und warf sich in jeden Schuss. „Insbesonde­re in der letzten Viertelstu­nde haben wir es uns mit dem Einsatz und mit der Leidenscha­ft, die wir auf den Platz gebracht haben, verdient“, sagte Kohfeldt erleichter­t, nachdem sein Team tief in die eigene Abwehr gedrängt worden war.

Ein weiteres Plus in puncto Selbstvert­rauen für die nächsten Wochen: Endlich stand in der Defensive mal wieder die Null. Erst zum zweiten Mal in dieser Saison blieb die zweitschle­chteste Abwehr der Bundesliga ohne Gegentor. Nach dem 1:0 in Düsseldorf reichte dies zum erst zweiten Rückrunden­sieg. Ein Lichtblick war in Freiburg der oft gescholten­e Linksverte­idiger Marco Friedl, der das Tor des Tages von Leonardo Bittencour­t einleitete

(19. Minute) und auch ansonsten gute Aktionen hatte.

Neben der verbessert­en Defensive hatte Werder jenes Spielglück, das oft gefehlt hatte. Denn beim vermeintli­chen 1:1 der Freiburger in der 89. Minute, das Manuel Gulde nach einer Standardsi­tuation erzielte und das perfekt in die verkorkste Saison gepasst hätte, stand Ex-Bremer Nils Petersen leicht im Abseits. Der Treffer wurde nach Videobewei­s aberkannt.

„Jedes Spiel wird jetzt so ein Kampf“, gab Joshua Sargent das Motto für die kommenden Aufgaben, die an diesem Dienstag (20.30 Uhr) mit dem Heimspiel gegen Borussia Mönchengla­dbach weitergehe­n,

vor. Mit nun 21 Punkten hat Werder den Anschluss an die auf dem Relegation­splatz stehenden Düsseldorf­er hergestell­t und noch das Nachholspi­el gegen Frankfurt (3. Juni) in der Hinterhand.

■ WAS SORGEN MACHT

Trotz des vierten Auswärtssi­eges der Saison zeigte sich erneut, dass bei Werder nach vorn nicht viel geht. Die couragiert­e und gute Anfangspha­se, die mit Bittencour­ts Tor belohnt wurde, kaschierte nicht die Schwächen danach. Werder ließ sich sehr tief in die Defensive drücken und schaffte keine Entlastung mehr. In der Schlusspha­se wirkten gleich mehrere Bremer am Ende ihrer Kräfte – fehlende Fitness war in dieser Saison immer wieder ein Thema, die Regenerati­onszeit fällt im straffen Restprogra­mm kürzer aus.

Zudem gibt es neue personelle Sorgen. Philipp Bargfrede sah in der 88. Minute die Gelb-Rote Karte und wird im defensiven Mittelfeld gegen die spielstark­en Gladbacher vermisst werden. Für ihn könnte plötzlich wieder Nuri Sahin in die Startelf rücken, der zuletzt aber völlig außer Form war und in Freiburg nicht einmal im Kader stand, obwohl er fit war – eine klare Botschaft von Kohfeldt.

Bargfrede war überhaupt erst für Kevin Vogt ins Spiel gekommen, der sich in der ersten Halbzeit eine Hüftverlet­zung zugezogen hatte. „Es kann etwas an den Nerven, aber auch eine Prellung sein“, sagte Kohfeldt. Dass Vogt bereits an diesem Dienstag wieder fit ist, sei zwar offen, dürfte aber wohl eher unwahrsche­inlich sein. Der verbal präsente Leihspiele­r von der TSG Hoffenheim gilt als einer der stabilsten Profis in Werders oft instabiler Hintermann­schaft.

In Verteidige­r Friedl droht überdies ein dritter Defensivma­nn gegen den ChampionsL­eague-Anwärter auszufalle­n. Der Österreich­er verletzte sich in der umkämpften Schlusspha­se bei einer langen Grätsche am Oberschenk­el, eine Muskelverl­etzung dürfte auch sein Mitwirken kurzfristi­g unmöglich machen. Weil auch Ludwig Augustinss­on seit Wochen auf der linken Abwehrseit­e nicht zur Verfügung steht, müsste auf dieser Position Michael Lang aushelfen – der Schweizer ist vom nächsten Gegner Gladbach vor der Saison ausgeliehe­n worden, konnte an der Weser aber nicht überzeugen und spielt in Kohfeldts Planungen eigentlich gar keine Rolle mehr.

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BILD: IMAGO Verhaltene­r Jubel: (von links) Torschütze Leonardo Bittencour­t, Maximilian Eggestein und Joshua Sargent
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