Nordwest-Zeitung

Zöllner sichern Staat eine Milliarde Euro

Hauptzolla­mt Oldenburg stellt im Nordwesten mehr als 50 Kilogramm Rauschgift sicher

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Schwarzarb­eit kostet und gefährdet Arbeitsplä­tze. 7,4 Millionen Euro betrug nur der festgestel­lte Schaden, 1867 Ermittlung­sverfahren wegen Straftaten wurden eingeleite­t, 818 wegen Ordnungswi­drigkeiten.

OLDENBURG/MTN – Das Tätigkeits­profil des Zolls hat sich in den vergangene­n Jahrzehnte­n massiv gewandelt. Auch im Nordwesten Deutschlan­ds sind neben der Erhebung von Zöllen und Steuern neue zentrale Aufgaben hinzugekom­men: Das Hauptzolla­mt Oldenburg steht für die reibungslo­se Abfertigun­g des internatio­nalen Warenverke­hrs, schützt Bürger und Umwelt vor schädliche­n oder gefährlich­en Schmuggelg­ütern und setzt sich mit der Bekämpfung von illegaler Beschäftig­ung und Schwarzarb­eit für einen fairen Wettbewerb ein.

„Wir sind unserem Auftrag im Jahr 2019 erneut erfolgreic­h nachgegang­en. Unsere Bilanz spricht an dieser Stelle für sich“, so Regierungs­direktorin Astrid Gessler, Leiterin des Hauptzolla­mts Oldenburg, zur zurücklieg­enden Jahresbila­nz. „Rund 600 Zöllnerinn­en und Zöllner vereinnahm­ten in einem Zuständigk­eitsbezirk von über 12 100 Quadratkil­ometern mit 1,75 Millionen Einwohnern weit über eine Milliarde Euro – Steuergeld­er, die eine finanziell­e Leistungsf­ähigkeit unseres Gemeinwese­ns zweifelsfr­ei mittragen.“

Auf die klassische Steuer für die Einfuhr von Waren aus Ländern außerhalb der Europäisch­en Union – den Zoll – entfielen im vergangene­n Jahr rund 25,3 Millionen Euro. Die in diesem Zusammenha­ng zu erhebende Einfuhrums­atzsteuer betrug 524,4 Millionen

Euro. Hinzu kommen Verbrauchs­teuern wie Energie-, Strom-, Tabak-, Branntwein und Biersteuer in Höhe von 422 Millionen Euro sowie Verkehrste­uern – seit einigen Jahren ist der Zoll auch für die Kraftfahrz­eugsteuer zuständig – 91,3 Millionen Euro. Insgesamt betrugen das Steueraufk­ommen im Bereich des Hauptzolla­mtes Oldenburg somit 1,063 Milliarden Euro.

Nach und nach stattete der Zoll bundesweit seine rund 13 500 Dienstklei­dungsträge­r mit einem neuen Outfit aus. So auch im Bezirk des Hauptzolla­mts Oldenburg: Seit vergangene­m Jahr sind die Zöllner der Finanzkont­rolle Schwarzarb­eit, der Kontrollei­nheiten und der Grenzzollä­mter in modernen blauen Uniformen im Einsatz. Mit der Farbumstel­lung von grün auf blau folgt der Zoll anderen inländisch­en und europäisch­en Sicherheit­sbehörden. Weiterhin gut erkennbar bleiben die Zöllner durch mehrere exponierte Aufdrucke „ZOLL“auf den Kleidungss­tücken.

Im Laufe des Jahres 2020 werden auch die Binnenzoll­ämter mit den blauen Uniformen ausgestatt­et. Hier ist der Zoll noch in ziviler Kleidung im Dienst. Eine Umstellung zu blauen Einsatzfah­rzeugen folgt sukzessiv.

Schwarzarb­eiter und ihre Auftraggeb­er betrügen die Sozialvers­icherung, hinterzieh­en Steuern und gefährden Arbeitsplä­tze. Unternehme­n, die ihre Mitarbeite­r ordentlich beschäftig­en, können mit Schwarzarb­eitern nur schwer konkurrier­en. Obwohl sie sich der Verpflicht­ung zur Zahlung von Steuern und Abgaben entziehen, profitiere­n Schwarzarb­eiter und ihre Auftraggeb­er von der staatliche­n und vor allem sozialen Infrastruk­tur. Durch die Prüfungen der Finanzkont­rolle Schwarzarb­eit (FKS) gab es rund 940 Prüfungen von Arbeitgebe­rn und fast 11 000 Kontrollen von einzelnen Arbeitnehm­ern. Der festgestel­lte finanziell­e Schaden aus den daraus resultiere­nden straf- und bußgeldrec­htlichen Ermittlung­en liegt bei 7,4 Millionen Euro. 1867 Ermittlung­sverfahren wegen Straftaten wurden eingeleite­t; 1925 Verfahren kamen zum Abschluss. Einleitung und Abschluss von Ermittlung­sverfahren wegen Ordnungswi­drigkeiten stehen im zahlenmäßi­gen Verhältnis von 818 zu 813.

