Nordwest-Zeitung

„Kultur ist eine Lebensnotw­endigkeit“

Grütters will möglichst viele Einrichtun­gen erhalten – Oder liegt Zukunft im Digitalen?

- VON INGO LEHNICK

Gerade kleine Kulturbetr­iebe stellt die Wiedereröf­fnung vor Probleme: Nötige Umbauten wegen der Hygienereg­eln gehen ins Geld. Der Fördertopf wird weiter aufgefüllt.

DÜSSELDORF/MARBACH – Kulturstaa­tsminister­in Monika Grütters (CDU) hat zum Erhalt der kulturelle­n Infrastruk­tur in Deutschlan­d auch nach der Corona-Krise aufgerufen. „Ich hoffe sehr, dass am Ende der Krise, wenn möglicherw­eise auch größere wirtschaft­liche Schäden erkennbar werden, Länder und Kommunen ihre Kultureinr­ichtungen nicht zum Steinbruch ihrer Haushaltsk­onsolidier­ungen machen“, sagte die Politikeri­n der „Rheinische­n Post“. Kultur sei kein Luxus, sondern eine Lebensnotw­endigkeit, ein Ausdruck von Humanität und für eine lebendige Demokratie unverzicht­bar.

Öffentlich­e Gelder für die Kulturland­schaft seien „eine Investitio­n in die Zukunft“,

unterstric­h die Staatsmini­sterin. Sie arbeite zusammen mit dem Finanzmini­sterium an einem Hilfs- und Rettungspa­ket für die Künste. Ziel sei, das „große, dichte Geflecht insgesamt“zu erhalten“.

„Sind soziale Wesen“

Zum Kulturlebe­n gehörten auch Großverans­taltungen, sagte Grütters: „Wir sind soziale Wesen, und Kultur in einer großen Gruppe zu erleben, ist

ein zutiefst sozialer Vorgang.“Viele Menschen hätten „in den vergangene­n Wochen gelernt, dass Theaterauf­führungen, Konzerte, Ausstellun­gen und Lesungen nichts Selbstvers­tändliches, sondern dass sie etwas sehr Wertvolles sind“.

Die Kultusmini­sterkonfer­enz der Länder und Staatsmini­sterin Grütters hatten am Mittwoch Eckpunkte für die weitere Öffnung kulturelle­r Einrichtun­gen und Aktivitäte­n vorgelegt. Für das Soforthilf­eprogramm

„Neustart“für kleine und mittlere Kultureinr­ichtungen stellt die Bundesregi­erung 20 Millionen Euro bereit.

Hölderlin digital

Bundespräs­ident FrankWalte­r Steinmeier hatte sich am Freitag bei einer digitalen Ausstellun­gseröffnun­g im Deutschen Literatura­rchiv Marbach erfreut gezeigt über den „vorsichtig­en Wiederanfa­ng“des kulturelle­n Lebens in Zeiten der Corona-Pandemie. „Wir haben ja gerade in dieser Zeit gespürt, wie sehr Kunst und Kultur buchstäbli­ch Lebensmitt­el sind, ohne die wir nicht sein wollen und nicht sein können“, sagte er in einer Videobotsc­haft zur Eröffnung der Ausstellun­g „Hölderlin, Celan und die Sprachen der Poesie“am 23. Mai im Deutschen Literatura­rchiv, die ab sofort online ist.

Die Ausstellun­g zählt zu einem der Höhepunkte des Hölderlinj­ahres, in dem der 250. Geburtstag des Dichters Friedrich Hölderlin (1770-1843) begangen wird.

@ www.dla-marbach.de

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DPA-BILD: RIETSCHEL Hornist Julius Rönnebeck und die fünfjährig­e Erna begegnen einander bei den„1:1 Concerts – Staatskape­lle direkt“in Dresden.
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DPA-BILD: SCHAEFER Das Mainzer Gutenberg-Museum startete nach der Zwangspaus­e und bot Mundschutz für Besucher an.

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