Drei Steine von großer Bedeutung
Zufallsfund offenbart neue Erkenntnisse über Bleicher Hagendorff
NWZ-Redakteur Patrick Buck hat mit seiner Familie Kater „Hase“aus dem Tierheim Oldenburg aufgenommen. Von seinen Erlebnissen mit dem neuen Mitbewohner berichtet er in dieser Kolumne. Alle Infos zu Tiervermittlung gib es beim Tierheim unter 0441 50 42 93.
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tHistorischer Fund: Die Originalsteine aus der Haustür-Umrandung des Hagendorffschen Altersruhesitzes in Liethe fanden Giesela und Rolf Othold bei Gartenarbeiten. Sie belegen, dass das Haus in Liethe, nicht in Lehe stand.
Ende des 18. Jahrhunderts gründete Wilhelm Hagendorff in Rastede eine Bleicherei und damit den ersten großen Gewerbebetrieb des Ortes. Lange gingen Forscher davon aus, dass er in Lehe starb. Ein Zufallsfund widerlegt dies nun.
OLDENBURG/RASTEDE/LIETHE – Die Straßennamen „An der Bleiche“und „An Hagendorffs Busch“erinnern bis heute an Rastedes ersten großen Gewerbebetrieb: die 1791 vom Schauspielerehepaar Johann Christoph Wilhelm und Agnese Hagendorff gegründete Leinenbleicherei. Der Heimatforscher Hans Wichmann (19071997) rekonstruierte die Geschichte der Bleicherei einst und verfasste dazu auch einen Artikel, der 1966 in der Ð erschien. Damals schrieb der Heimatforscher, dass Hagendorff am 10. August 1825 in Lehe in der Gemeinde Wiefelstede verstarb, wo sich sein Altersruhesitz befunden haben soll. Doch das ist falsch. Das Haus stand nicht in Lehe, sondern in Liethe.
„Wir haben bei Gartenarbeiten die Originalsteine aus der Haustür-Umrandung gefunden“, erzählt Rolf Othold. Auf den Steinen sind nicht nur die Initialen „W.H.“zu lesen, sondern
Die Unternehmensgründer: Agnese und Johann Christoph Wilhelm Hagendorff
auch die Jahreszahl „1800“und das Datum „April 1“. Dies sei der Beweis, dass das Haus in Liethe von Hagendorff als Altersruhesitz gebaut wurde, und nicht ein Haus in Lehe. Othold: „Außerdem liegen die originalen Überschreibungsurkunden des Großherzoglichen Grundbuchamtes vor, die besagen, dass es sich um das Haus in Liethe handelt.“
Die Eheleute Giesela und Rolf Othold aus Oldenburg hatten das Haus 1994 zu einem Ferienhaus (Landhaus Hohe Liethe) umfunktioniert. Durch Erbfolge war das Haus an der Ecke Wilhelmshavener Straße/Hohe Liethe an Giesela Othold gegangen. Sie hatte in dem Gebäude das Licht der Welt erblickt – im Jahr 1948.
Die Geschichte von Haus und Grundstück konnten die
Eheleute Othold aufarbeiten. Nachdem es 1800 von Bleichermeister Hagendorff als Altersruhesitz erbaut worden war, ging es nach seinem Tod durch Vererbung an seinen Enkel, den Rasteder Auktionator Carl Georg Peter Hagendorff.
Dieser verkaufte es 1905 an Johann Gerhard Köster, einen Brinksitzer aus Neusüdende. Dies belegen Urkunden des Großherzoglichen Grundbuchamtes Oldenburg – umgeschrieben am 3. März 1905. Ab 1929 waren dann Johann und Meta Schürmann, geborene Köster, Besitzer des Hauses.
„In den letzten Kriegstagen 1945 wurde das Haus von kanadischen Panzern in Brand geschossen und bis auf die Grundmauern zerstört“, berichtet Othold. Ende 1946 begann der Wiederaufbau, wie eine Baufreigabeurkunde vom November 1946 belegt. Ab Sommer 1947 war das Haus dann wieder bewohnbar. Während der Bauphase war für die Bewohner eine Baracke auf dem Grundstück aufgestellt worden.
Das neu errichtete Gebäude ging schließlich durch Erbfolge an Giesela Othold über. Sie ist die Urenkelin von Johann Gerhard Köster. Die Originalsteine des Hagendorffschen Alterssitzes haben die Eheleute Othold übrigens gekonnt in Szene gesetzt. Sie bilden inzwischen die Stufe eines Weges, der auf dem Grundstück zu einer gemütlichen Bank unter hohen Bäumen führt.