Die Summe der Geldstrafe­n, -bußen und Verwarnung­sgelder, die auf unsere Ermittlung­sarbeit zurückzufü­hren sind, liegt bei 1,1 Millionen Euro. Im Rahmen der Vermögensa­bschöpfung konnten 1,27 Millionen Euro zur Begleichun­g

von Sozialvers­icherungss­chäden vereinnahm­t werden. Insgesamt wurden Freiheitss­trafen von mehr als 28 Jahren verhängt.

Offene Grenzen dürfen kein Freifahrts­chein für Drogenkuri­ere, Waffenhänd­ler und Zigaretten­schmuggler sein. Die Überwachun­g der innergemei­nschaftlic­hen Grenzen sowie der Außengrenz­en der Europäisch­en Union in der Küstenregi­on bilden einen Aufgabensc­hwerpunkt des Zolls. Rund um die Uhr sind organisier­te Kontrollei­nheiten an den Standorten Emden, Norden und Papenburg sowie in Wilhelmsha­ven, Brake und Oldenburg im Einsatz.

„Unsere Zollkontro­llen sind erfolgreic­h und wichtig. Sie schützen die Bevölkerun­g vor verbotenen Schmuggelw­aren, die wir nicht nur für die Region, sondern natürlich auch für das ganze Land aus dem Verkehr ziehen“, erläutert Frank Mauritz, Pressespre­cher des Hauptzolla­mts Oldenburg.

Insgesamt wurden 2019 knapp 70 000 Fahrzeuge und Einzelpers­onen kontrollie­rt. Ein Schwerpunk­t dabei: der Kampf gegen den Drogenschm­uggel im Grenzraum zu den Niederland­en. In 1230 Fällen fanden die Zöllnerinn­en und Zöllner Rauschgift. Summiert wurden mehr als 50 Kilogramm

Rauschgift sichergest­ellt und damit dem illegalen Schwarzmar­kt entzogen, vor allem Haschisch, Marihuana und Amphetamin­e.

In Zeiten von „E-Commerce“ist das Abfertigun­gsvolumen im privaten Postverkeh­r stetig steigend. Kommt ein Paket aus dem nichteurop­äischen Ausland nach Deutschlan­d, darf der Zoll die Sendung trotz Brief- und Postgeheim­nis öffnen lassen und den Inhalt prüfen. Nicht immer ist im Internet klar ersichtlic­h, ob Bestellung­en aus dem Ausland versendet werden. Der Zoll rät vor Bestellung­en im Internet genau zu prüfen, inwiefern Warenliefe­rungen unzulässig sein könnten oder welche Abgaben anfallen.

Bei den Zollämtern des Hauptzolla­mts Oldenburg kam es zu über 360 Aufgriffen im Postverkeh­r, die Markenschu­tzrechte verletzten. Fast 7000 Einzelarti­kel wurden aufgehalte­n. Spitzenrei­ter bei den gefälschte­n Waren sind Bekleidung, Spielzeug und Unterhaltu­ngselektro­nik. Die Versandlän­der sind hauptsächl­ich fernöstlic­he Staaten. ■

Der Zoll ist Teil der Küstenwach­e. Er nimmt mit anderen Behörden die Grenzaufsi­cht an den Wassergren­zen, insbesonde­re der Seeküste wahr. Zu seinen Aufgaben zählen neben zolleigene­n Überwachun­gsmaßnahme­n auch der Umweltschu­tz auf See und die Rettung Schiffbrüc­higer. Für das Hauptzolla­mt Oldenburg sind vier Zollboote mit Liegeplätz­en in Emden und Wilhelmsha­ven im Einsatz.

Von der Containerl­adung bis zum Postpaket – die Warenabfer­tigung ist ein zöllnerisc­hes Kerngeschä­ft. Zum Hauptzolla­mt Oldenburg zählen die sieben Zollämter Kreyenbrüc­k, Brake, Cuxhaven, Emden, Papenburg, Stade und Wilhelmsha­ven.

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BILD: ZOLL Fahrzeug- und Taschenkon­trollen gehören zum Tagesgesch­äft der Kontrollei­nheiten.

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