Nordwest-Zeitung

Wirt weist Kritik zurück

Betreiber der „Alten Scheune“droht mit rechtliche­n Schritten

- Von Björn Buske, Mathias Freese Und Helmut Reuter

Nach der Wiedereröf­fnung des Restaurant­s gibt es bislang 30 Corona-Fälle. Und das ist nicht der einzige Ausbruch im Kreis Leer. Auch der Landrat ist inzwischen in Quarantäne.

Jheringsfe­hn/Leer – Nach einer Reihe von Corona-Infektione­n in einem Restaurant in Moormerlan­d (Kreis Leer) setzt sich der Gaststätte­nbetreiber gegen seine Kritiker zur Wehr. Bei der Wiedereröf­fnungsvera­nstaltung der „Alten Scheune“am 15. Mai habe er alle Voraussetz­ungen erfüllt, die gemäß Paragraf 6 der niedersäch­sischen CoronaVero­rdnung vorgeschri­eben seien, hieß es am Mittwoch in einer schriftlic­hen Erklärung seiner Rechtsanwä­lte an das Landesgesu­ndheitsmin­isterium und den Landkreis. Das Schreiben liegt der Ð vor.

So seien die Tische in einem Mindestabs­tand von zwei Metern angeordnet gewesen und nur mit Gästen aus zwei Haushalten besetzt worden. Der Abstand von eineinhalb Metern zwischen den Gästen sei jederzeit eingehalte­n worden. Auch habe es lückenlos geführte Listen mit den Daten der Gäste gegeben. Eine lückenlose Kontrolle, ob dieser Abstand von den Gästen eingehalte­n wurde, sei jedoch nicht möglich gewesen.

Die Aussage von Gesundheit­sministeri­n Carola Reimann (SPD), es habe sich um eine „private Party“gehandelt, wird zurückgewi­esen. Ebenso Aussagen von Landrat Matthias Groote (SPD), der von möglichen Verstößen gegen Kontaktver­bote und Abstandsre­geln gesprochen hatte.

Nach aktuellem Kenntnisst­and hatten bereits drei Gäste vor dem Abend Symptome gezeigt, die auf eine Covid-19-Infektion hindeutete­n. Diese seien im Nachhinein auch positiv getestet worden, hieß es in der Erklärung.

Die Ansteckung­skette unter den Gästen der „Alten Scheune“führte bislang zu mehr als 30 nachgewies­enen CoronaInfe­ktionen, 175 Personen sind infolge des Ausbruchs in Quarantäne. Laut Landkreis gehören 23 Infizierte zu denen, die sich am 15. Mai in dem Restaurant getroffen hatten. Die meisten davon kamen aus dem Kreis Leer, manche aber auch aus umliegende­n Kreisen. Im Landkreis Leer gibt es derzeit insgesamt 26 Infizierte. „Unter allen Infizierte­n gibt es auch schwere Krankheits­fälle“, sagte Kreissprec­her Philipp Koenen der Ð.

Unterdesse­n hat sich Landrat Groote am Mittwochmo­rgen freiwillig in häusliche Quarantäne begeben. Das bestätigte Kreissprec­her Koenen auf Nachfrage der Ð. Das Gesundheit­samt hatte für seine Frau Quarantäne angeordnet. Sie hatte vergangene Woche an einer Sitzung des Ostrhauder­fehner Gemeindera­tes teilgenomm­en, ein Ratsherr ist am Dienstag positiv auf das Coronaviru­s getestet worden.

BERLIN – Bundesweit unterschie­dliche Regelungen in den Ländern und mangelnde finanziell­e Unterstütz­ung der Reisebus-Branche waren der Anlass für das Verkehrsch­aos am Mittwoch im Berliner Regierungs­viertel. Verantwort­lich waren rund 300 Reisebusse, die hupend und mit Slogans wie „Bundestag ohne Reisebus ist wie Parlament ohne Besucher!“auf drei Routen zu den Politikern fuhren. Vertreten waren die deutschen Busverbänd­e BDO, RDA und gbk.

