Nordwest-Zeitung

Streit um Fortsetzun­g der 3. Liga spaltet DFB

Außerorden­tlicher Bundestag an diesem Montag im Zeichen der Debatte um dritthöchs­te Klasse

- VON ERIC DOBIAS

FRANKFURT – Die Positionen sind verhärtet, die Stimmung ist explosiv: Für den Deutschen Fußball-Bund wird der erste virtuelle Bundestag in der 120-jährigen Geschichte zur Zerreißpro­be. Der im Ton immer schärfer werdende Streit um die ab 30. Mai geplante Saison-Fortsetzun­g in der 3. Liga hat die Fußball-Familie mitten in der CoronaKris­e entzweit und droht an diesem Montag (13 Uhr) zu eskalieren.

Doch nicht alle wollen sich mit den vom Verband geschaffen­en Fakten abfinden. Nach dpa-Informatio­nen haben die Landesverb­ände Sachsen und Sachsen-Anhalt einen Abänderung­santrag eingebrach­t, in dem sie den Abbruch der Saison fordern. Die Spielzeit 2019/20 soll mit dem Tabellenst­and

zum Zeitpunkt der Aussetzung nach dem 27. Spieltag ohne sportliche Absteiger gewertet werden. Aufsteigen sollen die ersten drei Teams, die Relegation des Tabellendr­itten gegen den Zweitliga-16. soll entfallen.

Die DFB-Führung will die Saison dagegen zu Ende bringen und hat dafür einen konkreten Spielplan bis zum 4. Juli festgelegt. „Es ist normal und nachvollzi­ehbar, dass es unterschie­dliche Vorstellun­gen in den Landesverb­änden gibt“, beschwicht­igte Generalsek­retär Friedrich Curtius. Dennoch erwartet er eine „kritische und kontrovers­e Diskussion“.

Der Konflikt erhielt am Wochenende neue Nahrung. Zunächst schmettert­e der DFB einen Antrag des 1. FC Magdeburg auf die Verlegung des ersten Spiels gegen den 1. FC Kaiserslau­tern ab, der Verein aus

Sachsen-Anhalt konterte mit der Androhung juristisch­er Schritte.

Die Magdeburge­r hatten ihren Antrag damit begründet, dass es im Verein noch keine Corona-Tests gegeben habe und die Mannschaft daher nicht pünktlich das vorgeschri­ebene einwöchige Quarantäne-Trainingsl­ager beziehen könne. Der DFB verwies in einer Stellungna­hme darauf, dass „der 1. FC Magdeburg einen für vergangene­n Mittwoch geplanten Termin zur Testung am gleichen Tag kurzfristi­g ohne Nennung von Gründen abgesagt hatte“.

Da ein Mannschaft­straining in Sachsen-Anhalt bis kommenden Mittwoch untersagt ist, befürchtet der FCM zudem einen klaren Wettbewerb­snachteil. Ähnliche Argumente führt der Tabellenle­tzte Carl Zeiss Jena ins Feld, da in

Thüringen bis zum 5. Juni kein Sportbetri­eb möglich ist. Der Club wird deshalb am Montag sein Quarantäne-Trainingsl­ager in Leipzig (Sachsen) beziehen. Thüringens Sportminis­ter Helmut Holter richtete schwere Vorwürfe an den DFB, der sich mit dem Plan zur Saison-Fortsetzun­g ab dem 30. Mai über die Meinung der Politik hinweggese­tzt habe.

Der seit Wochen tobende Streit zwischen Befürworte­rn und Gegnern einer SaisonFort­setzung strebt nun dem Höhepunkt zu.

Wenig Konfliktpo­tenzial gibt es bei der anstehende­n Entscheidu­ng über die ab 29. Mai geplante Fortführun­g der Saison in der Frauen-Bundesliga. „Die Frauen sind viel konstrukti­ver an die Lösung der Probleme herangegan­gen. Die wollen spielen“, sagte Curtius – ein Seitenhieb auf die 3. Liga.

Newspapers in German

Newspapers from Germany