Wer beim Mindestlohn spart, spart an falscher Stelle
Herr Körzell, Wirtschaftspolitiker der Union fordern eine Absenkung des Mindestlohns. Muss es angesichts der wirtschaftlichen Talfahrt in der Corona-Krise Abstriche geben? Körzell: In der vergangenen Woche hat man noch für Kassiererinnen, Reinigungskräfte und Pfleger geklatscht, die die Krise managen. Der Beifall hält nicht einmal eine Woche lang. Jetzt sollen diejenigen, die die Dinge am Laufen halten, beim Mindestlohn verzichten. Da gibt es offenbar jede Menge Klärungsbedarf in der Union. Der Wirtschaftsflügel will den Mindestlohn kürzen. Die Parteivorsitzende will, dass alles beim Alten bleibt. Und die CDU-Sozialausschüsse fordern einen höheren Mindestlohn und machen Druck auf die MindestlohnKommission.
Aber müssen jetzt nicht alle Abstriche machen? Körzell: Die Arbeitnehmer, die Mindestlohn verdienen, geben ihr Geld auch aus und tun etwas für den Konsum. Wer
dort jetzt spart, spart an der falschen Stelle. Die Industrie erhält zu Recht Milliardenhilfe aber die Geringverdiener sollen den Gürtel enger schnallen? Das ist ein falsches Signal. Der Mindestlohn hat sich bisher immer an der Tarifentwicklung orientiert. Wir treten dafür ein, dass er existenzsichernd wird. Die positiven Tarifentwicklungen der vergangenen Jahre müssen sich auch beim Mindestlohn abbilden. Natürlich nehmen wir die wirtschaftliche Situation wahr.