Nordwest-Zeitung

Wir brauchen ein völlig neues Hygienekon­zept

- VON ANDREAS HERHOLZ, BÜRO BERLIN

Thüringen und Sachsen planen ein Ende des Lockdowns. Ist es jetzt an der Zeit, den Schulbetri­eb wieder voll aufzunehme­n? Meidinger: Eltern, Lehrkräfte und auch die Schüler hoffen alle darauf, dass diese jetzige Phase des Schichtbet­riebs an Schulen nicht unbegrenzt fortgeführ­t wird. Trotz Verbesseru­ng des digitalen Fernunterr­ichts sehen wir natürlich, dass damit nicht die Lernfortsc­hritte des „normalen Unterricht­s“erreicht werden können. Die Ankündigun­g in Thüringen und Sachsen, an den Schulen bald auf Abstandsre­geln zu verzichten und wieder alle Schüler in den Präsenzunt­erricht zu holen, kommt mir zu schnell und zu unvorberei­tet. Das setzt nämlich ein völlig neues Hygieneund Gesundheit­sschutzkon­zept voraus, das man nicht so einfach aus dem Hut zaubern kann. Da brauchen wir dann wohl Atemschutz­masken auch im Unterricht, umfassende Testungen, Maßnahmen, dass Lerngruppe­n während des gesamten Schultags unter sich bleiben und nicht zuletzt regelmäßig­e Lüftungen, um die Aerosolbel­astung zu senken. Das geltende Hygienekon­zept der Kultusmini­sterkonfer­enz müsste komplett überarbeit­et werden. Und trotzdem bleibt ein schlechtes Gefühl, ob wir mit einer kompletten Schulöffnu­ng nicht doch in ein riskantes Experiment mit der Gesundheit unserer Kinder und Lehrer gehen.

Wie fällt die erste Bilanz nach der Wiederaufn­ahme des Unterricht­s aus?

Meidinger: Ja gut, es ist ein Fortschrit­t, dass wenigstens ein Teil der Schüler wieder in die Schulen zurückgeke­hrt ist. Ich habe auch noch nie so viele strahlende Gesichter von Kindern gesehen, die sich freuten, wieder in die Schule zu dürfen. Je mehr Jahrgangss­tufen zurückkehr­en, desto schwierige­r wird es, die Hygienemaß­nahmen umzusetzen. Unsere Lehrkräfte haben in den ersten Unterricht­sstunden nach Schulbegin­n aber auch erleben müssen, dass der Leistungss­tand extrem unterschie­dlich ist.

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DPA-BILD: KUHN

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