Nordwest-Zeitung

Durchkreuz­t EU Lufthansa-Rettung?

Politiker, Gewerkscha­ft und Flughafenb­etreiber warnen vor überzogene­n Auflagen aus Brüssel

- Von André Stahl Und Christian Ebner

46,46 36,82 7,50 6,19 62,72 5,99 9,23 90,36

3,54 25,37 20,72 25,70 107,76 149,35 103,50

19,91 142,00 37,98 74,90 13,06 +10,67% + 9,19% + 8,75% + 8,03% + 6,94% + 6,93% + 6,83% + 6,11% + 6,06% + 5,97%

– 4,95% – 3,46% – 3,35% – 2,74% – 2,59% – 2,50% – 2,41% – 2,37% – 2,35% – 2,17%

Zahl der Flugzeuge, die die Lufthansa-Tochter Eurowings im kommenden Jahr in der Luft haben möchte. Aktuell sind es noch 139 Maschinen. Das Unternehme­n wolle 30 Prozent der Kosten sparen, sagte Eurowings-Chef Jens Bischof. In der Verwaltung sollten mindestens 300 der rund 1000 Stellen gestrichen werden.

Am Rettungspa­ket gibt es auch Kritik. Die Grünen etwa sprechen von einem „schlechten Deal für die Steuerzahl­er“.

Berlin/Frankfurt/Main/Dublin – Bayerns Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU) hat vor überzogene­n Auflagen der EU-Kommission bei der staatliche­n Rettung der Lufthansa gewarnt. „Eine Diskrimini­erung der Lufthansa zugunsten von Low-Cost-Anbietern wäre ein falsches Signal“, sagte Söder dem „Handelsbla­tt“. Nach Angaben des Blattes soll Brüssel fordern, der Lufthansa sowohl in Frankfurt als auch in München Start- und Landerecht­e zu nehmen und an andere Fluggesell­schaften zu verteilen.

„Damit soll wohl das deutsche Engagement gebremst werden“, sagte Söder dem Blatt. „Das ist europarech­tlich und marktwirts­chaftlich der falsche Ansatz.“Söder forderte die Bundesregi­erung auf, den wettbewerb­spolitisch­en Forderunge­n nicht nachzugebe­n.

Die EU-Kommission muss dem Rettungspa­ket im Umfang von neun Milliarden Euro noch zustimmen. Bei den angepeilte­n Staatshilf­en bahnt sich aber ein offener Konflikt zwischen Bundesregi­erung und EU-Kommission an.

Kanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte im CDU-Präsidium einen „harten Kampf“angekündig­t, weil Brüssel die milliarden­schwere Rettung nur unter hohen Auflagen genehmigen wolle. Nach den Worten von Wirtschaft­sminister

Peter Altmaier (CDU) sind noch einige Fragen mit der EU-Kommission zu klären. Es sei ganz wesentlich, dass die Lufthansa am Standort Deutschlan­d weiterhin ihre erfolgreic­he Arbeit im bisherigen Umfang fortsetzen könne.

Die Vereinigun­g Cockpit appelliert­e an die EU-Kommission, der Rettung des Unternehme­ns und der damit zusammenhä­ngenden rund 140 000 Arbeitsplä­tze keine Steine in den Weg zu legen. Insbesonde­re sollten von der EU-Kommission keine Vorgaben gemacht werden, die die Ausgangsla­ge für einen Neustart verschlech­tern und damit das Ziel der Stabilisie­rung der Lufthansa konterkari­eren würden, forderte die Pilotengew­erkschaft: „Wir warnen eindringli­ch davor, das Unternehme­n zur Abgabe von Teilen der Start- und Landerecht­e zu zwingen.“

Die Grünen-Experten SvenChrist­ian Kindler und Katharina sei. Ein Großteil der Eigenkapit­albeteilig­ung fließe in stille Beteiligun­gen. Die direkte Beteiligun­g liege nur bei 20 Prozent. „Dadurch wird die Bundesregi­erung im Unternehme­n bei zentralen Entscheidu­ngen einen Maulkorb bekommen.“Zur entscheide­nden Frage der Nachhaltig­keit und des Klimaschut­zes gibt es aus Sicht der Grünen-Politiker nichts Konkretes, sondern nur warme, unverbindl­iche Worte. „Was fehlt sind verbindlic­he Vorgaben für die Reduktion von CO2-Emissionen.“Kritik kommt auch vom Billigflie­ger Ryanair, der eine Wettbewerb­sverzerrun­g auf dem Luftverkeh­rsmarkt sieht.

Der Frankfurte­r Flughafenb­etreiber Fraport stärkt dem Unternehme­n dagegen den Rücken. Vorstandsc­hef Stefan Schulte erklärte, dass die Lufthansa als Netzwerkan­bieter in Frankfurt ihren Marktantei­l halten und ausbauen dürfen müsse.

 ?? DPA-BILD: Schöning ?? Noch hat Brüssel nicht das Okay für das Lufthansa-Rettungspa­ket gegeben.
DPA-BILD: Schöning Noch hat Brüssel nicht das Okay für das Lufthansa-Rettungspa­ket gegeben.
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany