Jagd auf Berater Cummings
Britische Medien haben die Jagd auf den Chefberater des Premierministers Boris Johnson eröffnet. Dominic Cummings soll gegen die strengen Auflagen der Selbstisolierung verstoßen haben, als er Ende März zusammen mit seiner ebenfalls an Covid19 erkrankten Ehefrau von London aus zum rund 400 Kilometer entfernten Durham reiste. Der Druck auf Cummings wurde nun noch größer, als zwei britische Sonntagszeitungen berichteten, dass der Chefberater auch danach mehrere Male die Ausgangsbeschränkungen verletzt haben soll. Eine Blitzumfrage des Instituts YouGove ergab, dass 68 Prozent der Briten denken, dass er die Regeln gebrochen hat.
Im Streit um Cummings verbirgt sich aber mehr als nur ein Gezerre um Corona-Regeln. Denn der 48-Jährige ist eine hochumstrittene Figur der britischen Politikszene.
Zwar fungiert Cummings nur als Berater und wurde nie in ein Amt gewählt. Doch Boris Johnson hat ihn zu einem seiner engsten Mitarbeiter gemacht, der in Downing Street den Beamtenapparat koordinieren und überwachen soll.
Cummings hat das Büro gleich neben dem von Johnson
bekommen, was seinen Status unterstreicht: An ihm kommt keiner vorbei, er ist de facto der Stabschef.
Er hatte sich seine Sporen in der „Vote Leave“-Kampagne verdient, die im Referendum für den Austritt aus der EU stritt. Unter Brexit-Fans hat er fast mythischen Status, weil ihm der Sieg im Referendum zugeschrieben wird. Sogar ein Hollywood-Film porträtierte den genialen Wahlkämpfer, der den Slogan „die Kontrolle zurückerlangen“erfand.
Für seine Kritiker ist Cummings der Verantwortliche, der mit falschen Behauptungen eine verlogene Kampagne fuhr.
Für den Premierminister ist er vor allem der Mann, der ihm zwei Mal beim Siegen half: Zuerst im EU-Referendum und dann bei den letzten Wahlen, die Boris Johnson mit einer Mehrheit von 80 Sitzen gewinnen konnte. Das dürfte erklären, warum Downing Street weiterhin so beharrlich an Cummings festhält.