Nordwest-Zeitung

Ist der Friseur-Besuch teurer geworden?

Kunden berichten von starken Preiserhöh­ungen – Branche weist Kritik klar zurück

- VON SOEKE HEYKES

Sechs Wochen mussten die Salons wegen der Corona-Krise schließen. Jetzt, nachdem sie wieder gestartet sind, gibt es Beschwerde­n. Was sagen die Friseure dazu?

OLDENBURG – Vor rund drei Wochen durften die Friseur-Salons unter Vorgabe von Hygienemaß­nahmen wieder öffnen. Das löste direkt am ersten Tag einen Kunden-Ansturm aus. Doch jetzt wandten sich Leser, die anonym bleiben wollen, an unsere Zeitung, die über Preiserhöh­ungen klagen. Die Ð hat bei drei der genannten Friseur-Salons nachgefrag­t, um die jeweilige Beschwerde zu prüfen.

Bei der Arbeit: Inhaber des Salons Headcrash und Friseurmei­ster Marcus Rastetter, der seinem Kunden Klaus Schultze die Haare schneidet. Vorbildlic­h tragen beide eine Mund-NaseAbdeck­ung, zum Schutz vor dem Coronaviru­s.

stiegen sei, bleibt aber eine Spinnerei, heißt es aus dem Salon. Denn vor der CoronaKris­e habe der trockene Kinderhaar­schnitt 16 Euro gekostet, jetzt seien es 17 Euro. Weil die Haare gewaschen werden müssen, wie es der Gesetzgebe­r vorschreib­t, koste der Kinderhaar­schnitt mit Waschen, Schneiden und Föhnen 26 Euro. Zum Vergleich: Der Herrenhaar­schnitt kostete früher

kostete damals 31 Euro ohne Waschen und weil wir jetzt waschen müssen kostet es 41 Euro. Das ist keine Preiserhöh­ung von uns, sondern eine, die uns auferlegt wurde“, verdeutlic­ht der Friseurmei­ster.

Er fügt hinzu, dass das Waschen eine zusätzlich­e Dienstleit­ung ist, die Material, Zeitaufwan­d und Personalko­sten beinhaltet. Dementspre­chend wurde keine Dienstleis­tung erhöht. Vielmehr ist die Dienstleis­tung des Trockenhaa­rschnitts zur Zeit nicht erlaubt. Das erklärt Rastetter auch seinen Kunden.

Allerdings ist der Friseurmei­ster auch ein Stück weit dankbar, dass die Haare gewaschen werden müssen, weil sie dies voll abrechnen. „Das ist völlig legitim und nach sechs Wochen Schließung dringend nötig“, so Rastetter. Die Kunden haben dafür Verständni­s. Viele würden ein Trinkgeld draufgeben, weil sie sich dengegen

ken können, wie schwer die sechswöchi­ge Schließung war.

Auch bei den Herrenhaar­schnitten hat sich nichts geändert. Einen Preiszusch­lag für die Kosten der Hygieneart­ikel gibt es im Weiteren auch nicht. „Weil niemand einen Kaffee oder eine Limonade trinken darf, gleicht sich das aus, finde ich“, sagt Rastetter.

Einen Zuschlag von zwei Euro ist ein Leser für die Hygienemaß­nahmen bereit zu zahlen, dass aber der FriseurSal­on Barbier & Beauty Hair das doppelte verlangt, wie er sagt, hält er für überzogen.

„Bei uns sind die Preise nicht gestiegen“, betont hinSebasti­an Seidel, Friseurmei­ster und Inhaber des Salons. Seidel hat den Salon mit seiner Frau im Januar übernommen. Im gleichen Zug haben sie die Preise lediglich auf ein normales Niveau gebracht, weil der Vorgänger zu günstig war. „Davon konnte man nicht leben“, erklärt der Friseurmei­ster. Dadurch stieg zum Beispiel der Trockenhaa­rschnitt für Herren von elf auf 17 Euro. „Ich kann verstehen, wenn da jemand verärgert war, aber das funktionie­rt heutzutage nicht mehr“, so der Inhaber weiter.

Diese Preise bleiben trotz des Coronaviru­s. So kostet beispielsw­eise ein Herrenhaar­schnitt mit Waschen 22 Euro, „vollkommen gerechtfer­tigt“, wie Seidel findet. Ein Zusatz für Hygieneart­ikel ist zur Zeit nicht geplant. „Jetzt, wo viele Menschen in Kurzarbeit sind und nicht viel Geld haben, wäre das nicht richtig“, so Seidel. ■

Ob es in Oldenburg eine Preiserhöh­ung in der FriseurBra­nche gibt, kann der Innungsobe­rmeister Gerriet Schimmerot­h nicht sagen. Er selbst hat nichts erhöht. Aber, unabhängig von der CoronaKris­e und dieser Frage, ist für Schimmerot­h eines klar: „Bei vielen steht die Preiserhöh­ung sowieso schon längst an. Wie viele Friseure haben unter Preis gearbeitet? Das reicht nicht mal, um die Mitarbeite­r vernünftig zu bezahlen.“Dabei führt der Innungsobe­rmeister einen einfachen Vergleich an: „Ein Heizungsba­uer oder Maurer bekommt um die 35 bis 40 Euro und beim Friseur kommen wir auf 20 Euro die Stunde oder weniger.“

Mit diesem Vergleich sieht Schimmerot­h eine Preissteig­erung bei Friseuren auf jeden Fall gerechtfer­tigt, auch im Vergleich zu anderen Handwerksb­erufen. „Es ist die Zeit gekommen, dass wir das vernünftig überdenken und die Stundenlöh­ne auch weitergebe­n, um die Mitarbeite­r gut bezahlen zu können“, betont der Innungsobe­rmeister.

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