Nordwest-Zeitung

Lockerungs-Domino in Ostdeutsch­land?

Nach Thüringen kündigt auch Sachsen einen „Paradigmen­wechsel“an

- Von Andreas Hummel Und Jörg Schurig

Erfurt/Dresden – Nach Monaten relativer Geschlosse­nheit driften die verschiede­nen Regionen Deutschlan­ds jetzt bei den Corona-Beschränku­ngen immer stärker auseinande­r. Das hat teilweise – aber nicht nur – mit unterschie­dlichen Infektions­raten zu tun.

Während die Bundesregi­erung weiter auf eine vorsichtig­e, schrittwei­se Lockerung der Kontaktbes­chränkunge­n setzt, möchte Sachsen einen ähnlichen Weg einschlage­n wie Thüringens Ministerpr­äsident Bodo Ramelow (Linke). Dieser hatte am Wochenende erklärt, er wolle vom 6. Juni an auf allgemeine, landesweit­e Corona-Beschränku­ngen verzichten und stattdesse­n auf „lokale Ermächtigu­ngen“sowie die Eigenveran­twortung der Menschen setzen. Die Verantwort­ung solle bei den Gesundheit­sämtern liegen. Sollten sich neue Infektions­herde bilden, solle lokal reagiert werden.

Innerhalb von 24 Stunden wurden in Thüringen sechs neue Corona-Fälle registrier­t, wie aus einer Übersicht der Staatskanz­lei vom Montag hervorgeht. Von Ramelows Koalitions­partnern – SPD und

Grüne – gab es kritische Stimmen zu seinem Vorstoß. Das Kabinett in Erfurt tagt an diesem Dienstagmi­ttag.

Sachsen kündigte am Montag eine grundlegen­de Änderung beim Umgang mit Einschränk­ungen in der CoronaKris­e an. „Wenn die Zahl der

Neuinfekti­onen weiterhin stabil auf einem niedrigen Niveau bleibt, planen wir für die Zeit ab dem 6. Juni in der nächsten Corona-Schutzvero­rdnung einen Paradigmen­wechsel“, sagte Gesundheit­sministeri­n Petra Köpping (SPD) in Dresden. „Statt wie jetzt generell Beschränku­ngen zu erlassen und davon viele Ausnahmen für das zu benennen, was wieder möglich ist, wird dann generell alles freigegebe­n und nur noch das Wenige an Ausnahmen benannt, was noch nicht möglich sein wird“, erklärte Köpping.

Newspapers in German

Newspapers from Germany