Gute Idee
Wähler meines Alters dürfen sich entspannt zurücklehnen: Habecks Vorstoß, 16-Jährige den Bundestag mitwählen zu lassen, wird kaum eine Mehrheit bekommen. Zwei Drittel aller Bundestagsabgeordneten müssten dem ja zustimmen. Zu viele von ihnen würden dabei verlieren, die Grünen dagegen gewinnen. Solche Geschenke werden im Bundestag nicht verteilt.
Dabei spricht vieles dafür, auch 16- und 17-Jährige wählen zu lassen. Zum einen betreffen wichtige politische Entscheidungen vor allem ihre Zukunft. Eine deutlich politischere junge Generation verschafft sich nicht nur in der „Fridays-For-Future“-Bewegung Gehör. Sie wollen mitreden über das, was ihre künftigen Chancen angeht. Zum anderen dürfen sie ja auf kommunaler Ebene längst wählen, ohne dass das christliche Abendland gefährdet hätte, im Gegenteil: Viele Jugendliche engagieren sich stärker als früher in der Politik.
Ihre vollständige Einbindung in den politischen Willen gehört zur Weiterentwicklung der Demokratie, die sich die Parteien ja sonst gern auf ihre Fahnen schreiben.
Ungeachtet der Feststellung, dass viele, die jetzt Macht haben, davon abgeben müssten, spricht man Jugendlichen als Begründung für die Ablehnung die Reife ab, in wesentlichen politischen Fragen mitbestimmen zu können.
Derartige Argumentationen verstellen den Blick dafür, wer sonst noch alles in dieser Gesellschaft wählen darf, ohne dafür auch nur die geringste reifliche Voraussetzung zu haben. Ein Blick auf Demonstrationen von Verschwörungstheoretikern der vergangenen Wochen lässt für die Bundestagswahl einiges befürchten.