DFB wendet die große Revolution ab
3. Liga startet am 30. Mai – Verband fordert nun Einigkeit bei Umsetzung
Frankfurt – DFB-Boss Fritz Keller lächelte nach dem klaren Votum für eine SaisonFortsetzung in der 3. Liga zufrieden in die Kamera. Trotz des heftigen Widerstandes einiger Vereine blieb die große Revolution beim historischen virtuellen Bundestag des Deutschen Fußball-Bundes aus – nach der Bundesliga und 2. Bundesliga rollt der Ball ab kommenden Samstag auch wieder in der 3. Liga.
„Wir haben gelebte Demokratie erlebt und Handlungsfähigkeit bewiesen. Ich hoffe, dass alle dieses demokratische Votum akzeptieren“, rief Keller am Ende der dreistündigen Sitzung den Delegierten der Landes- und Regionalverbände zu und mahnte: „Ich appelliere an alle: Keine Tricks mehr und keine Verweigerungshaltung. Jetzt gilt es, fair zu spielen, um den Fußball in diesem Land zu retten.“
Zuvor waren bei der Zusamkeine
Sieht ein deutliches Signal: Rainer Koch
menkunft des „Fußball-Parlaments“am Montag vor allem die Gegner einer Saison-Fortsetzung zurechtgestutzt worden – erst verbal und dann dank einer klaren Stimmenmehrheit. Der Antrag aus Sachsen und Sachsen-Anhalt auf den Abbruch der aktuellen Spielzeit kam danach gar nicht mehr zur Abstimmung, der auf eine künftig zweigleisige 3. Liga hatte keine Chance. DFBVizepräsident Rainer Koch wertete dies als deutliches Signal, „dass wir Fußball spielen wollen“und mahnte: „Es ist nichts dinglicher, als jetzt zusammenzustehen.“
Dem Verband bleibe „gar
andere Wahl, als die 3. Liga fortzusetzen. Es sollte jedem einleuchten, dass eine nationale Liga spielen können muss, selbst wenn das in zwei Bundesländern noch nicht möglich ist“, sagte Koch. Andernfalls käme man vereinbarten Pflichten nicht nach, was mit hohen finanziellen Risiken verbunden wäre.
Mit der großen Mehrheit von 220 von 250 abgegebenen Stimmen votierten die Delegierten für eine Fortsetzung der 3. Liga. Somit steht fest, dass die Saison wie geplant am 30. Mai fortgesetzt wird und die verbleibenden elf Spieltage bis zum 4. Juli in englischen Wochen durchgezogen werden. „Ich würde mir wünschen, dass wir zu Gemeinsamkeit und Geschlossenheit zurückfinden“, sagte Koch.
Ein Wunsch, der sich auf absehbare Zeit nicht erfüllen wird. Denn bereits kurz vor dem Bundestag kam Anwaltspost vom Halleschen FC. DFBGeneralsekretär Friedrich Curtius
kündigte eine Prüfung durch die zuständigen Gremien an, ließ aber keinen Zweifel daran, dass am Samstag gespielt werden muss. Einen Tag zuvor startet die Frauen-Bundesliga, die einstimmig grünes Licht bekam. Vom Tisch ist dagegen eine zweigleisige 3. Liga, die vom Saarländischen Verband mit Unterstützung von über 20 Regionalligisten beantragt worden war. Allerdings sieht der DFB hier Handlungsbedarf und beschloss deshalb die Gründung einer Taskforce.
Düster könnte es für die DFB-Finanzen aussehen, wenn die Corona-Pandemie bis zum Ende des Jahres keine Länderspiele zulässt. Im schlechtesten Fall rechnet der DFB mit einem Verlust von 77 Millionen Euro bis zum Ende des Jahres, womit die Rücklagen um 13,9 Millionen Euro überschritten wären. „Es würde aber nicht zur Insolvenz des DFB führen“, sagte Schatzmeister Stephan Osnabrügge.