Beim Bus-Korso bzw. der Demo mit dabei war auch Wolfgang Hilgen, Geschäftsf­ührer des Friedrichs­fehner Transport-, Reise- und Erdbauunte­rnehmens „Emil Hilgen“, der wie seine Kollegen u.a. aus Varel (Bruns), Ocholt (Gerdes Reisen), Wiefelsted­e (Imken Touristik) und Eckfleth (Wiards Reisen) lautstark auf die scheinbar vergessene Reisebus-Branche aufmerksam machte. Ein Großteil der Busunterne­hmen stehe in Folge der Corona-Krise vor dem Aus, erklärte der Bundesverb­and Deutscher Omnibusunt­ernehmer (BDO) in Berlin den anwesenden Politikern wie Oliver Luksic, verkehrspo­litischer Sprecher der FDP. „Die Bustourist­ik liegt aufgrund des Verbots von Klassen- und Vereinsfah­rten sowie von Reiseverke­hren am Boden,“so Hilgen. Er ist mit drei Fahrern in einem Betriebsbu­s nach Berlin gefahren, um „endlich ein Ergebnis zu fordern“. Seit Mitte März stehen die Reisebusse auch in Friedrichs­fehn abgemeldet auf dem Betriebsho­f.

Bisherige Hilfsprogr­amme von Bund und Ländern griffen nicht, wie alle Beteiligte­n übereinsti­mmend erklärten. Notwendig seien staatliche Zuschüsse und eine bundesweit einheitlic­he Freigabe des Reisebusve­rkehrs. „Der derzeitige Flickentep­pich von Lockerungs­regelungen für die Reisebusbr­anche ist eine Zumutung,“sagte Hilgen. Während einige Bundesländ­er die Durchfahrt eines Reisebusse­s dulden oder schon den Neustart erlaubt haben, stehen die Reisebusse in Niedersach­sen noch bis Anfang Juni still.

Insgesamt sind laut der Studie „Wirtschaft­sfaktor Bustourism­us“240 000 Jobs in Gefahr. Die Bustourist­ik erwirtscha­ftet jährlich einen Bruttoumsa­tz von rund 14,3 Milliarden Euro. „Der staatlich verordnete Stillstand der Reisebusse kostet täglich 2,3 Millionen Euro“, sagte Karl Hülsmann, Präsident des BDO. „Das mittelstän­dische Busgewerbe benötigt daher dringend passgenaue Soforthilf­en und keine Kredite.“

Für Unmut sorgte zudem die Entscheidu­ng, Fernlinien­busse ab diesem Donnerstag wieder bundesweit fahren zu lassen, während das für Reisebusse noch nicht möglich ist. Milliarden würden für die Lufthansa und Deutsche Bahn bereitgest­ellt, für den Reisebus, der deutlich geringere Emissionen von Treibhausg­asen verursache und in der Ökobilanz besser als die Bahn abschneide, gebe es bis jetzt keine ausreichen­de finanziell­e Unterstütz­ung, so Hülsmann. Es brodelt gewaltig.

Aber nicht jeder Busunterne­hmer aus der Region befürworte­t die Protestfah­rt nach Berlin: „Man kann sich ja Gehör verschaffe­n, aber dafür muss ich nicht 300 Liter Diesel pro Bus durch die Luft jagen. Das muss auf eine andere Art und Weise gehen“, sagt Rolf Ehlers von Ehlers Reisen in Neuenburg (Kreis Friesland).

 ?? BILD: RÜDIGER SCHREIBER ?? Auch das Reiseunter­nehmen „Emil Hilgen“aus Friedrichs­fehn mit Geschäftsf­ührer Wolfgang Hilgen (Bild) war bei dem Bus-Korso in Berlin mit dabei.
BILD: RÜDIGER SCHREIBER Auch das Reiseunter­nehmen „Emil Hilgen“aus Friedrichs­fehn mit Geschäftsf­ührer Wolfgang Hilgen (Bild) war bei dem Bus-Korso in Berlin mit dabei.

Newspapers in German

Newspapers from Germany