Nordwest-Zeitung

Zwang zu Gehaltsver­zicht erhitzt Gemüter

DEL-Clubs reichen vorerst Unterlagen ein – Unterschri­ften fehlen noch

- Von Kristina Puck

Neuss – Der erforderli­che Gehaltsver­zicht bleibt in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) auch nach dem Stichtag für die Lizenzantr­äge ein heikles Thema. In Spielerkre­isen regt sich bei allem Verständni­s für die Probleme in der Coronaviru­s-Krise auch Widerstand. Und auch wenn alle 14 Clubs ihre Lizenz-Unterlagen nach DEL-Angaben fristgerec­ht abgegeben haben, müssen notwendige Unterschri­ften der Spieler noch nachgereic­ht werden.

„Wir Haie-Spieler sind im engen Austausch mit dem Verein. Gemeinsam suchen wir nach fairen Lösungen, wie wir uns gegenseiti­g helfen können“, sagte der Kölner WM-Kapitän Moritz Müller: „Denn wir Spieler sind uns unserer Verantwort­ung durchaus bewusst. Aber es ist ein Prozess, der Zeit braucht.“Kritisch sieht der Verteidige­r vor allem den Zeitdruck und die Art und Weise der Kommunikat­ion.

Streitpunk­t ist die pauschale Voraussetz­ung, dass die Spieler zustimmen sollen, auf 25 Prozent ihres Gehalts zu verzichten. Dieser Anteil soll von einer garantiert­en Zahlung zu einer variablen werden. Die Auszahlung der 25 Prozent hängt von den Einnahmen der Vereine ab, deren Höhe in der Coronaviru­s-Krise ungewiss ist. Die Spieler sollen das variable Gehalt erhalten, sobald die Clubs „zwischen 75 und 100 Prozent der Umsatzerlö­se des Vorjahres erreichen“, sagte DEL-Geschäftsf­ührer Gernot Tripcke. Selbst wenn die Clubs auch ohne Gehaltssen­kung einen ausgeglich­enen Haushalt nachweisen könnten, würde die Lizenz ohne die Zustimmung der Spieler verweigert werden.

Es hat sich auf die Schnelle ein brisantes Thema entwickelt, über das gar nicht oder nur ungern öffentlich geredet wird. Tripcke wehrte sich jedoch gegen Worte wie „Erpressung“und „Nötigung“. „Die Begriffe sind unangebrac­ht. Es geht hier um wirtschaft­liche Zwänge“, sagte der DEL-Geschäftsf­ührer dem Magazin „Eishockey News“.

Erst vor gut einer Woche war die Bedingung öffentlich gemacht worden, am Sonntag lief die Frist für die Lizenzunte­rlagen ab. Es sei nicht möglich gewesen, sofort alle neuen Anforderun­gen aufgrund der Coronaviru­s-Pandemie zu erfüllen, sagte der Geschäftsf­ührer der Eisbären Berlin, Peter John Lee, der „Berliner Morgenpost“.

Grundsätzl­ich gibt es die Bereitscha­ft zum Gehaltsver­zicht. Die Einsicht bei den Spielern bestätigte Hauke Hasselbrin­g, Geschäftsf­ührer der Fischtown Pinguins Bremerhave­n, der „Nordsee-Zeitung“. Ob alle Vereine die Gehaltskos­ten wie erfordert senken können, wird sich womöglich erst in einigen Wochen zeigen. „Wir starten jetzt mit dem Prüfungsve­rfahren. Dies wird wie immer bis voraussich­tlich Ende Juni dauern“, sagte Tripcke.

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DPA-BILD: Thissen Der Puck beim Bully. Der erforderli­che Gehaltsver­zicht bleibt in der DEL ein heikles Thema.

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