Auch Gästen droht Strafe
133 Menschen in Quarantäne nach Restauranteröffnung in Moormerland
Auch eine leitende Mitarbeiterin der Meyer Werft war am 15. Mai in der „Alten Scheune“. Sie muss jetzt zu Hause bleiben – und einige ihrer Kollegen.
MOORMERLAND/PAPENBURG/OLDENBURG – Wegen etlicher Corona-Infektionen nach dem Eröffnungsabend eines Restaurants in Ostfriesland drohen nicht nur dem Betreiber, sondern auch den Besuchern Strafen. Das kündigte Niedersachsens Gesundheitsministerin Carola Reimann (SPD) am Montag an. Sollte sich der begründete Verdacht bestätigen, dass mit der Veranstaltung gegen die Corona-AuflaDie
gen verstoßen worden sei, würden die Behörden vor Ort nicht nur gegen die Organisatoren, sondern auch gegen die Besucher Ordnungswidrigkeits-Verfahren einleiten mit Geldstrafen als Folge.
In dem Restaurant sei es offenbar zu mehreren Verstößen gegen die Auflagen gekommen, unter anderem habe es
Händeschütteln und Umarmungen gegeben, sagte die Ministerin.
Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil bezeichnete den Vorfall als Lehrstück. „Es ist nämlich ein Lehrstück, was passieren kann, wenn man die Vorgaben nicht berücksichtigt“, sagte der SPDPolitiker am Montag.
Zahl der positiv auf das Coronavirus getesteten Menschen, die am 15. Mai in geschlossener Gesellschaft in der „Alten Scheune“in Moormerland (Landkreis Leer) waren, ist auf 18 gestiegen. Hinzu kamen vier weitere Personen, die sich in der Folge angesteckt hatten. Für 133 Menschen wurde häusliche Quarantäne angeordnet.
In diesem Zusammenhang sind auch Mitarbeiter der Papenburger Meyer Werft in Quarantäne, bestätigte ein Firmensprecher. Dem NDR zufolge müssen „Mitglieder der Werft-Geschäftsführung und fast der gesamte Betriebsrat“zu Hause bleiben. Das betrifft auch die Betriebsrats-Referentin, die Oldenburger SPD-Ratsfrau Nicole Piechotta, wie diese der Ð bestätigte.
Es sollte eine kleine Veranstaltung zur Wiedereröffnung werden. Jetzt sind 22 Personen infiziert, 133 in Quarantäne.
JHERINGSFEHN – Ein Jahr lang war das Restaurant „Alte Scheune“in Jheringsfehn (Gemeinde Moormerland, Kreis Leer) geschlossen. Mit einem neuen Koch und Betreiber ging es nun wieder in dem historischen Gebäude nach einer Renovierungsphase trotz der Corona-Pandemie los. Zunächst war am Sonntag, 10. Mai, der Außer-Haus-Verkauf gestartet worden, dann sollte der Restaurant-Betrieb folgen. Auf Facebook postete der Betreiber am 10. Mai: „Unser Anspruch ist, dass jeder Gast mit gefülltem Magen und hoch sitzenden Mundwinkeln seine Mahlzeit beendet.“
Die große Freude über den erfolgreichen Neustart währte nicht lange. Für Freitag, 15. Mai, hatte der neue Koch und Betreiber Gäste zum „Pre-Opening“geladen, darunter Firren menvertreter, die mit dem Restaurant zusammenarbeiten, und Handwerker. Auf Facebook schrieb der Betreiber, dass er schließen musste. „Einer unserer Gäste von unserem Pre-Opening, welches am 15. Mai stattgefunden hat, wurde positiv auf SarsCoV-2 getestet.“
Nicht nur einer
Es war nicht nur einer, es waren mehrere Gäste, auch der Koch und Betreiber selbst war positiv getestet worden. Als ein Arzt, der sich unter den Gästen befand, Anfang der Woche Grippe-Symptome verspürte, ließ er sich nämlich testen. Nun sind mindestens 22 Personen infiziert, 133 in Quarantäne
In der Nachbarschaft hat man den Wirbel, den die Eröffnungsfeier verursacht hat, wahrgenommen. Fernsehteams waren im beschaulichen Jheringsfehn. „Es ist schade eigentlich, dass das Restaurant wieder schließen musste“, sagte ein Passant, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte. Er erinnerte sich, dass das Restaurant im Sommer normalerweise gut besucht sei. Auch ein vorbeifahrender Radfahrer äußerte sich auf Nachfrage: „Wir wa
froh, dass wieder ein Restaurant aufmachen durfte, haben aber nicht erwartet, dass das so ausartet.“
„Regeln eingehalten“
Der Koch und Betreiber beteuert, dass er die Auflagen eingehalten hat. 50 Gäste dürfen in sein Restaurant, 40 waren gekommen. Das Personal und er selbst hätten Mundschutz getragen, die Abstandsregeln seien eingehalten worden. Die Gäste hätten an Tischen in Nischen gesessen, der notwendige Mindestabstand sei eingehalten worden. Auf keinen Fall sei eine Party gefeiert worden. Er habe gekocht und sei dann an die Tische gekommen, um die Gäste zu begrüßen, habe auch kurz mit am Tisch gesessen. Am Feiertag Christi Himmelfahrt habe er sich krank gefühlt und Schmerzen in den Knien gehabt. Der Landkreis Leer hat nach Angaben eines Sprechers Informationen, dass die Abstandsund Hygieneregeln nicht eingehalten wurden. So sollen sich Gäste per Handschlag begrüßt und umarmt haben.