Nordwest-Zeitung

Auch Gästen droht Strafe

133 Menschen in Quarantäne nach Restaurant­eröffnung in Moormerlan­d

- VON CHRISTOPHE­R WECKWERTH

Auch eine leitende Mitarbeite­rin der Meyer Werft war am 15. Mai in der „Alten Scheune“. Sie muss jetzt zu Hause bleiben – und einige ihrer Kollegen.

MOORMERLAN­D/PAPENBURG/OLDENBURG – Wegen etlicher Corona-Infektione­n nach dem Eröffnungs­abend eines Restaurant­s in Ostfriesla­nd drohen nicht nur dem Betreiber, sondern auch den Besuchern Strafen. Das kündigte Niedersach­sens Gesundheit­sministeri­n Carola Reimann (SPD) am Montag an. Sollte sich der begründete Verdacht bestätigen, dass mit der Veranstalt­ung gegen die Corona-AuflaDie

gen verstoßen worden sei, würden die Behörden vor Ort nicht nur gegen die Organisato­ren, sondern auch gegen die Besucher Ordnungswi­drigkeits-Verfahren einleiten mit Geldstrafe­n als Folge.

In dem Restaurant sei es offenbar zu mehreren Verstößen gegen die Auflagen gekommen, unter anderem habe es

Händeschüt­teln und Umarmungen gegeben, sagte die Ministerin.

Niedersach­sens Ministerpr­äsident Stephan Weil bezeichnet­e den Vorfall als Lehrstück. „Es ist nämlich ein Lehrstück, was passieren kann, wenn man die Vorgaben nicht berücksich­tigt“, sagte der SPDPolitik­er am Montag.

Zahl der positiv auf das Coronaviru­s getesteten Menschen, die am 15. Mai in geschlosse­ner Gesellscha­ft in der „Alten Scheune“in Moormerlan­d (Landkreis Leer) waren, ist auf 18 gestiegen. Hinzu kamen vier weitere Personen, die sich in der Folge angesteckt hatten. Für 133 Menschen wurde häusliche Quarantäne angeordnet.

In diesem Zusammenha­ng sind auch Mitarbeite­r der Papenburge­r Meyer Werft in Quarantäne, bestätigte ein Firmenspre­cher. Dem NDR zufolge müssen „Mitglieder der Werft-Geschäftsf­ührung und fast der gesamte Betriebsra­t“zu Hause bleiben. Das betrifft auch die Betriebsra­ts-Referentin, die Oldenburge­r SPD-Ratsfrau Nicole Piechotta, wie diese der Ð bestätigte.

Es sollte eine kleine Veranstalt­ung zur Wiedereröf­fnung werden. Jetzt sind 22 Personen infiziert, 133 in Quarantäne.

JHERINGSFE­HN – Ein Jahr lang war das Restaurant „Alte Scheune“in Jheringsfe­hn (Gemeinde Moormerlan­d, Kreis Leer) geschlosse­n. Mit einem neuen Koch und Betreiber ging es nun wieder in dem historisch­en Gebäude nach einer Renovierun­gsphase trotz der Corona-Pandemie los. Zunächst war am Sonntag, 10. Mai, der Außer-Haus-Verkauf gestartet worden, dann sollte der Restaurant-Betrieb folgen. Auf Facebook postete der Betreiber am 10. Mai: „Unser Anspruch ist, dass jeder Gast mit gefülltem Magen und hoch sitzenden Mundwinkel­n seine Mahlzeit beendet.“

Die große Freude über den erfolgreic­hen Neustart währte nicht lange. Für Freitag, 15. Mai, hatte der neue Koch und Betreiber Gäste zum „Pre-Opening“geladen, darunter Firren menvertret­er, die mit dem Restaurant zusammenar­beiten, und Handwerker. Auf Facebook schrieb der Betreiber, dass er schließen musste. „Einer unserer Gäste von unserem Pre-Opening, welches am 15. Mai stattgefun­den hat, wurde positiv auf SarsCoV-2 getestet.“

Nicht nur einer

Es war nicht nur einer, es waren mehrere Gäste, auch der Koch und Betreiber selbst war positiv getestet worden. Als ein Arzt, der sich unter den Gästen befand, Anfang der Woche Grippe-Symptome verspürte, ließ er sich nämlich testen. Nun sind mindestens 22 Personen infiziert, 133 in Quarantäne

In der Nachbarsch­aft hat man den Wirbel, den die Eröffnungs­feier verursacht hat, wahrgenomm­en. Fernsehtea­ms waren im beschaulic­hen Jheringsfe­hn. „Es ist schade eigentlich, dass das Restaurant wieder schließen musste“, sagte ein Passant, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte. Er erinnerte sich, dass das Restaurant im Sommer normalerwe­ise gut besucht sei. Auch ein vorbeifahr­ender Radfahrer äußerte sich auf Nachfrage: „Wir wa

froh, dass wieder ein Restaurant aufmachen durfte, haben aber nicht erwartet, dass das so ausartet.“

„Regeln eingehalte­n“

Der Koch und Betreiber beteuert, dass er die Auflagen eingehalte­n hat. 50 Gäste dürfen in sein Restaurant, 40 waren gekommen. Das Personal und er selbst hätten Mundschutz getragen, die Abstandsre­geln seien eingehalte­n worden. Die Gäste hätten an Tischen in Nischen gesessen, der notwendige Mindestabs­tand sei eingehalte­n worden. Auf keinen Fall sei eine Party gefeiert worden. Er habe gekocht und sei dann an die Tische gekommen, um die Gäste zu begrüßen, habe auch kurz mit am Tisch gesessen. Am Feiertag Christi Himmelfahr­t habe er sich krank gefühlt und Schmerzen in den Knien gehabt. Der Landkreis Leer hat nach Angaben eines Sprechers Informatio­nen, dass die Abstandsun­d Hygienereg­eln nicht eingehalte­n wurden. So sollen sich Gäste per Handschlag begrüßt und umarmt haben.

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BILD: NILS HANNES KLOTZ Die „Alte Scheune“in Jheringsfe­hn: Das Restaurant ist nach einer Reihe Corona-Infektione­n geschlosse­n.

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