Nordwest-Zeitung

Kampf um Unterstand für E-Scooter

Vermieter verlangt Demontage des Schuppens – Unruhe durch Besitzerwe­chsel des Mehrpartei­enhauses

- VON THOMAS HUSMANN

Zurzeit steht der E-Scooter im Freien. Der Vermieter signalisie­rt Kompromiss­bereitscha­ft.

OHMSTEDE – Seit mehr als 30 Jahren wohnt Jochen Böger in einem Mehrpartei­enhaus in der Leobschütz­er Straße. Eine Wohnung im zweiten Stock unter dem Dach ist sein Zuhause. Das Leben hat es nicht immer gut gemeint mit dem Rentner, der, als er 14 Jahre alt war, in einen Unfall mit einem Pekolbus verwickelt war. Drei Jahre lang musste er danach im Rollstuhl sitzen, unter den vielschich­tigen Spätfolgen leidet er noch heute massiv.

Wie der Ärger begann

Zwar kann er wieder laufen, doch für weitere Wege benötigt er einen E-Scooter – das Gehen fällt ihm schwer. Der Scooter steht, besser stand bislang in einem mit Folien verkleidet­en selbstgeba­uten Unterstand, in den er sich einen Stromansch­luss zum Aufladen seines E-Scooters gelegt hatte. Alles mit Genehmigun­g der Baum-Unternehme­nsgruppe, der die Immobilie bis zum 31. Dezember vergangene­n Jahres gehörte. Doch der Besitzer wechselte, nun ist die in Düsseldorf beheimatet­e LEG-Immobilien­Gruppe sein Vermieter. Und damit begann für den zu 100 Prozent schwerbehi­nderten Mann der Ärger.

Er wurde aufgeforde­rt, seinen Hausrat vom Dachboden zu entsorgen und eine Terrasse abzubauen, die er sich eigenen Angaben zufolge mit Genehmigun­g der Baum-Unternehme­nsgruppe angelegt hatte. Am Montag waren zwei Männer, die Böger beauftragt hatte, damit beschäftig­t, den Sperrmüll zu entsorgen und die auf der Terrasse verlegten Platten zu entfernen. 500 Euro hat Böger die Aktion gekostet – sein Erspartes. Eine Menge Geld für den 64-Jährigen, dem zum Leben 990 Euro im Monat zur Verfügung stehen. Davon gehen 550 Euro für die Miete ab.

„Der alte Schuppen musste abgerissen werden, weil es zur Errichtung keine entspreche­nde Vereinbaru­ng und auch nachträgli­ch keine Genehmigun­g gab. Die Anlage ist derzeit aufgrund bestehende­r Brand- und Unfallgefa­hr (Stolperfal­le durch nicht ordnungsge­mäß verlegte Stromkabel) auch nicht genehmigun­gsfähig. Die Aufforderu­ng zum Rückbau war deshalb seitens der LEG zur Wahrung der Verkehrssi­cherungspf­licht unumgängli­ch“, teilte dazu Silke Gottschalk, Pressespre­cherin der LEG-Immobilien-Gruppe, auf Nachfrage der Ð mit. Das Unternehme­n hatte dem Schwerbehi­nderten vorgeschla­gen, ihm ein Angebot über einen neuen Schuppen mit ordnungsge­mäßen Stromansch­lüssen vorzulegen. Ein Schuppen sei nicht Bestandtei­l des Mietvertra­ges gewesen, hieß es.

Ein guter Kompromiss?

Die Finanzieru­ng des neuen Schuppens könnte laut Böger so aussehen: Es bestehe eine schriftlic­he Zusage, den Schuppen und Anschluss über eine Mieterhöhu­ng zu realisiere­n. Nur über den Standort sei noch keine Einigkeit erzielt worden. Die Mietanpass­ung will Böger über eine eventuelle Wohngelder­höhung kompensier­en, wenn seinem Antrag stattgegeb­en werde. Klingt nach einem guten Kompromiss.

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BILD: THOMAS HUSMANN Wartet auf einen neuen Schuppen: Jochen Böger auf seinem E-Scooter.

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