Ermittler blicken in Abgründe
Missbrauchskomplex Bergisch Gladbach zieht immer weitere Kreise – Drahtzieher gefasst
Chrissy Teigen (34) hat öffentlich über eine sehr persönliche Veränderung gesprochen: Die US-Amerikanerin will sich ihre Brustimplantate entfernen lassen. „Ich hole meine Brüste raus“, schrieb das Model am Dienstag auf Instagram. „Sie waren viele Jahre lang gut zu mir, aber nun bin ich darüber hinweg.“Teigen postete ihre Ankündigung mit einem Bild, auf dem sie bis zum Bauchnabel nackt zu sehen ist und zwei Emojis ihre Brüste verdecken. „Ich würde gern ein Kleid in meiner Größe mit einem Reißverschluss schließen und gemütlich auf dem Bauch liegen können“, scherzte das Model, das mit dem Sänger John Legend verheiratet ist. „Also macht euch keine Sorgen um mich! Alles gut. Ich habe immer noch Brüste.“Von ihren Fans bekam sie großen Zuspruch. „Kann ich sie haben, wenn du fertig bist?“, scherzte eine Nutzerin.
Die Ermittler sprechen von einem SchneeballSystem. Eine mutmaßliche Schaltstelle des Netzwerks wurde aufgedeckt.
KÖLN – Im Missbrauchskomplex Bergisch Gladbach hat die Polizei nach eigener Einschätzung einen der Koordinatoren gefasst. Der Mann aus BadenWürttemberg – dessen Festnahme bereits am Dienstag bekannt gegeben worden war – sei der Administrator eines der Chatforen, in dem sich Pädophile ausgetauscht hätten, sagte der Kölner Polizeipräsident Uwe Jacob am Mittwoch. Kriminaldirektor Michael Esser beschrieb den Festgenommenen als „zentrale Persönlichkeit, die die Chatverläufe zusammenhält“. Das Amtsgericht Offenburg habe mittlerweile Untersuchungshaft gegen ihn verhängt.
Spezialkräfte hätten den Mann in seiner Wohnung überrascht, so dass er keine Gelegenheit gehabt habe, Beweismittel zu vernichten, schilderte Esser. Die Wohnungstür sei dafür mit einer Schrotflinte beschossen worden, es habe keine Verletzten gegeben. Dadurch, dass die Ermittler direkt ins Handy des Mannes hätten schauen können, seien sie auf mehrere Kinder aufmerksam geworden, die aktuell noch missbraucht worden seien. Dazu habe ein drei Monate altes Baby gehört. Der Mann, der dieses Kind missbraucht habe, befinde sich auch in Untersuchungshaft, sagte Jacob.
In dem Komplex sei zudem eine weitere Anklage erhoben worden, sagte Oberstaatsanwalt Ulrich Bremer. Sie richte sich gegen einen Mann aus Bergisch Gladbach, dem unter anderem sexueller Missbrauch
von Kindern in mehreren Fällen zur Last gelegt werde. Der Angeschuldigte befindet sich in Untersuchungshaft. Es offenbare sich hier ein „Abgrund“, der verstöre, sagte Bremer. Und Esser fügte an: „Es scheint inzwischen in der Mitte der Gesellschaft angekommen zu sein.“
Polizeipräsident Jacob sprach davon, dass die Ermittler Einblicke gewonnen hätten, „die das Vorstellungsvermögen der meisten Menschen sprengen“. Die psychischen Belastungen seien mittlerweile so groß, dass mindestens drei Kolleginnen und Kollegen aufgrund der Ermittlungen längerfristig krank geworden seien. „Wir sind mit den Ermittlungen noch lange nicht am Ende“, sagte Jacob.
Bremer sprach von einem Schneeball-System: Mit jedem Täter, jedem neu enthüllten Chat ergäben sich wieder Spuren zu weiteren Beteiligten. Deshalb werde man am Polizeipräsidium
Köln nun sogar ein eigenes Kommissariat für den Kampf gegen den sexuellen Kindesmissbrauch gründen. „Wir sagen den Pädo-Kriminellen den Kampf an“, sagte Jacob.
Insgesamt gibt es in dem Komplex bisher 32 identifizierte Tatverdächtige in Nordrhein-Westfalen. In ganz Deutschland seien es 72 identifizierte Tatverdächtige, sagte Jacob. Zudem gebe es 44 identifizierte Opfer. Zehn Personen seien in U-Haft, sagte Bremer.
Kürzlich war in dem Fall Anklage gegen den 43 Jahre alten Hauptverdächtigen erhoben worden. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Deutschen unter anderem vor, seine 2017 geborene Tochter immer wieder sexuell missbraucht zu haben. Den überwiegenden Teil habe er fotografiert und gefilmt und diese Aufnahmen an Chatpartner weitergeleitet. Bei dem Angeklagten aus Bergisch Gladbach hatte es im Oktober 2019 die erste Durchsuchung gegeben, die den Fall ins Rollen gebracht hatte.