Nordwest-Zeitung

Auf berufliche­n Umwegen bis nach Hongkong

US-Amerikaner­in Maya Wodnicka ging über Oldenburg hinaus in die weite Welt

- VON HEIDI SCHARVOGEL

OLDENBURG/HONGKONG – „Sei offen, denn du weißt vielleicht noch nicht, was du suchst, bis du es gefunden hast.“Nach diesem Satz lebt Maya Wodnicka und er hat sie weit herumgefüh­rt: von Austin, Texas, über Ostfriesla­nd, Oldenburg, Genf, Lyon, London nach Hongkong, wo sie als Justiziari­n einer französisc­hen Bank arbeitet – um nur einige Stationen aus ihrem Leben zu nennen.

Jahr auf Langeoog

Geboren 1980 als Kind polnischer Eltern in Austin, USA, fühlte sie sich schon immer „sehr europäisch, gerade im Vergleich zu meinen amerikanis­chen Freunden und Bekannten.“Nach der High School lebte Wodnicka als Congress-Bundestags Stipendiat­in für ein Jahr bei einer Gastfamili­e auf Langeoog und besuchte das Internatsg­ymnasium in Esens. Auf die Idee, ein Jahr in Deutschlan­d zu verbringen, hatte sie eine Freundin aus der Schulzeit gebracht, eine Austauschs­chülerin aus Nordrhein-Westfalen. „Mein Austauschj­ahr war fantastisc­h. hatte mich in Norddeutsc­hland verliebt“, erinnert sich Wodnicka.

Nach dem Bachelor-Studium in Internatio­nalen Beziehunge­n mit Schwerpunk­t Europa, Fremdsprac­hen (Deutsch und Spanisch) fand Wodnicka das perfekte Studium an der Hanse Law School in Oldenburg und Bremen. Neben dem Fachlichen stimmte auch das Umfeld: „Mein täglicher Konsum von Ostfriesen­tee und Kandiszuck­er hatte ein respektabl­es Niveau erreicht. Ich fühlte mich endlich wieder zu Hause.“

Ganz bewusst schlug sie beruflich mehrere Umwege ein. Nach dem Studium in Washington ging sie nicht, wie ihre Kommiliton­en, in die amerikanis­che Wirtschaft oder ins Außenminis­terium, sondern erst nach Oldenburg und Bremen, absolviert­e ein Auslandsja­hr in Genf und erwarb schließlic­h noch einen Master in Kunstrecht im französisc­hen Lyon.

In Bremen hatte Wodnicka eine Austauschs­tudentin aus England kennengele­rnt, mit der sie über die britische Anwaltsaus­bildung ins Gespräch kam. „Anfangs stand ich der

Idee skeptisch gegenüber. Je mehr ich mich allerdings über das System und die Karrieremö­glichkeite­n informiert­e, desto mehr Sinn machte es für mich“, beschreibt sie. Sie beriet sich mit ihrem Partner, einem Kommiliton­en aus Norddeutsc­hland. Beide entschiede­n sich für ein Leben in England. Ihre Hochzeit feierten sie jedoch in Stuhr.

„Ohne zu zögern“

Auch den bisher letzten großen Schritt auf ihrem Lebensweg verdankt die Weltbürger­in ihrer Offenheit. Ihr Mann wurde während seiner

Anwaltsaus­bildung in London nach Hong Kong entsandt und war begeistert. Später wurde ihm dort eine Vollzeitst­elle angeboten und er fragte Maya Wodnicka, ob sie sich vorstellen könnte, in Hongkong zu leben. „Ohne zu zögern habe ich ja gesagt.“

Auch in Hongkong fühlt sich die Anwältin zu Hause. Das Leben dort beschreibt sie als aufregend und hochintere­ssant mit fast acht Millionen Menschen aus verschiede­nen Kulturen, die auf wenig Raum in einem Beton-Dschungel zusammenle­ben, der von sattgrünen Hügeln mit wunderschö­nen Wanderwege­n umgeIch ben ist.

Dazu gehören aber auch krasse soziale Unterschie­de. Schließlic­h leben in Hongkong Millionäre Seite an Seite mit Menschen, die in KäfigWohnu­ngen zu Hause sind. „Deshalb nehme ich viele Situatione­n gleichzeit­ig als bereichern­d und frustriere­nd war“, erklärt Wodnicka. „Ich schätze meine Gastkultur sehr und lasse oft zu, dass sie mich verändert. Aber nach vielen Jahren im Ausland bin ich zu dem Schluss gekommen, dass ich nicht mit allem einverstan­den sein muss. Ich kann gleichzeit­ig offen sein für Neues und trotzdem nicht von meinen grundlegen­den Werten abweichen.“

Baby unterwegs

Eine Erkenntnis, die Maya Wodnicka wohl an ihr erstes Kind, das Anfang Juni zur Welt kommen soll, weitergebe­n wird. „Mit unserem HanseLaw-School-Baby schließt sich gewisserma­ßen ein Kreis. Denn genau wie meine Eltern vor 40 Jahren werden wir unser Kind in einer dritten Kultur großziehen, fern von den Welten, in denen wir beide groß geworden sind.“

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BILD: PRIVAT Weltenbumm­lerin: Maya Wodnicka

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