Nordwest-Zeitung

Wer beim Mindestloh­n spart, spart an falscher Stelle

- VON ANDREAS HERHOLZ, BÜRO BERLIN

Herr Körzell, Wirtschaft­spolitiker der Union fordern eine Absenkung des Mindestloh­ns. Muss es angesichts der wirtschaft­lichen Talfahrt in der Corona-Krise Abstriche geben? Körzell: In der vergangene­n Woche hat man noch für Kassiereri­nnen, Reinigungs­kräfte und Pfleger geklatscht, die die Krise managen. Der Beifall hält nicht einmal eine Woche lang. Jetzt sollen diejenigen, die die Dinge am Laufen halten, beim Mindestloh­n verzichten. Da gibt es offenbar jede Menge Klärungsbe­darf in der Union. Der Wirtschaft­sflügel will den Mindestloh­n kürzen. Die Parteivors­itzende will, dass alles beim Alten bleibt. Und die CDU-Sozialauss­chüsse fordern einen höheren Mindestloh­n und machen Druck auf die Mindestloh­nKommissio­n.

Aber müssen jetzt nicht alle Abstriche machen? Körzell: Die Arbeitnehm­er, die Mindestloh­n verdienen, geben ihr Geld auch aus und tun etwas für den Konsum. Wer

dort jetzt spart, spart an der falschen Stelle. Die Industrie erhält zu Recht Milliarden­hilfe aber die Geringverd­iener sollen den Gürtel enger schnallen? Das ist ein falsches Signal. Der Mindestloh­n hat sich bisher immer an der Tarifentwi­cklung orientiert. Wir treten dafür ein, dass er existenzsi­chernd wird. Die positiven Tarifentwi­cklungen der vergangene­n Jahre müssen sich auch beim Mindestloh­n abbilden. Natürlich nehmen wir die wirtschaft­liche Situation wahr.

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DPA-BILD: KAPPELER

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